Lokalsport Die Mission 2020 hat bereits begonnen

Dormagen · Die Olympischen Spiele in Tokio sind großes Ziel der Dormagener Säbelfechter. Beim Weltcup in Györ gibt es morgen wichtige Punkte.

Lokalsport: Die Mission 2020 hat bereits begonnen
Foto: DeFB

Das Ziel ist groß, der Weg dorthin ist steinig. Doch Vilmos Szabo (52), seit fast zweieinhalb Jahrzehnten in Dormagen lebender Bundestrainer der deutschen Säbelfechter, ist überzeugt: "Wir können es schaffen. Aber es wird sehr, sehr schwer."

Gemeint ist das Vorhaben, bei den 32. Olympischen Sommerspielen, die vom 24. Juli bis 9. August 2020 in Tokio ausgetragen werden, eine Medaille im Teamwettbewerb der Säbelfechter zu holen. Es wäre die erste für den Deutschen Fechterbund, nachdem Nicolas Limbach, Max Hartung, Benedikt Wagner (alle TSV Bayer Dormagen) und Björn Hübner (FC Tauberbischofsheim) 2012 in London Platz fünf belegt hatten und der Mannschaftswettbewerb vier Jahre später in Rio nicht zum olympischen Programm gehörte.

Limbach (31), Weltmeister von 2009 und lange Jahre Nummer eins der Weltrangliste, hat zwar offiziell noch keinen Abschied eingereicht. Doch Szabo glaubt nicht, dass sein einstiger Musterschüler aus der nun schon anderthalb Jahre dauernden schöpferischen Pause auf die Planche zurückkehren wird. "Schade", sagt der Bundestrainer, "allein schon fürs Training wäre er eine Bereicherung." Doch er weiß auch: "Nico will alles immer mindestens zu 100 Prozent machen. 'Nebenbei' fechten geht bei ihm nicht."

"Nebenbei" fechten wollen auch Max Hartung (28) und Matyas Szabo (26) bis Tokio nicht. Der aktuelle Europameister und der Sohn des Bundestrainers, als Achter bester Deutscher im olympischen Einzelwettbewerb von Rio, haben sich nach Ende ihres Studiums entschlossen, bis 2020 ganz auf die Karte Sport zu setzen. Ihre Vereinskollegen Benedikt Wagner (28) und Richard Hübers, mit seinen 24 Jahren der jüngste der "vier Musketiere", planen mit Studium und Spitzensport zweigleisig. Vilmos Szabo begrüßt diese Entwicklung. Denn in den vergangenen Jahren war es nicht so einfach, die Anforderungen des Studiums und eines trainingsintensiven Sports wie dem Fechten auf einen Nenner zu bringen. Schließlich reicht es nicht aus, nur eine Halle zur Verfügung zu haben, man braucht auch Gegner - und einen Trainer zum Lektionieren. "Jetzt haben wir mehr und bessere Möglichkeiten zum Training", sagt der Bundestrainer.

Das wird auch nötig sein. Denn nach der enttäuschenden Heim-WM diesen Sommer in Leipzig, als ein Blackout von Max Hartung das zum Favoritenkreis zählende Team eine bessere Platzierung als Rang neun kostete, ist der Weg nach Tokio steiniger geworden. "Wir müssen uns erst auf der Weltrangliste wieder nach vorne arbeiten", weiß Szabo. Denn die entscheidet letztlich, welche Nationen 2020 überhaupt an den Start gehen dürfen.

Der erste Schritt ist getan. Mit dem Sieg beim World-Cup-Turnier in Algier Anfang November schoben sich Hartung, Szabo, Wagner und Hübers von Platz neun auf Rang sieben der von Südkorea angeführten Weltrangliste vor. Der Bundestrainer weiß um den Vorteil: "Dadurch treffen wir in den ersten Runden nicht gleich auf die ganz Großen." Zu denen zählen neben Südkorea noch Italien, Ungarn und Russland. Diese vier wären Stand heute automatisch für Tokio qualifiziert. Dahinter springen noch die jeweils Bestplatzierten jeder Kontinentalgruppe auf den Olympia-Zug. Weil auf den Plätzen fünf und sechs die USA und der Iran liegen, wäre Deutschland als beste europäische Nation hinter den direkt Qualifizierten im Moment dabei.

Ein Ruhekissen ist dieser siebte Platz allerdings nicht. Erstens könnte im Qualifikationszeitraum, der von April 2019 bis April 2020 reicht, einer aus dem Trio Italien, Ungarn und Russland seinen Platz unter den Top Vier (und damit die direkte Olympiaqualifikation) verlieren - dann müssten Hartung und Co. denjenigen hinter sich lassen. Zweitens liegt die Konkurrenz dicht auf: Rumänien hat nur einen Punkt Rückstand auf Deutschland. Und Szabo weiß, dass in seinem Geburtsland derzeit "starke Anstrengungen, auch finanzieller Art" unternommen werden, zu einstiger fechterischer Blüte zurückzukehren. "Mehr als bei uns jedenfalls", sagt der Bundestrainer mit Blick auf die umstrittene Leistungssportreform in seiner Wahlheimat.

Da zählt jeder Punkt bei einem Weltcupturnier. Das nächste läuft seit gestern im ungarischen Györ, heute geht's um den Einzel-, morgen um den Mannschaftssieger. Heißt der Deutschland, ist Tokio wieder ein Stück näher gerückt.

(NGZ)
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