Lokalsport Des einen Trainers Leid ist oft des andern Freud'

Korschenbroich · Im Testspiel gegen TSV Bayer Dormagen zeigt der TV Korschenbroich weiter ansteigende Form. Bei den Gästen sieht Ulli Kriebel Redebedarf.

 Der Ex-Dormagener Julian Mumme (Mitte, vorn Philip Schneider) fand immer wieder Lücken in der Bayer-Abwehr um Patrick Hüter und Alexander Kübler (v.l.) und war mit sechs Treffern erfolgreichster Werfer des TV Korschenbroich.

Der Ex-Dormagener Julian Mumme (Mitte, vorn Philip Schneider) fand immer wieder Lücken in der Bayer-Abwehr um Patrick Hüter und Alexander Kübler (v.l.) und war mit sechs Treffern erfolgreichster Werfer des TV Korschenbroich.

Foto: M. jäger

Von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen. Dabei sollte der eigentlich deutlich werden, wenn ein Drittligist mit Aufstiegsambitionen auf einen solchen trifft, dessen einziges Ziel es in dieser Saison ist, die Klasse zu halten.

Entsprechend war die Stimmung in den Handball-Lagern von TSV Bayer Dormagen und TV Korschenbroich durchaus konträr nach dem Testspiel der beiden Kooperationspartner, das die Gäste vor 200 Zuschauern in der Waldsporthalle eher glücklich als verdient mit 23:22 (Halbzeit 13:10) für sich entschieden. Denn während TVK-Trainer Ronny Rogawska den Aufwärtstrend seiner Schützlinge vollkommen zu Recht bestätigt sah, meldete sein Dormagener Kollege erhöhten Redebedarf an.

"Wir müssen über einiges sprechen. So geht das nicht weiter", stellte Ulli Kriebel mit finsterer Miene fest. Gelegenheit dazu hat der neue Mann auf der Bayer-Bank am Wochenende reichlich. Denn der TSV muss am Samstag (19.30 Uhr) in der ersten DHB-Pokalrunde beim 520 Kilometer entfernten TSV Altenholz (bei Kiel) antreten. Mit einem Sieg über den Meister der 3. Liga Nord, der auf sein Aufstiegsrecht zur Zweiten Liga verzichtete, das Finale am Sonntag (17 Uhr) gegen den Sieger aus der Partie VfL Lübeck (ehemals VfL Bad Schwartau) gegen die SG Flensburg-Handewitt zu erreichen - daran verschwendet Ulli Kriebel keinen Gedanken: "Für uns geht es einzig und allein darum, endlich unsere Fehler abzustellen. Denn davon machen wir viel zu viele", sagt der 39-Jährige.

In der Tat. Dem selbst ernannten Titelanwärter fehlen Ruhe, Abgeklärtheit und eine klare Zuordnung. Meist geht es viel zu hektisch zu auf dem Parkett, werden durchaus gelungene Aktionen wie sehenswerte Anspiele auf die Kreisläufer Alexander Kübler und Lars Jagieniak im nächsten Atemzug wieder zunichte gemacht. Mit anderen Worten: Das Problem eines fehlenden Regisseurs, einer zentralen Schaltstelle im Rückraum, das sie vor zwei Jahren den Verbleib in der Zweiten Liga kostete und in der vergangenen Saison durch Spielertrainer Alexander Koke nur hinlänglich kaschiert wurde, scheinen die Dormagener mit in die neue Spielzeit zu nehmen.

Ob sich daran etwas ändert, wenn die WM-Fahrer Eloy Morante Maldonado und Lukas Stutzke (belegten durch den gestrigen 37:26-Sieg über Island Rang neun, Stutzke traf sieben, Morante acht Mal) sowie die am Mittwoch verletzt oder erkrankt fehlenden Daniel Eggert und Jonathan Eisenkrätzer (plus Torhüter Sven Bartmann) in den Kader zurückkehren, könnte die alles entscheidende Frage werden. Einer Antwort wollen die Bayer-Handballer am Wochenende schon näher kommen: "Wir sehen das als letztes Trainingslager an", sagt Geschäftsführer Björn Barthel. Heute geht es nach Lübeck, am Sonntag nach Hause - egal, ob ein oder zwei Spiele zu bestreiten sind.

Kriebels Sorgen sollten eigentlich die von Ronny Rogawska sein. Doch dessen neuformiertes Team scheint sich gefunden zu haben. Angeführt von einem glänzend aufgelegten Julian Mumme und einem starken Nicolai Zidorn ließen die Korschenbroicher flüssig den Ball laufen, als hätte es keinen radikalen Umbruch im Mannschaftsgefüge gegeben. Selbst Rogawska ist erstaunt; "Vor drei Wochen habe ich, ehrlich gesagt, gedacht: Das gibt nix. Aber die Jungs haben Spaß und ich auch."

Ob Spaß und Spielfreude zum Ligaverbleib reichen, ist gleichfalls eine spannende Frage. Im "modernen" Handball ist körperliche Präsenz mindestens genauso entscheidend - und an der fehlt es der extrem jungen Korschenbroicher Mannschaft mit Ausnahme von Philip Schneider, Aaron Jennes und dem schon früh mit einer Fußverletzung ausgeschiedenen Simon Bock doch erheblich. Welches Manko leichter zu beheben ist, wird sich zeigen - spätestens am 21. Oktober, wenn sich TVK und TSV erneut in der Waldsporthalle gegenüberstehen - diesmal um Punkte.

(NGZ)
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