Tsvbayerdo Am Höhenberg herrscht Ratlosigkeit

Dormagen · Gegen TV Neuhausen verspielt Bayer Dormagen eine 21:19-Führung und steckt nach der 22:24-Schlappe ganz tief im Abstiegskeller.

 Die Lage ist ernst - die Mienen von Jörg Bohrmann (4.v.r.) und einigen seiner Spieler verraten das. Doch längst nicht alle im Kader des TSV Bayer Dormagen scheinen das begriffen zu haben.

Die Lage ist ernst - die Mienen von Jörg Bohrmann (4.v.r.) und einigen seiner Spieler verraten das. Doch längst nicht alle im Kader des TSV Bayer Dormagen scheinen das begriffen zu haben.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es sollte der Befreiungsschlag werden. Doch nach der 22:24-Niederlage (Halbzeit 13:13) gegen den TV Neuhausen stellt sich die Frage: Wen wollen die Handballer des TSV Bayer Dormagen eigentlich noch schlagen in dieser Zweitliga-Saison, wenn ihnen nicht einmal gegen eine so biedere und brave Truppe wie die Gäste aus dem Schwabenland ein Erfolg gelingt?

Die Antwort lautet: In dieser personellen Zusammensetzung wohl keinen mehr. Selbst Trainer Jörg Bohrmann, der sich bislang immer schützend vor die ihm anvertrauten Schützlinge stellte, fordert inzwischen Verstärkungen; "Wir brauchen zwei erfahrene Spieler." Mit denen hätten die Dormagener vor 1116 immer noch erstaunlich geduldigen und leidensfähigen Zuschauern ihren nach 51 Minuten herausgespielten und zu diesem Zeitpunkt auch verdienten 21:19-Vorsprung vielleicht über bis ins Ziel gerettet. Doch wer in den letzten 572 Sekunden nur noch ein Tor (zum 22:22 durch Peter Strosack, 57.) erzielt, muss sich über die siebte Niederlage in Folge nicht wundern.

Zwei (erfahrene) Spieler mehr im Kader gäben dem Trainer auch die Möglichkeit, disziplinarisch härter durchzugreifen. Gegen jene, die offensichtlich den Ernst der Lage noch nicht begriffen haben, in der die inzwischen auf den drittletzten Tabellenplatz zurückgefallenen Dormagener stecken. "Wer sich nach einem solchen Spiel lachend und scherzend zu Freunden oder Familie auf die Tribüne setzt, der hat nicht begriffen, worum es geht", sagt Jobst Wierich. Der Sprecher des Wirtschaftsbeirates, der selbst als Rechtsaußen am ersten Zweitliga-Aufstieg des TSV Bayer im Jahre 1984 beteiligt war, vermisst bei einigen der "Smartphone-Generation" die richtige Einstellung, den nötigen Biss: "Wir hätten uns nach einem solchen Debakel in der Kabine verkrochen und wären erst wieder 'rausgekommen, wenn keiner mehr in der Halle gewesen wäre."

So wie Torhüter Sven Bartmann, der mit dem Schlusspfiff wutentbrannt das Parkett verließ. Kein Wunder: Weil er auf der Anfahrt auf der A 57 im Stau feststeckte, traf er erst eine knappe Stunde vor Spielbeginn im Sportcenter ein - und wäre mit 16 gehaltenen Bällen trotzdem zum Matchwinner geworden, wenn seine Vorderleute nur ein bisschen besser zugepackt hätten. "Wir haben nicht einen einzigen Abpraller bekommen", kritisierte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel zu Recht. Das und die Tatsache, dass die Hausherren in der Deckung meist einen Schritt zu spät kamen und sich ständig in Eins-gegen-eins-Situationen austricksen oder schlicht überlaufen ließen (und das von körperlich eher unterlegenen Gegenspielern), zeigt, dass das Problem nicht im Spielerischen, sondern in den Köpfen liegt - wo auch immer die Bayer-Handballer mit ihren während des Spiels sind.

Diese Frage sollte sich auch Patrick Hüter stellen. Der Kreisläufer, der bis dahin gar kein schlechtes Spiel gemacht hatte, leistete sich nach seiner - umstrittenen - zweiten Zeitstrafe (54.) auf der Bank sitzend eine verbale Entgleisung, die die Unparteiischen Kern/Kuschel prompt mit Zeitstrafe Nummer drei und folglich der Roten Karte bestraften. Ausgesprochen dämlich, hatten die Schiedsrichter doch schon in der Anfangsphase mit einer Zeitstrafe gegen Neuhausens Cornelius Maas wegen Meckerns darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihre Ohren überall haben.

"Das hat uns das Genick gebrochen", stellte Bohrmann fest, "wenn du in der entscheidenden Phase vier Minuten am Stück in Unterzahl bist, hat du keine Chance." Auf "alleinschuldig" plädierte er in Sachen Hüter trotzdem nicht, weil auch er wusste: Hätten seine Spieler vorher den Sack zugemacht, was beim 10:6 (20.) und 15:13 (34.) durchaus möglich war, wäre der TSV gar nicht erst in diese Bredouille geraten.

(NGZ)
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