Lokalsport Duell ums Ticket für die Europameisterschaften

Verden. · In Verden kämpfen die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen mit dem Dauerrivalen VV Ingelsberg (Bayern) um den Startplatz in Aachen.

 Das Sorgenkind: Jessica Lichtenberg (l.) und ihre Co-Trainerin Elisabeth Simon mit der Stute Delia bei der Verfassungsprüfung gestern in Verden.

Das Sorgenkind: Jessica Lichtenberg (l.) und ihre Co-Trainerin Elisabeth Simon mit der Stute Delia bei der Verfassungsprüfung gestern in Verden.

Foto: Daniel Kaiser

Die Spannung steigt, das Adrenalin ebenso: Ab heute stehen die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen in Verden beim sogenannten CVIO im unmittelbaren Zweikampf um das Ticket zu den Europameisterschaften, die im August in Aachen ausgetragen werden.

Altbekannter Gegner in der wunderschön herausgeputzten Niedersachsenhalle sind die Pferdeakrobaten vom Voltigierverein Ingelsberg. Die Vize-Weltmeister von 2010, die von Alexander Hartl trainiert werden, wollen den amtierenden Weltmeister vom nationalen Thron stoßen. Die Truppe von Jessica Lichtenberg hingegen will die beeindruckende Championats-Serie fortsetzen. Seit 2011 stellten sie das Nationalteam auf allen Europa- und Weltmeisterschaften. Ab 16.45 Uhr (live im Internet unter "http://www.clipmyhorse.tv") werden die Teams heute den Auftakt mit ihrer Pflicht geben. Am Samstag und Sonntag folgen die Küren. Im Anschluss daran entscheiden Bundestrainerin Ulla Ramge und das Sichtungsgremium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, wer die begehrte Fahrkarte in die Aachener Soers erhält.

Angesichts der Erfolge der vergangenen Jahre gehen die Rheinländer zwar als Favoriten ins hochkarätige Turnier, das in den vergangenen Jahren stets in Aachen ausgetragen wurde. Die Voraussetzungen für den Vergleichswettkampf der besten deutschen Teams waren zuletzt allerdings alles andere als optimal.

Nach dem zweiten Platz beim internationalen Turnier im belgischen Moorsele Anfang Mai musste sowohl das Pferd Delia als auch das Team eine ungewollte Trainingspause einlegen. Die Stute laborierte nach Schwierigkeiten mit dem Beschlag an einem Hufproblem, Teammitglied Johannes Kay ging derweil sprichwörtlich zu Boden. Einen Tag vor den Rheinischen Meisterschaften, die Meistertrainerin Lichtenberg für den Feinschliff nutzen wollte, brach sich der junge Mann vor zwei Wochen die Nase - und zwar bei der Pferdepflege. Das Tier hatte sich erschrocken und Kay mit dem Kopf der Nase getroffen. Trotz der Misere konnte der 20 Jahre alte Leistungsträger schon wenige Tage später wieder ins Training einsteigen, ist beim Einsatz in Verden nun komplett genesen. "Die Nase läuft wieder", gab Lichtenberg gestern in Verden zu Protokoll, nachdem Delia den sogenannten Vet-Check (Verfassungsprüfung für die Pferde) vor den Augen eines offiziellen Tierarztes des Weltverbandes FEI ohne Schwierigkeiten bestand.

Für Lichtenberg wiegt vor allem der mehrwöchige Ausfall ihres Vierbeiners schwer. "Diese Zeit hätten wir dringend gebrauchen können", sagt die Neusserin, die heute ihren 34. Geburtstag feiert. Das schönste Geschenk könnten ihr ihre Schützlinge mit einem Sieg in der Pflicht bescheren. Die RSV-Schützlinge gelten in dieser Teildisziplin ohnehin als Spezialisten, dürften sich bei normalen Bedingungen einen kleinen Vorsprung gegenüber den Bayern herausarbeiten. Auch die Kür, die in der heimischen Halle zuletzt nur dreimal am Stück trainiert werden konnte, verlief in den Übungseinheiten sehr vielversprechend. "Wir sind gut drauf, aber es fehlt ein wenig die Routine", blickt Lichtenberg mit gemischten Gefühlen auf die anstehenden Turniertage.

Wermutstropfen in Verden: Das Teilnehmerfeld ist - bis auf die deutsche Konkurrenz - recht schwach. Lichtenberg: "Das ist vor allem für den Veranstalter sehr schade. Die gleiche Stimmung wie in Aachen wird es wohl leider nicht geben."

(NGZ)
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