Lokalsport Der irre Kampf ums Jockey-Championat

Neuss · Am Ende freuten sich Andrasch Starke und Alexander Pietsch beide über den geteilten Titel.

 Ehrung mit - vielen nicht anwesenden - Champions: Hein Bollow, Michael Andre, Larissa Biess, Patrick Gibson, Ilka Hildebrand, Tommaso Scardino, Alexander Pietsch, Andrasch Starke, Jan Antony Vogel und Hildegard Andre (v.l.).

Ehrung mit - vielen nicht anwesenden - Champions: Hein Bollow, Michael Andre, Larissa Biess, Patrick Gibson, Ilka Hildebrand, Tommaso Scardino, Alexander Pietsch, Andrasch Starke, Jan Antony Vogel und Hildegard Andre (v.l.).

Foto: 151229NE09214

Hätte es sich um ein Radrennen gehandelt, wären sich die selbst ernannten Experten nach der Zielankunft einig gewesen: "Das war abgesprochen." Weil es am Dienstagabend auf der Neusser Galopprennbahn jedoch um den Titel des deutschen Jockey-Champions ging, waren sich die selbst ernannten Experten gleichfalls einig: "Da merkt man, wer Weltklasse ist. So 'was kann in Deutschland nur einer."

"So 'was" - das war der Husarenritt im letzten Rennen, mit dem sich Andrasch Starke quasi mit dem letzten Galoppsprung des Jahres seinen achten Titel seit 1998 sicherte. Während sich der vor dem "Finale" mit 86:85 Siegen führende Alexander Pietsch im Sattel des Seriensiegers Elgin ganz auf seinen Zweikampf mit Fuscano unter Stephen Hellyn konzentrierte (der dann im "toten Rennen" endete), preschte Starke mit Beagle Boy außen noch vorbei zum hauchdünnen Sieg - der ihm den Gleichstand und damit beiden den Titel bescherte.

Das Publikum - das spannende Finale und der günstige Termin "zwischen den Tagen" hatte gut und gerne 5000 Besucher auf die Bahn gelockt - tobte. Nur die Rennleitung fand den harten Fight wenig prickelnd: Sie belegte beide Champions wegen Verstoßes gegen Paragraph 594/10 der Rennordnung, der den Gebrauch der Peitsche regelt, mit einer Sperre von drei (Starke) beziehungsweise vier Renntagen, die am 12. Januar - dem nächsten Rennabend am Hessentor - in Kraft tritt. Beide werden es verschmerzen können. Pietsch hatte mit Hinweis auf sein "fortgeschrittenes Alter" schon zu Beginn des Jahres seinen sehnlichen Wunsch nach dem ersten Championatstitel geäußert. Der 43-Jährige war dafür pausenlos im Einsatz, fuhr auf der Suche nach Ritten (und Siegen) mehr als 100.000 Kilometer quer durch die Republik und lag zwischenzeitlich scheinbar uneinholbar in Führung.

Doch Starke, der zwischen 1998 und 2001 vier Mal in Folge und danach noch 2003, 2012 und 2013 den Titel geholt hatte, roch nach seinem erfolgreichen Japan-Aufenthalt im November noch einmal Lunte. "Ich war insgesamt vier Monate im Ausland - eigentlich geht das gar nicht, dass man da das Championat gewinnt", sagte der 41-Jährige nach der Siegerehrung, die dem voraufgegangenen dramatischen Geschehen und dem erstaunlich hohen Zuschauerzuspruch auch noch um 20.30 Uhr in keiner Weise gerecht wurde - die beiden Titelträger kamen nicht mal zu Wort.

Starke hatte im ersten Rennen mit seinem Sieg auf Rock Academy als "Ersatzreiter" für die erkrankte Jennifer Mölls - sein eigener Ritt auf Near Excellent wurde gestrichen - nach Punkten zu Pietsch aufgeschlossen. Pietsch siegte dann im fünften Rennen sehr zur Freude von Besitzer Patrick Bücheler überlegen auf Vabinsaru, womit ihm der (halbe) Titel nicht mehr zu nehmen war. Doch Andrasch Starke konterte mit seinem Husarenritt und bekannte: "Ich wäre schon sehr enttäuscht gewesen, wenn es nicht geklappt hätte. Aber ich gönne Alex auch den Titel - wir haben es beide verdient."

(NGZ)
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