Lokalsport Brasilianische Momente in Neuss

Neuss · Gabriel Bittencourt steht mit der DJK Novesia kurz vor dem Aufstieg in die Bezirksliga. Sein Bruder Leonardo kickt seit letztem Jahr in der Ersten Bundesliga für den 1. FC Köln. Der Wechsel war für die Beziehung der Brüder ein Glücksfall.

 Die Brüder Leonardo (r.) und Gabriel Bittencourt (l.) verbringen viel Zeit miteinander, wenn "Leo" nicht gerade in der Bundesliga für den 1. FC Köln, wie hier gegen Borussia Dortmund, auf Torejagd geht.

Die Brüder Leonardo (r.) und Gabriel Bittencourt (l.) verbringen viel Zeit miteinander, wenn "Leo" nicht gerade in der Bundesliga für den 1. FC Köln, wie hier gegen Borussia Dortmund, auf Torejagd geht.

Foto: privat/FOTO: dpa

Eine brasilianische Fußballerfamilie hat es sich im Rhein-Kreis Neuss gemütlich gemacht: die Bittencourts. Seit nunmehr drei Jahren lebt Gabriel Bittencourt in Neuss, die Eltern sind vor einem Jahr nachgezogen - sein Bruder, Bundesligaprofi Leonardo Bittencourt, wohnt seit dem vergangenen Sommer in der Domstadt und spielt dort für den 1. FC Köln.

Für die Familie ist das ein echter Glücksfall. Erstmal seit drei Jahren wohnen die Bittencourts wieder nahbeinander. Zuletzt lebten sie gemeinsam in Cottbus, wo Vater Franklin damals für den FC Energie in der Bundesliga kickte. Auch seine Söhne wurden beim ehemaligen Bundesligisten aus Cottbus groß. Für Gabriel, der mittlerweile für die DJK Novesia aktiv ist, war die Profikarriere schon in der C-Jugend beendet. Der damalige Torwart hatte im Wachstum lange mit argen Achillessehnenproblemen zu kämpfen. "Danach war die Lust auf Fußball weg", so Bittencourt. Anschließend ging er zur SG Sielow (Niederlausitz) und wechselte in den Sturm. "Ich habe in meinem ersten Spiel gleich drei Tore geschossen. Da wollte ich nicht mehr ins Tor", erzählt der Goalgetter. Sein kleiner Bruder Leonardo hatte wohl ein wenig mehr Glück und Talent. Er schaffte 2012 von Cottbus den Sprung in die Erste Liga zu Borussia Dortmund. Nach einem Jahr entschied er sich für einen Wechsel zu Hannover 96 und ging anschließend zum 1. FC Köln.

Der kleine Bruder kickt gegen die besten Spieler der Welt und Gabriel Bittencourt kämpft in der Kreisliga A mit der DJK Novesia noch um den Aufstieg. Doch Neid sei überhaupt kein Thema, versichert er: "Ich bin ein riesengroßer Fan von Leo und von den Mannschaften, für die er spielt." Zumal der Amateurkicker bei der DJK seinen Platz gefunden hat. Aus beruflichen Gründen zog er vor drei Jahren in den Rhein-Kreis und spielte zuerst mit einem Freund beim TuS Gellep in der Kreisliga B. Der Weg zum Training war ihm dann aber doch zu weit. "Ich habe mich im Internet informiert und gesehen, dass bei Novesia viele Portugiesen spielen. Da ich als Brasilianer portugiesisch spreche, war das ein klarer Vorteil", verrät der Neusser. Gleich in seiner ersten Saison wurde der 25-Jährige mit acht Toren bester Torschütze des Teams und hielt mit dem Verein am letzten Spieltag die Klasse. Mittlerweile ist Bittencourt, wie er selbst sagt, "total integriert." Seit dieser Spielzeit ist er Trainer der C2-Junioren der Novesia und sein Vater Franklin Co-Trainer der ersten Garde. Coach Mehmet Altin hat über seinen Schützling nur Gutes zu erzählen: "Er ist ein Kämpfertyp, man kann sich immer auf ihn verlassen. Ich hab ihn sehr gerne als Spieler." Und der Coach verrät: "Er motiviert die Jungs. Vor jedem Spiel hält er die Rede im Kreis."

Morgen steht für Gabriel Bittencourt das letzte Saisonspiel an - und die Novesia steht kurz vor dem Aufstieg. Im Auswärtsspiel in Hackenbroich brauchen die Neusser einen Sieg, um den zweiten Platz zu verteidigen. Der Flügelstürmer ist optimistisch: "Wir haben die Kraft aus der letzten Saison mitgenommen und haben sehr stark gespielt. Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass wir aufsteigen." Nicht mit dabei sein wird sein Bruder "Leo". Er fliegt mit ein paar Fußballerkollegen schon heute in den Urlaub. Doch Gabriel sagt: "Wir haben ein sehr, sehr gutes Verhältnis. Uns trennen nur wenige Jahre. Da er jetzt wieder in der Nähe wohnt, können wir einfach mal zusammen feiern gehen." Zumal sein berühmter Bruder schon öfters auch mal den Weg ins Neusser Jahnstadion zu seinen Partien fand. Im vergangenen Jahr war er auch bei der Rettung der DJK Novesia als Glücksbringer dabei.

Im Sommer geht es für die beiden dann vielleicht in die Heimat Brasilien. Der Profi des 1. FC Köln darf sich ernste Hoffnungen auf einen Platz in der deutschen Auswahl für Olympia in Rio de Janeiro machen. Für ihn eine Rückkehr in seine Geburtsstadt. Es leben noch viele Verwandte der Bittencourts in der brasilianischen Metropole. Ob der Profifußballer nach Olympia noch in Deutschland wohnt, bleibt abzuwarten: Europa-League-Sieger FC Sevilla hat wohl Interesse an dem Außenstürmer.

(NGZ)
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