Sportgeschichten (97) Ein Siebenmeter machte ihn zur Legende

Neuss · Nach dreißig Jahren hat der Ex-Dormagener Maciej Dmytruszynski seine Handball-Karriere beendet - und wird nun Trainer.

Dormagen Ein einziger Siebenmeter hat ihm seinen Platz in der Dormagener Handballgeschichte gesichert - und das will angesichts der viereinhalb Jahrzehnte, in denen der TSV Bayer in einer der drei höchsten deutschen Spielklassen mitmischt, schon einiges heißen.

Doch es war ja auch kein x-beliebiger Strafwurf, den Maciej Dmytruszynski an jenem Abend des 3. September 2008 verwandelte. Der Schauplatz hieß Ostseehalle, der Gegner THW Kiel, und zwischen den Pfosten stand Thierry Omeyer, der zu diesem Zeitpunkt (und bis vor kurzem immer noch) beste Torhüter der Welt. Der Deutsche Meister führte gegen gegen die gerade in die Erste Liga aufgestiegenen Gäste mit 28:27, die Uhr war bereits abgelaufen, als Maciej Dmytruszynski an die Strafwurflinie trat - und sicher verwandelte. 10.250 Zuschauer schauten entgeistert, während die Dormagener ein Freudentänzchen aufs Parkett legten, wie es sie eigentlich nur nach Titelgewinnen gibt.

Mittendrin der 2,02 Meter große polnische Abwehrrecke, ein Jahr zuvor von FrischAuf Göppingen nach Dormagen gewechselt, wo er bis zum unrühmlichen Ende des DHC Rheinland im Jahre 2011 blieb. Und wo er heimisch wurde, so dass der heute 36-Jährige rückblickend sagt: "Ich zähle auch die Jahre in Dormagen zu den schönsten Momenten, besonders als wir im ersten Bundesligajahr ein paar Überraschungen erzielt haben, ganz besonders, wo wir ein Unentschieden gegen Kiel geschafft haben. Damals durfte ich den letzten Siebenmeter gegen Thierry Omeyer werfen, der ging dann auch noch rein. Das waren wirklich schöne Momente."

Gesagt hat Maciej Dmytruszynski das in einem Interview mit dem Pressedienst der SG Schalksmühle-Halver. Denn dort, bei Dormagens Liga-Konkurrenten, hat er vor zwei Wochen beim 34:21-Sieg in Baunatal das letzte Spiel seiner langen Handball-Karriere bestritten, die ihm unter anderem 22 Länderspiele für sein Heimatland Polen bescherte. Ein Abschied, der ihm nicht leicht gefallen ist: "Mein Kopf will wirklich weitermachen, aber mein Körper sagt leider nein", gibt der 36-Jährige zu. Das rechte Knie, schon immer sein Sorgenkind, hält den Belastungen in der Dritten Liga nicht mehr stand: "Ich habe mich am 19. November gegen Langenfeld am Knie verletzt und musste mich deshalb einer Operation unterziehen. Leider hat sich der Zustand des Knies bis heute nicht wesentlich gebessert und deshalb habe ich mich dann entschieden, meine Karriere zu beenden - es geht einfach nicht mehr", erzählt Dmytruczynski. Dass er überhaupt so lange durchgehalten hat grenzt fast schon an ein medizinisches Wunder. "Immerhin haben mir die Ärzte schon vor zehn Jahren gesagt, dass ich meine Karriere beenden müsse," erinnert er sich.

Ganz vom Handball lassen kann der 36-Jährige freilich nicht: Er wird Trainer im Nachwuchsbereich der SG Schalksmühle-Halver. "Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe, ich habe auch schon früher gewusst, dass ich mal als Trainer arbeiten will", sagt Maciej Dmytruszynski. Er ist dabei, seine A-Lizenz zu machen und denkt daran, in Zukunft auch im Seniorenbereich als Trainer zu arbeiten. "Aber ich mache mir da keinen Stress, ich will mich Schritt für Schritt weiterentwickeln und erstmal auf die Jugend konzentrieren." Zu der gehört auch sein Sohn Kasper, der jetzt in die E-Jugend aufrückt. Für Kasper, ihn und seine Frau sei Schalksmühle "in Deutschland unsere Heimat" geworden, sagt Maciej Dmytruczynski - doch am Siebenmeterpunkt wird er stets ein Dormagener bleiben.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort