Rhein-Kreis Neuss Industrie 4.0 beim Innovationstag der IHK

Rhein-Kreis Neuss · Der digitale Wandel wird die Arbeitswelt verändern - und bietet jede Menge Chancen.

 Minister in der Mitte: Jörg Dederichs (l), Geschäftsführer Industriemärkte der 3M, und Jürgen Steinmetz (r.) mit Arbeitsminister Rainer Schmeltzer.

Minister in der Mitte: Jörg Dederichs (l), Geschäftsführer Industriemärkte der 3M, und Jürgen Steinmetz (r.) mit Arbeitsminister Rainer Schmeltzer.

Foto: IHK

Rund 100 Teilnehmer haben sich in der Deutschlandzentrale von 3M in Neuss mit der Arbeitswelt der Zukunft beschäftigt. Beim "Innovationstag 2016" ging es auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordrhein-Westfalen unter anderem um die Fragen, welche Rolle der Mensch in den Fabriken der Zukunft einnimmt, in welcher Form die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert und welche Chancen und Risiken die sogenannte Industrie 4.0 für die Beschäftigten birgt. "In der Smart Factory wird der Mensch eine entscheidende Rolle spielen", erklärte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, zur Begrüßung. "Industrie 4.0 wird den Menschen nicht aus den Werkhallen verbannen, sondern ihn anders fordern." Daher seien lebenslanges Lernen und die ständige Modernisierung der Berufsbilder wichtiger denn je.

Rainer Schmeltzer, NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, betonte in seinem Grußwort: "Wir in NRW wollen die Digitalisierung mitgestalten." IT-Sicherheit und Datenschutz seien dabei zentral. Entscheidend für einen erfolgreichen digitalen Wandel seien gut ausgebildete Fachkräfte auf allen Ebenen der Produktion, sagte Schmeltzer. Er appellierte an die Unternehmer: "Nehmen Sie ihre Beschäftigten mit, beteiligen Sie ihre Betriebs- und Personalräte und nutzen Sie die Erfahrung und das Wissen ihrer Mitarbeiter - dann bieten sich vielversprechende Möglichkeiten."

Einen wissenschaftlichen Blick auf das Thema warf Peter Ittermann von der Technischen Universität Dortmund. Er beleuchtete zunächst den Status Quo: "Wir befinden uns in der zweiten Phase der wirtschaftlichen Digitalisierung, wir erleben das Internet der Dinge und Dienste in den Bereichen Wohnen, Medizin, Verkehr, Industrie." Industrie-4.0-Technologien wie "smarte" Produktionssysteme, neue Robotikkonzepte, Assistenzsysteme und Social-Media-Funktionalitäten könnten dazu beitragen, die internationale Spitzenposition der deutschen Industrie noch auszubauen und ganze Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten zu revolutionieren.

Über die Konsequenzen dieser Prozesse für die Arbeitswelt wird in der Forschung kontrovers debattiert. "Es gibt eine pessimistische und eine optimistische Sicht auf die Entwicklung, erklärte Ittermann. Die Skeptiker befürchten Jobverluste, die Abwertung von Qualifikationen und die Erosion mittlerer Tätigkeiten. Die Optimisten dagegen gehen davon aus, dass die Digitalisierung neue Arbeitsplätze schafft, das Wachstum antreibt. "Wir können derzeit nicht eindeutig sagen, welche Folgen die Digitalisierung für die Arbeitswelt haben wird", sagte Ittermann. "Der Erhalt hochwertiger Beschäftigung in der Industrie ist durchaus möglich - aber kein Selbstläufer." Es werde nicht um die Frage "Mensch oder Technik?" gehen, sondern darum, wie das Zusammenwirken von Mensch, Technik und Organisation an den Schnittstellen gestaltet werde.

(NGZ)
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