Lokalsport Andersson: "Es war eine sehr schöne Zeit"

Dormagen · Als Spieler erlebte der Schwede die besten Jahre des Dormagener Handballs, am Samstag kehrt er als Trainer des HC Erlangen zurück.

 Einst der beste Linkshänder, der je beim TSV Bayer gespielt hat, kehrt Robert Andersson jetzt als Trainer des HC Erlangen nach Dormagen zurück.

Einst der beste Linkshänder, der je beim TSV Bayer gespielt hat, kehrt Robert Andersson jetzt als Trainer des HC Erlangen nach Dormagen zurück.

Foto: Eibner

"Natürlich", sagt Robert Andersson und lacht dabei, natürlich kann er sich an seine Zeit in Dormagen erinnern. "Das war meine erste Station als Handballer in Deutschland. Es war eine sehr schöne Zeit", sagt der Schwede, "und eine sehr erfolgreiche."

Stimmt. Drei Jahre, von 1992 bis 1995, trug der Schwede das Trikot des TSV Bayer Dormagen. Es war jene Zeit, als die Chemiestädter mit dem Bayer-Konzern im Rücken sich anschickten, nicht nur Handball-Deutschland, sondern Europa aufzumischen. 1993 erreichten sie das Finale im EHF-Europapokal, schlugen im "Heimspiel" in der Leverkusener Rundsporthalle den haushohen Favoriten Teka Santander sensationell mit 24:20, waren dann beim 20:26 im Rückspiel gegen Dushebajew und Co. allerdings chancenlos.

Vielleicht wäre mehr drin gewesen, hätte Robert Andersson mitgewirkt. Doch der wohl beste Linkshänder, der je das Bayer-Trikot getragen hat, ein Jahr zuvor als Torschützenkönig der schwedischen Liga aus Ystad nach Dormagen gekommen, fehlte wegen einer Verletzung im Aufgebot von Trainer Hade Schmitz. Seine Mitspieler aus der damaligen Zeit kann der heute 46-Jährige aufzählen ohne groß nachzudenken: "Wir hatten eine tolle Mischung aus erfahrenen Leuten wie Andreas Thiel, Christian Fitzek und Maik Handschke und sehr guten jungen Spielern wie Michael Klemm, Dieter Springel und mir. Daraus hätte 'was werden können."

 Spielte ein Jahr in Dormagen: HCE-Manager Stefan Adam.

Spielte ein Jahr in Dormagen: HCE-Manager Stefan Adam.

Foto: imago

Immerhin wurde daraus noch das Endspiel um den DHB-Pokal 1993, das der TSV (diesmal mit Robert Andersson) mit 21:24 gegen die damals von Heiner Brand trainierte SG Wallau-Massenheim verlor. Und sich damit den erneuten Einzug in den Europapokal der Pokalsieger sicherte, wo im Halbfinale Olympique Marseille (26:20, 12:21) die Endstation bedeutete. "Danach ging es irgendwie bergab", erinnert sich Robert Andersson, "das habe ich in meinem letzten Jahr schon deutlich gespürt." Weshalb er 1995 - der TSV war unter dem isländischen Trainer Kristjan Arason noch einmal Sechster in der Bundesliga geworden, verpasste aber in zwei Entscheidungsspielen gegen die punktgleiche SG Hameln den erneuten Einzug in den Europapokal - seine Koffer packte und in die Schweiz zum RTV Basel ging. Nach zwölf Monaten kehrte er wieder in die Bundesliga zurück, spielte dort insgesamt noch acht Jahre für OSC Rheinhausen, HSG Nordhorn und TuS Nettelstedt.

Am Samstag kommt Robert Andersson erstmals seit dieser Zeit wieder nach Dormagen. Als Trainer des HC Erlangen, der bereits sieben Spieltage vor Saisonende die direkte Rückkehr in die Bundesliga feiern konnte. Die Frage, ob das so geplant war, verneint Robert Andersson entschieden: "Planen kann man so etwas nicht. Aber wir haben darauf gehofft." Die Mannschaft habe sehr gut gearbeitet, sagt der Trainer, die Strukturen im Umfeld hätten gestimmt - "es hat alles gepasst."

Für diese Strukturen zeichnet seit zwei Jahren ein Mann verantwortlich der auch mal das Bayer-Trikot getragen hat: Stefan Adam, der in der Saison 1997/98 allerdings meist auf der Bank saß. Seine Berufung hat der heute 42-Jährige ohnehin im Management gefunden. Er führte schon den Bergischen HC in die Erste Liga, was ihm nach einem Intermezzo beim THW Kiel jetzt auch mit dem HC Erlangen gelang. "Weil wir einen relativ klaren Plan hatten", sagt Adam, "und die richtigen Mischung in der Mannschaft mit einigen erfahrenen Spielern und jungen deutschen Top-Talenten."

Die in Franken einen regelrechten Handball-Boom ausgelöst haben - im nächsten Heimspiel gegen TuSEM Essen am Pfingstsonntag (16., 16 Uhr) peilt der HC einen "Zweitliga-Weltrekord" in Sachen Zuschauer an. "Den halten die Füchse Berlin aus ihrer Aufstiegssaison mit 7.800 und ein paar Zerquetschten", weiß Stefan Adam und ist optimistisch, diesen überbieten zu können: "Über 7.000 Karten sind schon verkauft." Weil er noch eine Wohnung in Düsseldorf hat, verfolgt Adam das Handball-Geschehen in der Region auch aus der Distanz und findet es "bedauerlich, dass hier nicht so eine Euphorie herrscht wie bei uns oder anderswo. Dormagen hat es nach allen Turbulenzen dank seiner guten Jugendarbeit wenigstens wieder in die Zweite Liga geschafft -aber man sieht auch, dass ein solches Konzept gewisse Grenzen hat."

Gastgeschenke bringen die beiden Ex-Dormagener trotzdem nicht mit. "Unser Ziel ist ganz klar, den ersten Platz zu verteidigen", sagt Stefan Adam. Und auch Robert Andersson will die "letzten fünf Spiele seriös und vernünftig" über die Bühne bringen. Mit Blick auf Samstag (19 Uhr, TSV-Sportcenter) schwant ihm aber, "dass das schwierig wird. Dormagen hat bei uns im Hinspiel eine gute Leistung gezeigt und uns vor Probleme gestellt." Erst im Endspurt gelang dem HC da ein 28:25-Sieg. Andersson erwartet "ein hartes Spiel und eine Dormagener Mannschaft, die sehr viel kämpft". Und er ist gespannt, ob seine bereits aufgestiegenen Schützlinge diesen Kampf annehmen: "Wir müssen zu 100 Prozent fokussiert sein" - so wie er es zu den besten Dormagener Zeiten war.

(NGZ)
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