Sportgeschichten (90) Das Ballgefühl stammt vom Vater

Neuss · Lutz Steinhöfel war drei Mal Deutscher Tennis-Meister - sein Sohn Finn kickt mit dem 1. FC Köln in der U15-Regionalliga.

Neuss Bloß nicht so werden wie unsere Eltern - das Credo der Achtundsechziger hat in Sportlerfamilien nie Gültigkeit besessen. Für das Gegenteil gibt es auch in Neuss Belege in Hülle und Fülle. Die Sprinks zum Beispiel - Mutter Elke gewann 1984 in Los Angeles olympisches Hockey-Silber, Tochter Annika kehrte jetzt aus Rio mit Bronze dekoriert zurück. Oder die Spankes: Vater Bernhard ruderte 1983 im Zweier mit Steuermann zum Titelgewinn bei den Studenten-Weltmeisterschaften, Tochter Vera wurde vor zwei Jahren Junioren-Weltmeisterin im Achter.

Bei den Steinhöfels liegt der Fall ein bisschen anders. Aber nur ein bisschen. Vater Lutz wurde in den achtziger Jahren drei Mal Deutscher Tennismeister mit dem TC Blau-Weiss Neuss, erkämpfte sich den - inoffiziellen - Titel "Mister Bundesliga" und kickte "nebenbei" für den SC Kapellen in der Landesliga. Experten trauten ihm damals den Sprung in den bezahlten Fußball zu.

Den holt jetzt vielleicht sein Sohn nach - den ersten Schritt dazu hat der 13-jährige Finn mit dem Wechsel in die U15 des 1. FC Köln in diesem Sommer jedenfalls gemacht. Angefangen hat seine fußballerische Karriere mit fünf Jahren beim SC Grimlinghausen. Von dort ging es weiter zum SC Kapellen. "Da habe ich drei Jahre gespielt und vor der Saison bin ich nach Köln gewechselt", erzählt Finn. Der 13-Jährige bekleidet die Position des Sechsers und als Vorbild hat er einen ganz Großen des Geschäfts: "Vom Spielertyp würde ich Luka Modric von Real Madrid mit mir vergleichen. Er ist auch körperlich nicht so stark, kann sich aber trotzdem gut durchsetzen." Das Trainingspensum in der Domstadt ist wesentlich höher als bei seinen vorherigen Stationen. "Wir trainieren viermal die Woche jeweils zwei Stunden", berichtet Finn.

Damit er keine allzu lange Anfahrt mit der Bahn hat, wird er von einem Mitarbeiter des FC zu Hause abgeholt und zum Training gefahren. Der erhöhte Aufwand lässt sich gut mit der Schule vereinbaren. "Ich besuche das Quirinus-Gymnasium und gehe in die achte Klasse. An langen Tagen bekomme ich auch schon mal die letzte Stunde frei, um rechtzeitig beim Training zu sein", sagt Finn. Doch wie groß ist eigentlich der Unterschied vom SC Grimlinghausen oder SC Kapellen hin zum 1. FC Köln? "Es ist auf jeden Fall vom Kopf her schwieriger. Wir haben Athletiktrainer, Psychologen und viele weitere Betreuer. In Kapellen gibt es so etwas nicht, aber trotzdem habe ich mich dort sehr wohl gefühlt", sagt Finn. Seine ehemaligen Trainer Oliver Seibert und Ralf Stübben unterstützten den 13-Jährigen auch auf seinem Weg nach Köln.

Dort hat sich Finn gleich wohl gefühlt: "Ich bin gut angekommen und konnte bereits viele Erfahrungen sammeln. Natürlich muss man sich bei so einem großen Verein erstmal finden und ist nicht sofort für jedes Spiel gesetzt." Bislang verläuft die Saison in der Regionalliga West der U15 sehr gut. Nach sieben Spieltagen befindet sich das Team von Trainer Carsten Cullmann auf dem dritten Tabellenplatz mit 15 Punkten. "Das ist auch unser Anspruch für die momentane Spielzeit, wir möchten oben mitspielen", sagt Finn zuversichtlich. Auf die Frage, ob er irgendwann mal Profi werden möchte, gibt Finn eine klare Antwort: "Natürlich möchte das jeder junge Fußballer einmal erreichen, aber ich weiß natürlich auch, wie schwer das ist. Wichtig ist ja, zum Beispiel, dass ich von Verletzungen verschont bleibe und das hat bis jetzt sehr gut funktioniert."

(luba)
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