Lokalsport Denn sie wissen nicht, was sie tun

Dormagen · Schiedsrichter und Zeitnehmer machen aus dem Spitzenspiel der 3. Handball-Liga West ein Verwirrspiel. TSV Bayer siegt trotzdem 28:21

 Die Hauptdarsteller an einem denkwürdigen Handball-Abend: Kevin-Christopher Brüren (links gegen Flroian Diehl) trumpfte mit 13/7 Treffern auf, die Schiedsrichter Cefdet und Kenan Kamper sorgten für Chaos und Kopfschütteln.

Die Hauptdarsteller an einem denkwürdigen Handball-Abend: Kevin-Christopher Brüren (links gegen Flroian Diehl) trumpfte mit 13/7 Treffern auf, die Schiedsrichter Cefdet und Kenan Kamper sorgten für Chaos und Kopfschütteln.

Foto: Zaunbrecher

Es geht nicht. Es geht beim besten Willen nicht. Man kann über dieses Handballspiel nicht schreiben, ohne die Hauptdarsteller zu erwähnen. Schließlich ist es Schiedsrichtern und Kampfgericht gelungen, aus dem vermeintlichen Top-Spiel der 3. Liga West ein Verwirrspiel zu machen, das in die Geschichte beider Vereine eingehen wird.

Lokalsport: Denn sie wissen nicht, was sie tun
Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dass es der TSV Bayer Dormagen mit 28:21 (Halbzeit 15:14) verdient, aber um ein paar Tore zu hoch gegen die SG Schalksmühle-Halver gewann, geriet zur Nebensache an diesem Samstagabend. Die Hauptsache: Ein Tor anerkannt (zum 4:3 aus Sicht der Gäste nach acht Minuten), von dem der Schütze sagt, dass es keines war. Ein Tor (zum vermeintlichen 12:10 der Gäste nach 21 Minuten) nicht gewertet, von dem der Torhüter sagt, dass es eines war, woraufhin er den Ball zur "schnellen Mitte" gibt, ohne dass ein Pfiff ertönt. Dazu beinahe im Minutentakt rätselhafte Entscheidungen auf beiden Seiten, insgesamt 20 Strafminuten in einem zwar kampfbetonten, aber keineswegs hart geführten Spiel - das ist die traurige Bilanz von Cefdet und Kenan Kamper nach diesen 60 Minuten.

"Kompliment an beide Mannschaften, dass sie das alles so ruhig hingenommen haben. Solche Spiele können leicht entgleisen", sagt hinterher SG-Trainer Stefan Neff. "Ich mache den Schiedsrichtern keinen Vorwurf - sie können es nicht besser", sagt sein Dormagener Kollege Ulli Kriebel, "ich mache denen einen Vorwurf, die sie Woche für Woche für solche Spiele ansetzen."

Und als wäre das alles noch nicht genug, vollendet das Kampfgericht den Chaostag mit einem Spielbericht, an dem so gut wie nichts stimmt. Der Höhepunkt: Auf Seiten der Gäste taucht ein Spieler (Dominik Spannekrebs) als Torschütze auf, der nachweislich nicht eine Sekunde auf dem Spielfeld war. Seinem Kollegen Fabian Hecker, erst in der vorletzten Spielminute eingewechselt, werden zwei Siebenmeter gutgeschrieben, einer verwandelt, einer vergeben - dabei stand der junge Rechtsaußen nicht ein Mal an der Strafwurflinie. Von dort traf Lutz Wesseling bei allen vier Versuchen ins Tor - einen verworfenen Siebenmeter gab es auf Schalksmühler Seite gar nicht an diesem Abend. Während beim TSV Bayer Jan Huefken (8:10, 18.) und Tim Wieling (11:11, 21.) nicht als Torschützen aufgeführt werden, KC Brüren einer seiner 13/7 Treffer unterschlagen wird. Was spontan an einen alten Filmtitel denken lässt: "Denn sie wissen nicht, was sie tun" - nur dass James Dean 1955 darin eine bessere Figur machte als die Hauptdarsteller am Samstagabend.

An dem trotz allem auch Handball gespielt wurde. Leider kein guter, der der Tabellenkonstellation Zweiter gegen Vierter gerecht geworden wäre. "Weil es die äußeren Umstände nicht zuließen", sagt Ulli Kriebel. Er versuchte, den Gästen mit einer offensiven 4:2-Deckung beizukommen. Ein Schuss, der nach hinten los ging - nach 19 Minuten führt Schalksmühle mit 11:8. "Weil wir uns im Training intensiv darauf vorbereitet haben", sagt Stefan Neff.

Kriebel tut das einzig richtige: Er stellt die Abwehr auf 6:0 um, schickt Matthias Broy für Janis Boieck zwischen die Pfosten. Im Verbund ziehen sie den Gästen schnell den Zahn: "Uns ist dagegen nicht richtig etwas eingefallen, wir haben viel zu viele Fehler gemacht", bilanziert Neff die von der Halbzeitpause unterbrochene 20-minütige Phase, in der der TSV den Drei-Tore-Rückstand in eine Drei-Tore-Führung (18:15, 40.) umwandelt. Geschlagen waren die gegenüber den Vorjahren deutlich stärkeren Schalksmühler indes noch nicht, im Gegenteil: Luca Sackmann, dessen Vater Dirk einst das Dormagener Tor hütete, bringt die SG wieder auf 19:20 (48.) heran, Lutz Wesseling verkürzt zwei Minuten später vom Siebenmeterpunkt auf 20:21.

Doch mit einem 6:0-Lauf stellen die Hausherren die Weichen auf Sieg und sammeln dabei wesentliche Erkenntnisse: Sie können auch schwache Spiele gewinnen. Und sie können Spiele gewinnen, in denen Lukas Stutzke blass bleibt. Nur allzu häufig sollten sie sich nicht daran versuchen - egal, welches Chaos die Spielleitung verursacht.

(NGZ)
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