Sportgeschichten ( 85) Ein stiller Großer des Galopprennsports ist abgetreten

Neuss · Horst Horwart war als Jockey weitaus erfolgreicher als in seiner Trainerlaufbahn. Am vergangenen Freitag ist er 78-jährig in Neuss verstorben.

Neuss Es war die 24. NGZ-Sportlerehrung im Januar 2002. Damals noch im Zeughaus und auf der Bühne waren als Interview-Gäste von NGZ-Sportredakteur Volker Koch Dagmar und Horst Horwart geladen. Die Überschrift über deren Auftritt lautete damals: "Morgens um fünf ist die Welt noch in Ordnung."

Die wie immer kesse Dagmar Horwart überraschte den Moderator damit, dass es doch nichts Schöneres gebe als sich frühmorgens auf der Neusser Rennbahn das Training von Rennpferden anzuschauen. Vor allem bei Horwarts. Vorher hatte Horst Horwart davon berichtet, wie sehr er die Winterzeit schätze, weil dann das Training später beginne als im Sommer und sich schließlich die Zeit des Schlafens um zwei Stunden verlängere. Schon zwei Jahre nach diesem unterhaltsamen Auftritt auf der Zeughaus-Bühne ging die Trainerlaufbahn von Horst Horwart in Neuss zu Ende. Sambaprinz aus dem Stall von Alfons von Mulert mit Andrasch Starke und Newport aus dem Gestüt Bona mit Adrie de Vries waren beim Derby-Meeting in Hamburg die beiden letzten der nur 199 Trainersiege. Am vergangenen Freitag ist Horst Horwart im Alter von 78 Jahren in Neuss an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben.

Nach dem Ende der Trainerlaufbahn ihres Sohnes Thomas im Jahre 2007 in Neuss hatten sich die Horwarts aus der vor allem von Dagmar Horwart (einer Trainertochter aus Mülheim an der Ruhr) so sehr geliebten Rennsportszene zurückgezogen. Besuche von Rennen waren selten, zuletzt sah man sie überhaupt nicht mehr dort, wo der in Oberhausen geborene Horst Horwart viele Jahre lang eine bekannte und beim Publikum und den Medien geachtete und gemochte Jockey-Persönlichkeit war.

1138 Jockey-Siege kamen zusammen. Standesgemäß war auch der letzte Ritt am 20. September 1994 auf Poppyland ein Sieg. Horst Horwart schrieb Rennsportgeschichte durch den Sieg auf Ulan im Besitz von Karl-Heinz Münchow (dem Ehemann der Sängerin Margot Eskens) im Jahre 1972 im ersten Großen Preis der Wirtschaft beim Iffezheimer Frühjahrs-Meeting. Bezeichnenderweise von Heinz Jentzsch trainiert. Der 2012 verstorbene größte deutsche Trainer aller Zeiten mochte Horst Horwart. Immer wieder ist Horwart in den unterschiedlichsten Hierarchien an dessen Asterblüte-Stall in Köln-Weidenpesch gelandet.

Prägend allerdings war für Horwart auch die Zeit der Zusammenarbeit mit Trainer Robert Backes am Stall von Angela Spaulding-Maggi auf dem Düsseldorfer Grafenberg. Mit dem Spaulding-Pferd Wladimir gewann er zwei Mal in den Jahren 1977 (vor Derbysieger Surumu und der Spitzenstute Vivi) und 1978 (vor Limbo und dem Derbysieger Zauberer) den Aral-Pokal in Gelsenkirchen-Horst, damals eines der populärsten deutschen Galopprennen. Beinahe vergessen, aber Horst Horwart war im Jahre 1964 auch deutscher Jockey-Champion. In Neuss gewann er als Trainer mit der Stute Wavelet am 5. Februar 1995 sein erstes Rennen, es ritt Neil Grant.

Ein langes Leben ausgerichtet nur auf diesen Sport war für Dagmar und Horst Horwart auch ein Wechselbad der Erfolgsgefühle. Großen Zeiten folgte die Verstrickung in den Wettskandal der 70-er Jahre, wenn auch als nur als Randfigur. Dem Verfasser bleibt das Gespräch darüber viele Jahre später mit den Horwarts in deren Küche in der Wohnung an der Neusser Galopprennbahn unvergessen. Dagmar Horwart machte schon damals keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung, kaum bis keine Pferde von großen Gestüten zu bekommen, für die ihr Horst oft so erfolgreich ritt. Eine wohltuende Ausnahme bildete die Kölner Familie Harzheim mit ihrem Gestüt Bona.

Die Gespräche mit Horst Horwart verliefen immer angenehm, denn er war auch für Neulinge dieses oftmals so erklärungsbedürftigen und verschlossenen Sports in den früher siebziger Jahren ein lehrreicher und freundlicher Gesprächspartner. Das ist bis zur letzten Begegnung vor einigen Jahren so geblieben.

(kgö)
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