Lokalsport Dormagen nutzt seine Chance(n) nicht

Wetzlar · Nach der 24:30-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen sind für die Nachwuchs-Handballer des TSV Bayer die Saison und der Traum von der Deutschen A-Jugendmeisterschaft beendet.

Lokalsport: Dormagen nutzt seine Chance(n) nicht
Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Am Ende war es vielleicht sogar tröstlich, dass die Niederlage so hoch ausfiel. "Zu hoch", wie Wetzlars Bundesliga-Geschäftsführer Björn Seipp nach dem 30:24-Sieg (Halbzeit 15:13) seiner Nachwuchs-Handballer der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen im Viertelfinal-Rückspiel der Deutschen A-Jugendmeisterschaften über den TSV Bayer Dormagen zugab.

Tröstlich deshalb, weil sich keines der tieftraurigen Dormagener Talente Vorwürfe machen musste, er allein trage die Schuld am Viertelfinal-Aus auf seinen schmalen Schultern. Lukas Stutzke nicht, weil er sich im falschesten Moment eine Zeitstrafe einhandelte - dann nämlich, als die Gäste vor 800 Zuschauern die Chance hatten, sich angesichts eines 11:7-Vorsprungs noch vor der Pause vielleicht vorentscheidende abzusetzen. TSV-Trainer Ulli Kriebel hielt die Entscheidung der umsichtig pfeifenden Schiedsrichter-Brüder Fabian und Christian vom Dorff (Kaarst) in dieser Situation für zu hart, was den Wetzlarern herzlich egal war: Sie nutzten die Überzahl zu drei Treffern in Folge und die anschließende Verwirrung in den Dormagener Reihen, um sich bis zum Halbzeitpfiff auf 15:13 abzusetzen.

 Handball aktuell: All zu oft kamen die Wetzlarer Angreifer frei vor dem stark haltenden Janis Boieck zum Wurf. Handball nostalgisch: TSV-Pressesprecher Detlev Zenk (l.) und Volker Koch treffen in Wetzlar Bayers Ex-Trainer Kai Wandschneider.

Handball aktuell: All zu oft kamen die Wetzlarer Angreifer frei vor dem stark haltenden Janis Boieck zum Wurf. Handball nostalgisch: TSV-Pressesprecher Detlev Zenk (l.) und Volker Koch treffen in Wetzlar Bayers Ex-Trainer Kai Wandschneider.

Foto: H. Zaunbrecher

Eloy Morante Maldonado nicht, weil er sechs Minuten vor Schluss im möglicherweise unpassendsten Moment mit seinem sechsten Strafwurf am eigens dafür eingewechselten Schlussmann Finn Weber scheiterte - in Überzahl (Zeitstrafe Okpara) wären die Gäste vielleicht noch näher herangekommen als bis auf 22:24. So aber musste Kriebel "alles riskieren", öffnete die Deckung und lieferte Wetzlar die Steilvorlage, um sich endgültig abzusetzen.

Und auch Damian Toromanovic, Tyron Hartmann und Lars Jagieniak nicht, dass sie, als die Partie noch eng war, freistehend an Jugend-Nationaltorhüter Till Klimpke scheiterten, der ebenso wie sein Gegenüber Janis Boieck eine ganz starke Partie ablieferte. Denn es war eine Summe aus all jenen Fahrlässig- und Unzulänglichkeiten, die die Dormagener auf die Verliererstraße brachten. Oder wie es Ulli Kriebel ausdrückte: "Wir hatten die Chancen, aber wir haben sie nicht genutzt." Da ist was dran. Spielerisch waren die Gäste gewiss nicht schlechter, und über weite Strecken stand ihre Abwehr (im Verbund mit Janis Boieck) auch besser als im Hinspiel. Doch Wetzlar besaß wie schon vor Wochenfrist die größere (körperliche) Durchschlagskraft, ihre wuchtigen Rückraumschützen Hendrik Schreiber, Ian Weber und vor allem Torben Waldgenbach bekam die Bayer-Deckung nie vollständig in den Griff - wohl auch, weil im Innenblock ein richtiger "Brecher" fehlt. Dem eigentlich vor Saisonbeginn für solche Aufgaben verpflichteten Zweimeter-Mann Daniel Andrejew fehlt die Spritzigkeit, um im Tempo-Handball moderner Prägung eine entscheidende Rolle zu spielen.

Mit dem "Aus" für den TSV Bayer Dormagen sind im DM-Halbfinale die Nachwuchsteams der Erstligisten jetzt unter sich. Und es scheint, als ob ein erneuter Anlauf Richtung DM-Endrunde angesichts der altersbedingten Abgänge von mehr als der Hälfte des Kaders (darunter alle Leistungsträger) Zukunftsmusik sei. "In der kommenden Saison zählt allein die direkte Qualifikation zur A-Jugend-Bundesliga", sprich ein Platz unter den ersten Sechs, sagt Handball-Geschäftsführer Björn Barthel. Für Ulli Kriebel, der sich gerne erst nach dem Finale Richtung Drittliga-Trainerbank verabschiedet hätte, steht trotzdem fest: "Wir können stolz sein auf unser Abschneiden." In der Tat: Dass nur zwei Saison-Niederlagen nicht bis zum Halbfinale reichen, dürfte Seltenheitswert besitzen.

(NGZ)
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