Lokalsport "Die Jungs sind überfordert"

Den Auftritt seiner Schützlinge bei der 24:37-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen fand Kai Wandschneider "frustrierend". Einen Vorwurf macht der Trainer des TSV Dormagen dem größten Teil seiner Spieler dennoch nicht: "Uns hilft nur abhaken und nach vorne schauen."

 Eine symptomatische Szene: Florian Wisotzki läuft sich in der Löwen-Deckung mit Oliver Roggisch und Bjarte Myrhol (v.l.) fest.

Eine symptomatische Szene: Florian Wisotzki läuft sich in der Löwen-Deckung mit Oliver Roggisch und Bjarte Myrhol (v.l.) fest.

Foto: Pfliegensdörfer

Mannheim So schnell wie am Dienstagabend hat Kai Wandschneider selten ein Spielfeld verlassen in dieser Handball-Saison. Ein kurzer Händedruck an die (guten) Schiedsrichter Martin Harms und Jörg Mahlich, schon eilte der 50-Jährige Richtung Katakomben der SAP-Arena. Kein tröstendes Wort, kein aufmunternder Klaps an seine Spieler — Mimik und Körpersprache sagten es eindeutig: Der Mann war sauer.

Am Mittwoch, einen Tag nach der herben 24:37-Abfuhr des Tabellendrittletzten bei den Rhein-Neckar Löwen, der dritthöchsten Saisonniederlage nach den 16-Tore-Klatschen in Hamburg und Flensburg, klang der Trainer des TSV Dormagen schon wieder etwas versöhnlicher. Klar, sei er "frustriert" gewesen, "wie deutlich unterlegen und chancenlos wir waren", wie viele Tormöglichkeiten sie "freistehend ausgelassen" hätten an diesem Abend, an dem sich Ex-Nationaltorhüter Henning Fritz 21 Mal für seine Paraden feiern lassen durfte.

Vor allem aber habe ihn gewurmt, "dass in der zweiten Halbzeit kein Aufbäumen zu erkennen" gewesen sei, so dass die Löwen leichtes Spiel hatten, ihren 15:10-Halbzeitvorsprung innerhalb von nur zehn Minuten in den zweistelligen Bereich zu schrauben. "Außer Jens Vortmann und Kristian Nippes hat sich keiner dagegen gestemmt", legt Wandschneider den Finger in die Wunde. Dennoch: Einen Vorwurf will der Übungsleiter seinen Schützlingen nicht machen, zumindest nicht kollektiv. "Die jungen Spieler sind in solchen Situationen einfach überfordert", sagt Wandschneider. Dass ein Bobby Schagen, der Spielerfahrung bisher nur in der niederländischen "Tulpenliga" (Wandschneider) sammeln konnte, ein Michael Wittig oder ein Kentin Mahé, die eigentlich zum Regionalliga-Kader gehören, Respekt vor einem Mann wie Henning Fritz zeigten, sei doch nur natürlich.

Den Widerstand gegen einen Gegner wie die Löwen müssten andere organisieren: die erfahrenen Leute. Nur: Wer davon ist Wandschneider nach den Abgängen von Christoph Schindler und Kjell Landsberg und dem Ausfall von Tobias Plaz noch geblieben? Drei bis fünf, je nach Sichtweise. Und wenn dann ein "Leitwolf" wie Florian Wisotzki sein Kämpferherz irgendwo auf der Anreise zwischen Köln und Mannheim vergisst, bleibt nicht mehr viel übrig. "Besser in so einem Spiel als in den entscheidenden", sagt Wandschneider. Der überhaupt findet: "Wir müssen dieses Spiel jetzt abhaken und nach vorne schauen." Das sei der Mannschaft zuletzt gelungen, als sie den Niederlagen in Kiel (20:32) und gegen Hamburg (23:34) den 30:28-Sieg im Abstiegsduell bei der HBW Balingen-Weilstetten folgen ließ.

Ähnliches erhofft er sich jetzt im Hinblick auf das Aufeinandertreffen mit TSV Hannover-Burgdorf am Gründonnerstag. "Wir haben jetzt eine Woche Zeit, die müssen wir nutzen, um an unseren Schwachpunkten zu arbeiten", sagt Wandschneider. Taktisch und athletisch mag das gehen. Doch Einstellung und Erfahrung lassen sich nur schwer per Lernprozess vermitteln.

(NGZ)
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