Cyberangriffe im Rhein-Kreis Neuss IT-Sicherheitslotse soll Unternehmen helfen

Rhein-Kreis Neuss · Im Sommer führt die IHK in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein den IT-Sicherheitslotsen für Unternehmen ein.

Cyberangriffe im Rhein-Kreis Neuss: IT-Sicherheitslotse soll Unternehmen helfen
Foto: Pixabay.com

Im Fußball würde man von "Powerplay" sprechen, von Angriffswellen, die ohne Unterlass auf die eigene Abwehr zurollen. Und Sport-Fans wissen: Wer bestehen will, muss die Lücken schließen und sein Tor möglichst sorgfältig abriegeln. Genau das gilt auch für Unternehmen mit Blick auf ihre IT-Sicherheit. Die Angriffswellen aus dem Internet rollen ständig an. Zahlen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) belegen dies. Fast 70 Prozent der Unternehmen und Institutionen in Deutschland sind demnach in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Cyber-Angriffen geworden. In knapp der Hälfte der Fälle waren die Angreifer erfolgreich.

Unternehmen müssen gut aufgestellt sein, um nicht zum Opfer von Internetkriminalität zu werden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein möchte daher in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit ("Clavis") der Hochschule Niederrhein einen IT-Sicherheitslotsen etablieren. Er soll insbesondere kleine und mittlere Unternehmen für das Thema IT-Sicherheit sensibilisieren und einen kostenfreien Sicherheitstest durchführen. "Es gibt Bedarf, und zwar gerade mit Blick auf individuell zugeschnittene Sicherheitssysteme für die Unternehmen", betont IHK-Geschäftsführer Andree Haack. Der Start des neuen Angebots ist für Sommer avisiert.

Dass sich das Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit der Hochschule Niederrhein den lateinischen Namen "Clavis" gegeben hat, ist dabei durchaus programmatisch zu verstehen. Übersetzt bedeutet der Begriff "Schlüssel" und spielt damit einerseits auf die Sicherheit von Informationen durch Verschlüsselung an, andererseits steht er für den Zugang der regionalen Industrie zur Hochschule Niederrhein. Erklärtes Ziel von "Clavis" ist es, die Partner in der Region zu unterstützen. Zu diesen Partnern der Hochschule Niederrhein gehört die IHK schon lange. 1988 wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen. Er wurde 2009 und Anfang 2018 erneuert. Künftig soll der Vertrag im Fünf-Jahres-Rhythmus auf seine Aktualität hin überprüft werden.

Der IT-Sicherheitslotse soll die Unternehmen in Zukunft besuchen und einen Check anbieten. Das Ziel: Offene Stellen im Sicherheitssystem finden, damit die Unternehmen diese schließen können.

Insbesondere drei Formen von IT-Attacken gilt es zu bekämpfen. Erstens: Trojaner und sogenannte Ransom-Software, bei der ein Schadprogramm auf fremde Rechner gespielt wird, das Daten verschlüsselt. Die Täter fordern dann eine Lösegeldzahlung zur Entschlüsselung der Daten. Die Angriffe erfolgen meist nicht einmal gezielt, sondern in der Fläche, was für jeden Betrieb eine permanente Gefahr bedeutet. Zweitens: digitale Spionage, bei der vertrauliche Informationen abgegriffen werden. Und drittens: Der ganz gezielte Einsatz von Software, um Produktionsprozesse zu beeinflussen - zum Beispiel in der Großindustrie.

Spionage, Sabotage, Datendiebstahl sind die großen Herausforderungen. Der Digitalverband Bitkom hat im Zuge einer 2017 vorgelegten Studie festgestellt, dass der deutschen Wirtschaft dadurch jährlich ein Schaden von 55 Milliarden Euro entsteht. Risikominimierung, technische Maßnahmen und Sensibilisierung der Mitarbeiter sind zentrale Abwehrmaßnahmen. "Mit einfachen Mitteln lässt sich schon relativ viel erreichen", sagt Andree Haack. Auch da ist es wieder ein bisschen wie beim Fußball: Eine solide Abwehr hilft, Lücken zu schließen. Aber für einen dichten Abwehrriegel bedarf es einer Strategie.

(abu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort