Rhein-Kreis Neuss Später Schritt in die Selbstständigkeit

Rhein-Kreis Neuss · Mit 46 Jahren traf Hans Peter Fanter den Entschluss, sich selbstständig zu machen. Das Einzige, was er bereut, ist seinen eigenen Kfz-Meisterbetrieb nicht schon früher aufgebaut zu haben. Doch der Schritt hat auch seine Tücken.

 Hans Peter Fanter (M.) mit Paul Neukirchen von der Kreishandwerkerschaft (l.) und Kreishandwerksmeister Rolf Meurer.

Hans Peter Fanter (M.) mit Paul Neukirchen von der Kreishandwerkerschaft (l.) und Kreishandwerksmeister Rolf Meurer.

Foto: Lothar Berns

Irgendwann hatte Hans Peter Fanter die Nase gestrichen voll. Immer wieder ärgerte sich der Kfz-Meister über Chefs, die in ihren Unternehmen falsche Entscheidungen trafen, Personal abbauten oder den Laden nach einem Generationswechsel vor die Wand fuhren. "Es reicht", sagte sich Hans Peter Fanter irgendwann - und traf im Alter von 46 Jahren den Entschluss, sich selbstständig zu machen. An der Venloer Straße in Rommerskirchen fand er ein geeignetes Gebäude, dort hat er seinen eigenen Kfz-Meisterbetrieb aufgebaut. Vier Jahre ist das nun her, und Fanter bedauert, diesen Schritt nicht früher gewagt zu haben. "Aber ich habe einfach nicht den Mut gehabt. Dabei hat es sich als goldrichtige Entscheidung entpuppt."

Mit 46 Jahren selbstständig machen - das ist durchaus ein ungewöhnlicher Schritt. Paul Neukirchen, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, bestätigt das. "Das Durchschnittsalter, in dem sich Handwerksmeister selbstständig machen, liegt bei 34 bis 35 Jahren."

Fanter gelte jedoch als Beispiel dafür, dass es nie zu spät sei. Kreishandwerksmeister Rolf Meurer findet es gut, wenn jemand auch in späteren Jahren noch den Sprung in die Selbstständigkeit wagt. "Es ist eine bewusste Entscheidung, die auch etwas mit Selbstbestimmung zu tun hat", sagt er. "Und es ist ein gutes Stück Lebensqualität, selbstständig zu sein."

Hans Peter Fanter hat dabei aber auch die Tücken kennengelernt. Ohne Unterstützung durch Betriebsberater der Kreishandwerkerschaft und die Teilnahme an einem Gründerseminar wäre vieles schwieriger gewesen, erklärt der 50-Jährige. Von der ersten Idee, sich selbstständig zu machen, bis zu dem Moment, an dem seine Werkstatt richtig lief, habe es etwa ein Jahr gedauert. Natürlich habe es zwischendurch auch mal ein mulmiges Gefühl gegeben, ob es die richtige Entscheidung gewesen sei. Aber das sei mit dem Zeitpunkt der Eröffnung wie weggefegt gewesen. "Ich hatte erst einen Monteur eingestellt, dann kam ein zweiter dazu. Und inzwischen bilde ich auch aus", sagt Fanter.

Aber ohne Unterstützung durch die Familie geht es nicht. Zum einen wegen der finanziellen Risiken, die ein Sprung in die Selbstständigkeit natürlich bedeuten kann. Und dann wegen der Zeit, die beansprucht wird. Morgens um 7 Uhr fängt Hans Peter Fanter an, zu Hause ist er abends so gut wie nie vor 20 Uhr. "Wenn ich Glück habe, schaffe ich es püntklich zur Tagesschau auf die Couch", sagt er. Aber er spricht diesen Satz mit einem Lächeln. Die viele Arbeit macht ihm nichts aus, weil er sein eigener Chef ist. Seine Ehefrau Anja unterstützt ihn. Die gelernte Bürokauffrau kümmert sich um Termine, Schriftverkehr, eben alles, was anfällt. Man müsse sich im Klaren sein, dass es gerade am Anfang einer Selbstständigkeit viel Arbeit und wenig Freizeit gebe. "Deshalb muss so eine Entscheidung in einer Ehe oder Partnerschaft auch von beiden getroffen werden", sagt sie. Paul Neukirchen sieht Hans Peter Fanter als Beispiel für andere Handwerksmeister. "Es ist nie zu spät, um sich selbstständig zu machen", sagt er. "Und es ist ein Ausdruck dafür, wie viele Chancen das Handwerk bietet."

(NGZ)
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