Rhein-Kreis Neuss Kreis sucht Krankenhaus-Chef

Rhein-Kreis Neuss · Direktor Ralf H. Nennhaus wechselt im Herbst nach Moers. Die Krankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich stehen vor Wechsel auf der Chefetage. Kreis als Träger sucht externen Rat.

 Ralf H. Nennhaus geht als Krankenhaus-Geschäftsführer nach Moers.

Ralf H. Nennhaus geht als Krankenhaus-Geschäftsführer nach Moers.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Diese Personalie überrascht selbst Insider. Direktor Ralf H. Nennhaus (55) steigt aus seinem langfristigen Vertrag als Verwaltungschef der Kreiskrankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich aus, um zum 1. Oktober 2016 als neuer Geschäftsführer an das St.-Josef-Krankenhaus nach Moers zu wechseln. Das bestätigten gestern auf Anfrage unserer Zeitung sowohl Landrat Hans-Jürgen Petrauschke als auch Nennhaus, der betonte, ihm sei die Entscheidung schwer gefallen, "meine vielen Mitarbeiter im Rhein-Kreis Neuss zu verlassen".

Träger der beiden kommunalen Krankenhäuser ist der Kreis. Landrat Petrauschke beeilte sich gestern zu versichern, dass durch diese Spitzenpersonalie die hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung nicht gefährdet sei; auch für die Belegschaft stünden keine Veränderungen bevor. Das Ziel des Landrates ist es offenbar, mit Unterstützung eines externen Beraters die Weichen für die Zukunft zu stellen und die Nachfolge auf dem Sessel des Krankenhausdirektors auszuschreiben. Die Rahmenbedingungen scheinen ungünstig. Die Kreiskrankenhäuser stehen betriebswirtschaftlich unter Druck. Außerdem werden sie als Eigenbetrieb geführt, was den Zugriff für Vertreter aus Verwaltung und Politik vereinfacht. Wie attraktiv diese Rechtsform für starke Bewerber ist, muss das Ausschreibungsergebnis erweisen. Der scheidende Nennhaus freut sich jedenfalls, "bald in Moers Geschäftsführer einer GmbH zu sein".

Ralf H. Nennhaus, der gebürtige Neusser lebt in seiner Heimatstadt, kam vor knapp sechs Jahren aus Wuppertal als Nachfolger von Hubert Rentzsch zu den Kreiskrankenhäusern. "Wir haben viel bewegt", sagt er rückblickend. Medizinisch seien die Häuser in Dormagen und Grevenbroich gut aufgestellt. Der Knackpunkt ist das betriebswirtschaftliche Ergebnis. Er habe sich "schönere Zahlen gewünscht", gibt Landrat Petrauschke zu, vielleicht habe "das eine oder andere auch schneller angepackt" werden müssen: "Aber hinterher ist man immer schlauer." Er habe jedenfalls Direktor Nennhaus immer den Rücken gestärkt. Wenn Nennhaus sagt, das Vertrauensverhältnis habe zuletzt nicht immer gestimmt, lässt er offen, wen er meint - Verwaltung und/oder Politik?

In Moers hat der Neusser Krankenhaus-Manager bei einem kirchlichen Träger unterschrieben, der dort ein Haus mit rund 500 Betten betreibt. Dort wird ein starker Chef gesucht. Langjährig war Heinrich Röwer (65) im Amt, der jetzt erneut ran muss, da sein Nachfolger Jörg Schneider nach nur zwei Monaten wieder an das Städtische Krankenhaus Nettetal ging, von wo er zuvor gekommen war.

Oppositionsführer Rainer Thiel MdL (SPD) wurde gestern durch den Anruf der NGZ-Redaktion vom bevorstehenden Wechsel des Krankenhauschefs überrascht. "Das ist eine gravierende Personalie", sagt Thiel, "denn es ist eine Herausforderung, die in Bewegung geratene Krankenhaus-Landschaft" auf Kurs zu halten. Es seien nun Gespräche aller Fraktionen erforderlich, um über den Weg der Krankenhäuser in die Zukunft zu entscheiden. Auch sein Kollege von der CDU, Dieter W. Welsink, will die beiden Krankenhäuser "mit guter Perspektive nach vorn" treiben. Dabei verknüpft Welsink die Personalie Nennhaus mit Fragen nach den Strukturen. Vor der Ausschreibung stehe die Antwort auf die Frage nach dem Wie. Dabei dürfe es, so forderte der CDU-Vorsitzende im Kreistag, "keine Denkverbote" geben. Am Ende eines Klärungsprozesses seien drei Lösungen möglich: "Erstens: Wir führen die Krankenhäuser allein weiter wie bisher. Zweitens: Wir gehen auf kommunaler Ebene Kooperationen oder Fusionen ein. Drittens: Wir privatisieren." Nennhaus geht, die Diskussion ist eröffnet.

(NGZ)
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