Lokalsport Dem Radsport scheint wieder die Sonne

Büttgen · Der Radsport in Deutschland hat die Talsohle offenbar durchschritten: Das Traditionsrennen des VfR Büttgen lockte gestern so viele Schaulustige wie lange nicht. Alexander Weifenbach siegt im Hauptrennen in eindrucksvoller Manier.

 Fast die Hälfte des Hauptrennens am gestrigen späten Nachmittag lagen Hendrik Werner und Alexander Weifenbach (v.l.) gemeinsam mit einer halben Runde Vorsprung auf das Hauptfeld an der Spitze, dann sicherte sich der meist die Führungsarbeit machende Weifenbach den Sieg.

Fast die Hälfte des Hauptrennens am gestrigen späten Nachmittag lagen Hendrik Werner und Alexander Weifenbach (v.l.) gemeinsam mit einer halben Runde Vorsprung auf das Hauptfeld an der Spitze, dann sicherte sich der meist die Führungsarbeit machende Weifenbach den Sieg.

Foto: Andreas Woitschützke

Ob Alexander Weifenbach oder die Abendsonne über der Pampusstraße mehr strahlten gestern um 18.30 Uhr, war schwer zu ermitteln. Beide trugen jedenfalls ihren Teil dazu bei, dass das seit 1963 in ununterbrochener Reihenfolge ausgetragene Straßenrennen des VfR Büttgen seine beste Auflage seit langem erlebte.

Die Sonne, weil sie nach den nasskalten Tagen der vergangenen Woche die Schaulustigen in Scharen an die Strecke im Büttgener Ortskern lockte: Als gegen 16.30 Uhr die zwölf Tandems und anschließend die "wahren Helden der Landstraße" (Moderator Christian Stoll), die Drei- bis Fünfjährigen im "Erste-Schritt-Rennen" über den Rundkurs rollten, war es richtig voll hinter den Absperrgittern. So voll, dass der am Vorabend beim "Spurt in den Mai" von der Zuschauerresonanz enttäuschte Gesamtleiter Friedhelm Kirchhartz überaus zufrieden bilanzierte: "Das war heute ein richtig schöner Tag."

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das wird sich Alexander Weifenbach gleichfalls gedacht haben. Der 25 Jahre alte Amateurfahrer vom RV Blitz Spich, der schon im Vorjahr in Person von Marco Heinen den Sieger des Hauptrennens gestellt hatte, nahm gestern sein Herz in beide Hände. Oder besser gesagt: Beine. Nach der Hälfte der 72 Kilometerdistanz wagte er mit dem sieben Jahre älteren Hendrik Werner einen beherzten Ausreißversuch, dem im durchaus namhaft bestückten Fahrerfeld niemand folgen wollte - oder konnte.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Nach zehn Runden hatte das bestens harmonierende Duo schon 22 Sekunden Vorsprung herausgefahren, den es stetig vergrößerte. Zeitweise betrug er mehr als eine halbe Runde - die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden das Hauptfeld überrunden würden, schien manchmal größer als die, dass sie noch von diesem eingeholt werden konnten. Das um so mehr, als Weifenbachs Spicher Teamkollegen jeden Versuch, das Tempo anzuziehen, erfolgreich im Keim erstickten. Auch die Prämien, die Uwe Scherring dem Moderatorenduo Christian Stoll und Henning Tonn beinahe in jeder dritten Runde ansagte, verfehlten ihre Wirkung - das Hauptfeld kam nicht näher, auch der letzte Ausreißversuch von Moritz Augenstein und Norbert Seewald, bei dem es ohnehin nur noch um Platz drei gegangen wäre, verpuffte. So bogen Werner und Weifenbach allein auf weiter Flur in die letzte Runde - und in der wurde der Mann vom RV Blitz seinem Vereinsnamen voll und ganz gerecht: Fünfzig Meter betrug sein Vorsprung, als Alexander Weifenbach im Ziel jubelnd die Arme in die Höhe riss.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Ein eindrucksvoller und verdienter Sieg, wie auch der Geschlagene befand: "Ich war zwischendurch schon am Limit, Alex hat das richtig gut gemacht", sagte der auf Mallorca lebende Hendrik Werner. Weifenbach, vor drei Jahren an gleicher Stelle im Spurt an Lars Teutenberg gescheitert, freute sich um so mehr, "schließlich habe ich die meiste Zeit die Führungsarbeit gemacht" - was bei dem mitunter starken Wind sicher nicht Vergnügungssteuer-pflichtig war, ihm aber den Horst-Gangfuß-Pokal und die damit verbundene Zusatzprämie eintrug. Den Spurt des am Ende wiedervereinigten Hauptfeldes entschied in Dirk Schumann der Sieger von 2014 für sich. Und machte dem ihm dichtauf folgenden, bereits 45-jährigen Teutenberg ein großes Kompliment: "Wenn der Lars dabei ist, muss man immer auf der Hut sein."

(NGZ)
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