Im Gemeindearchiv Jüchen zu Gast Der „wilden“ Fürstin nachgespürt

Im Gemeindearchiv Jüchen zu Gast · Geschichte zum Anfassen. Dass dies kein Schlagwort bleiben muss, erlebten jetzt einige engagierte Lokalhistoriker und Heimatfreunde um Marianne Förster. Durch einen NGZ-Artikel hatte sie Feuer gefangen und im Nu ein kleines Grüppchen mobilisiert, das jetzt im Gemeindearchiv Jüchen zu Gast war. Faszination Vergangenheit: Geschichte zum Anfassen erlebten jetzt einige passionierte Heimatforscher um Marianne Förster (3. v. r.), die sich von Dr. Axel Bayer, Leiter des Gemeindearchivs in Jüchen, mehrere alte Schätzchen vorlegen und erklären ließen. Ngz-Foto: M. Reuter

Geschichte zum Anfassen. Dass dies kein Schlagwort bleiben muss, erlebten jetzt einige engagierte Lokalhistoriker und Heimatfreunde um Marianne Förster. Durch einen NGZ-Artikel hatte sie Feuer gefangen und im Nu ein kleines Grüppchen mobilisiert, das jetzt im Gemeindearchiv Jüchen zu Gast war. Faszination Vergangenheit: Geschichte zum Anfassen erlebten jetzt einige passionierte Heimatforscher um Marianne Förster (3. v. r.), die sich von Dr. Axel Bayer, Leiter des Gemeindearchivs in Jüchen, mehrere alte Schätzchen vorlegen und erklären ließen. Ngz-Foto: M. Reuter

Ziel aller Wünsche: Einige der von Archivar Dr. Axel Bayer sorgfältig gehegten Schätzchen einmal selbst in Händen zu halten, darin zu blättern, Hintergründe zu erfahren. Andächtig staunend, angeregt debattierend und interessiert lauschend: Marianne Förster, der Architekt und Kirchenrestaurator Heinrich Norf sowie der Zonser Mundartdichter Hans Sürtenich, begleitet von Käthe und Wolfgang Lukowiak, die ebenfalls aus dem idyllischen Rheinstädtchen "angereist" waren, hatten bei ihrem Besuch in Jüchen insbesondere das literarische Werk von Constance zu Salm-Reifferscheidt-Dyck im Auge.

Eine Frau des Aufbruchs, die sich in keines der damals herrschenden Klischees, wie sich "eine Dame" - zumal von Adel - zu benehmen habe, pressen lassen wollte. Gegenüber dem kleinen Korsen, sprich Napoleon Bonaparte, bezog sie ebenso resolut Stellung, wie sie, die als gebürtige Französin 1804 Fürst Joseph von Dyck geheiratet hatte, vor Langeweile immer wieder nach Paris "ausbüchste", um dort der so genannten Salonkultur zu frönen.

Als sie 1845 starb, zählten beispielsweise ein Humboldt, Lord Byron oder Dumas zu den Trauergästen. Ihre Sympathie für Fürstin Constance mochte Marianne Förster denn auch nicht verhehlen. Entsprechend imponierte der auf ihre Art sicher ähnlich couragierten Glehnerin das "Vorbild" aus dem 19. Jahrhundert. Constance habe ein Beispiel gesetzt - zumal unweit Glehns im nahe gelegenen Schloss Dyck.

Doch gelte es zu überlegen, dass auch 200 Jahre später Frau gegenüber Mann in mancher Weise noch gesellschaftlich ins Hintertreffen gerate. Die Geschichtsstunde im Jüchener Archiv, das einen umfangreichen Buchbestand hütet, beschränkte sich indes nicht nur auf die "wilde" Fürstin. Ein monumentaler Prachtband aus der Zeit Kaiser Wilhelms wurde ebenso herumgereicht wie Fotos aus Alt-Otzenrath, das bald dem Tagebau weichen muss.

Am liebsten hätten die Gäste wohl einiges mit nach Hause genommen. Die verzweifelt-hoffnungsfrohe Frage, ob man nicht etwas erwerben könne, musste natürlich negativ beschieden werden. Eine Lösung liegt indes auf der Hand: Noch einmal vorbeikommen und stilecht in die Historie der Region eintauchen.

Info Das Gemeindearchiv Jüchen an der Steinstraße kann nach Anmeldung bei Dr. Axel Bayer (02165/911352) besucht werden. (SiHo)

(NGZ)
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