Lokalsport Eine Zwölfjährige als „Obermann“

Langsam, aber sicher kehrt wieder der Alltag ein ins Leben von Pauline Riedl. Nach dem Gewinn des WM-Titels im Voltigieren mit der A-Gruppe des RSV Grimlinghausen bei den Weltreiterspielen in der Aachener Soers war die Zwölfjährige eine gefragte Gesprächspartnerin für die Medien gewesen, schließlich ist sie nicht nur das jüngste Mitglied ihres Teams, mit 1,45 Meter ist sie auch das kleinste.

Lokalsport: Eine Zwölfjährige als „Obermann“
Foto: A. Werhahn

Noch vorige Woche Freitag hatte sie einen Termin in Aachen, um für den TV-Sender Phoenix gemeinsam mit Bundestrainerin Ulla Ramge einen Beitrag übers Voltigieren zu drehen. Doch nach einer weiteren Woche Schule auf dem Marienberg Gymnasium war der Trubel schon wieder ein ganzes Stück weiter entfernt - bis Freitag.

Lokalsport: Eine Zwölfjährige als „Obermann“
Foto: A. Werhahn

Da kam nämlich ein Anruf mit der freudigen Botschaft, dass sie die Leser der NGZ für ihre Leistung bei der WM mit großer Mehrheit zur Sportlerin des Monats August gewählt haben.

"Auf jeden Fall eine gute Sache", meinte Pauline Riedl relativ trocken und lieferte gleich einen Beweis für ihre Abgeklärtheit im Umgang mit den Medien ab. Und das sollte nicht der letzte sein. Locker-flockig plauderte sie über ihre Erlebnisse bei der Weltmeisterschaft und ihre Zukunftspläne.

"Das war schon ein cooles Ereignis. Überhaupt nicht mit anderen Turnieren zu vergleichen", zeigte sich die Zwölfjährige vor allem von der Größe des Stadions in der Aachener Soers und der enormen Zuschauerkulisse beeindruckt. Doch am meisten Spaß hatte sie am Zusammensein mit den Voltigierern der anderen Nationen, die alle im so genannten "Vaulters Village" untergebracht waren.

Denn neben dem Sport war auch noch Zeit für Veranstaltungen, die der Völkerverständigung dienten. Beispielsweise der Nationenabend, bei dem die Gruppen aus jedem Land etwas aufführen sollten. Verständigungsprobleme gab es jedenfalls nicht, in vielen Fällen war noch nicht mal das Zurückgreifen auf Englisch oder die non-verbale Kommunikation mit Händen und Füßen nötig.

"Ich war erstaunt, wie viele Deutsch gesprochen haben. Egal, ob Brasilien, Kolumbien, USA oder Südafrika, es gab immer jemanden, der Deutsch konnte", erinnerte sich Riedl. Das dürfte wohl auch etwas damit zu tun haben, dass gerade der RSV Grimlinghausen durch seine großen internationalen Erfolge in der Vergangenheit die deutschen Trainingsmethoden in Sachen Voltigieren zum Exportschlager gemacht hat.

Da ist so ein WM-Titel im eigenen Land freilich eine gute Bestätigung. Allerdings kein Grund, um sich nun auf den frisch erworbenen Lorbeeren auszuruhen. "Unser Ziel muss es sein, unser Niveau zu halten. Das ist schwer genug", erklärte Pauline Riedl, "und nächstes Jahr stehen dann ja die Europameisterschaften an.

Die wollen wir natürlich auch noch gewinnen." Ob die RSV-Gruppe dann noch in derselben Besetzung an den Start geht, steht noch in den Sternen. Denn zwei Mitglieder fangen demnächst mit dem Studium an. Auf jeden Fall noch mit von der Partie wird aber Pauline Riedl sein. Und weil nicht zu erwarten ist, dass sie bis zum Saisonstart im Frühjahr 2007 mächtig wachsen und an Gewicht zulegen wird, ist für sie weiter die Rolle des "Obermanns" gebucht.

Sie ist also für die akrobatischen Übungen auf den Händen und Rücken ihrer Teamkameradinnen zuständig. Wenn es denn aber so weit ist, dass ihre körperlichen Proportionen das nicht mehr zulassen, dann kann sie sich durchaus vorstellen, es auch mal mit dem Einzelvoltigieren zu versuchen.

Denn nicht nur Bundestrainerin Ulla Ramge bescheinigt ihr außergewöhnliches Talent. "Ich muss aber erst mal schauen, ob mir das überhaupt Spaß macht", zeigte sich die Zwölfjährige zurückhaltend. Sie hat ja auch noch viel Zeit. Jetzt kehrt erst mal weiter der Alltag ein.

(NGZ)
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