Lokalsport Blau-Weiss Neuss holt den ersten Zähler

Düsseldorf · Auch wenn im Rochusclub eine 3:1-Führung noch verspielt wurde, herrschte gestern Zufriedenheit im Lager des Tennis-Bundesligisten.

 Der Knoten scheint geplatzt: Nach zwei Niederlagen im Champions-Tiebreak gelang Tom Schönenberg gestern mit dem 6:3, 7:5 gegen den Slowaken Filip Horansky der erste Sieg in der Tennis-Bundesliga. Mit dieser Überraschung hatte er wesentlichen Anteil am 3:3-Punktgewinn im Düsseldorfer Rochusclub.

Der Knoten scheint geplatzt: Nach zwei Niederlagen im Champions-Tiebreak gelang Tom Schönenberg gestern mit dem 6:3, 7:5 gegen den Slowaken Filip Horansky der erste Sieg in der Tennis-Bundesliga. Mit dieser Überraschung hatte er wesentlichen Anteil am 3:3-Punktgewinn im Düsseldorfer Rochusclub.

Foto: A. woitschützke

Totgesagte leben länger. Das gilt im Falle der Tennis-Bundesliga vor allem dann, wenn der TC Blau-Weiss Neuss zum Nachbarschaftsduell im Düsseldorfer Rochusclub antreten muss. Denn nicht zum ersten Mal in der langen Geschichte der Auseinandersetzungen beider Liga-Urgesteine überraschten die Neusser gestern Nachmittag die Landeshauptstädter auf dem falschen Fuß und fuhren mit dem 3:3-Unentschieden vor offiziell 3200 Zuschauernden ersten Saisonpunkt ein.

Dass es nicht wie zwischenzeitlich durchaus möglich zwei Zähler wurden, focht Dietmar Skaliks im Nachhinein nicht an: "Wir sind total happy", gab der Neusser Team-Manager gegen 17 Uhr zu Protokoll, als der erste Punktgewinn einer extrem schwierigen Saison für den Immer-noch-Rekordmeister der Bundesliga Formen annahm.

Überschwänglich war die Freude allerdings nicht im Lager der zahlreich an den Rolander Weg gereisten Neusser. Das gab auch Skaliks zu: "´Klar, nach so einem Spielverlauf ist man zuerst ein bisschen enttäuscht", sagte der 64-Jährige mit Blick auf die 3:1-Führung, mit der sein Spielerquartett aus den Einzeln gekommen war, "doch wenn mir heute morgen einer ein 3:3 angeboten hätte, hätte ich sofort eingeschlagen."

Irgendwie logisch. Denn obwohl entgegen aller Befürchtungen Spitzenspieler Filippo Volandri doch rechtzeitig aus dem italienischen San Benedetto eingetroffen war, waren die Neusser doch als Außenseiter auf die andere Rheinseite gereist. Schließlich hatte Düsseldorfs Teamchef Detlev Irmler im Tschechen Lukas Rosol (ATP-Weltranglistenposition 46) und dem Niederländer Igor Sijsling (ATP 154) zwei Top-Spieler aufgeboten, denen Volandri (ATP 193) und Antonia Veic (ATP 248) von der Papierform her nicht das Wasser reichen konnten. Und auch Filip Horansky (ATP 328) und Mats Moraing (ATP 581) werden auf der Weltrangliste deutlich höher gelistet als ihre blau-weißen Widersacher Tom Schönenberg (ATP 717) und Jeremy Jahn (ATP 811).

Doch auf den Aschenplätzen der Bundesliga zählen solche statistischen Daten nicht immer. "Die Jungs haben unglaublich gebissen", zollte Skaliks seinen Mannen ein Lob, die tatsächlich mit einer 2:0-Führung aus der ersten Einzelrunde kamen: Antonio Veic nahm den angeschlagen ins Match gegangenen Igor Sijsling mit 6:0, 6:3 regelrecht auseinander. "Das war überragend", lobte der Team-Manager den kampfstarken Kroaten, der damit auch das Signal für die anderen gab. Denn Jeremy Jahn kämpfte sich gegen den baumlangen und aufschlagstarken Mats Moraing, dessen Vater Heiner einst auch in der Bundesliga für Weiden, Essen und Oberhausen gespielt hatte, nach dem mit 3:6 verlorenen ersten Satz noch zu einem Sieg: "Endlich haben wir mal einen Champions-Tiebreak gewonnen", jubelte Skaliks nach dem 6:4, 10:3 eingedenk der Tatsache, dass die Neusser bei ihren voraufgegangenen 1:5-Niederlagen gegen Gladbach und Mannheim insgesamt sieben Mal im dritten Satz den Kürzeren gezogen hatten.

Und als Filippo Volandri (7:6) gegen Lukas Rosol und Tom Schönenberg (6:3) gegen Filip Horansky auch noch ihre ersten Sätze nach Hause brachten, keimten zarte Siegeshoffnungen unter den blau-weissen Anhängern auf. Denen Schönenbergs erster Bundesliga-Sieg überhaupt - er gewann den zweiten Satz mit 7:5 - neue Nahrung gab. Doch Lukas Rosol - "die beste Verpflichtung, die ich je getätigt habe", sagte Irmler hinterher über den Tschechen - ließ den Gastgebern durch zwei gewonnene Sätze (6:0, 10:4) wenigstens noch die Chance auf eine Punkteteilung.

Angesichts des 1:3-Rückstandes sah Irmler seine Felle im Kampf um den Klassenerhalt schon davonschwimmen: "Ich bin in 27 Jahren Bundesliga kein Mal laut geworden in der Kabine, aber da ist mir die Hutschnur geplatzt", gab der dienstälteste Bundesliga-Teamchef hinterher zu Protokoll.

Es wirkte: Mit zwei glatten Zwei-Satzsiegen zogen die Düsseldorfer noch gleich. "Die haben einfach andere Möglichkeiten im Doppel als wir", sagte Skaliks mit Blick auf den Einsatz von Doppelspezialist Martin Emmrich. Da wusste er noch nicht, dass ihm Lukas Rosol wohl in zweifacher Hinsicht den ersten Sieg verdorben hatte. Der überredete nämlich Filip Horansky noch zum Doppel, obwohl der Slowake schon einen Flug nach Bukarest gebucht hatte. Irmler war trotzdem nicht zufrieden: "Wir hätten 4:2 gewinnen müssen und den Klassenerhalt dann sicher gehabt. So wird der Rest der Saison noch ein ganz heißes Puzzlespiel." Nicht nur für ihn.

(NGZ)
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