Lokalsport Ein Handballabend voll großer Emotionen

Dormagen · Die 1353 Zuschauer hatten ebenso viel Spaß wie die Spieler bei der großen Handballparty des TSV Bayer Dormagen gestern Abend.

 Ein würdiger Abschied: Seine Teamkollegen lassen Tobis Plaz nach zwölf Jahren im Bayer-Trikot hoch leben - und das in einer Auszeit.

Ein würdiger Abschied: Seine Teamkollegen lassen Tobis Plaz nach zwölf Jahren im Bayer-Trikot hoch leben - und das in einer Auszeit.

Foto: Heinz Zaunbrecher

Maik Handschke hatte einen Kloß im Hals. Eigentlich hätte der 48 Jahre alte Ex-Nationalspieler gestern auf der Trainerbank des TV Großwallstadt sitzen und dem TSV Bayer Dormagen einen harten Kampf um die letzten Zweitliga-Punkte dieser Saison liefern sollen. Stattdessen stand er als Kreisläufer im eilends zusammengestellten Allstar-Team, gegen das der Handball-Zweitligist einen Saisonabschluss feierte, der nicht nur Tobias Plaz unvergesslich bleiben wird.

 Die von Kai Wandschneider (Bild unten) gecoachten "All-Stars" stellen sich gemeinsam mit dem Dormagener Zweitliga-Team zum Erinnerungsfoto (oben).

Die von Kai Wandschneider (Bild unten) gecoachten "All-Stars" stellen sich gemeinsam mit dem Dormagener Zweitliga-Team zum Erinnerungsfoto (oben).

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

"Es hört sich vielleicht blöd an, aber es war gut, dass Großwallstadt nicht gekommen ist", sagte der 33-Jährige, der nach zwölf Jahren das Trikot mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust auszieht, um sich künftig seinen Aufgaben im Marketingbereich und als neuer Co-Trainer von Jörg Bohrmann zu konzentrieren. Schon vor dem wegen zahlreicher Verabschiedungen um 20 Minuten verspäteten Anpfiff hatte der Linkshänder Tränen in den Augen stehen.

Als er zehn Minuten nach Wiederbeginn in einer Auszeit das Mikrofon ergriff, um sich zu bedanken, brachen bei ihm und den 1353 Zuschauern alle emotionalen Dämme: Seine Teamkollegen spielten die restlichen 20 Minuten in T-Shirts mit der Aufschrift "Danke Tobi" und der Rückennummer 6 zu Ende - in einer Partie, die durchaus länger als 60 Minuten hätte dauern dürfen.

Lokalsport: Ein Handballabend voll großer Emotionen
Foto: Heinz J. Zaunbrecher

"Ein Klassespiel und eine Klasseaktion", sagte Moritz Preuss, mit 20 Jahren der Jüngste im All-Starteam und mit sechs Treffern dessen bester Feldtorschütze. Vor Jahresfrist war der Kreisläufer an gleicher Stelle Drittliga-Meister geworden, dann zum Bergischen HC in die Erste Liga gewechselt, "aber heute dabei zu sein, war für mich selbstverständlich. Ich hänge an Dormagen." Das tun andere auch, die schon wesentlich länger nicht mehr das Bayer-Trikot tragen: "Dormagen war meine schönste Zeit", sagt Maciej Dmytruszynski, "nach meinem verkorksten Abschied habe ich unheimlich gefreut, heute wieder hier zu sein", sagte Mirko Bernau, der sogar sein altes Trikot mit dem Aspirin-Schriftzug mitgebracht hatte.

Sie alle trugen ebenso wie die "Hausherren", bei denen vor allem die Youngster Pascal Noll und Sebastian Damm vor Spielfreude sprühten, zu einem Handballabend voll großer Emotionen bei, der im 33:33 (Halbzeit 16:16) ein ebenso gerechtes wie nebensächliches Ergebnis fand. Die Halle stand Kopf, als Dormagens Ex-Trainer Kai Wandschneider seinen Nachfolger Jörg Bohrmann als Rechtsaußen der Allstars aufs Parkett schickte - erst scheiterte er an Torhüter Max Jäger, dann setzte er einen Siebenmeter an den Pfosten, um schließlich einen langen Pass des noch einmal mit starken Reflexen glänzenden Jojo Kurth zum 32:30 zu verwandeln.

 Einer der vielen Höhepunkte des gestrigen Handball-Abends: TSV-Trainer Jörg Bohrmann überwindet per Gegenstoß "seinen" Torhüter Max Jäger.

Einer der vielen Höhepunkte des gestrigen Handball-Abends: TSV-Trainer Jörg Bohrmann überwindet per Gegenstoß "seinen" Torhüter Max Jäger.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

"Dass wir jetzt auch sportlich den Klassenerhalt geschafft haben, freut mich noch ein bisschen mehr als mein Tor", gab Bohrmann zu. Handball-Geschäftsführer Björn Barthel kam nicht nur wegen des Ausgleichstreffers in der Schlussminute durch Betreuer Axel Schönen aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus: "Einen besseren Saisonabschluss hätten wir uns gar nicht wünschen können - das macht Mut für die neue Saison." Die beginnt am 22. August mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger TuS Ferndorf.

(NGZ)
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