Rhein-Kreis Neuss In der Region fehlen rund 5000 Fachkräfte

Rhein-Kreis Neuss · Viele Betriebe haben große Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Das bestätigt eine IHK-Analyse.

 Geeignete Fachkräfte sind in einigen Bereichen Mangelware.

Geeignete Fachkräfte sind in einigen Bereichen Mangelware.

Foto: dpa

Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt stellen die Wirtschaft am Niederrhein vor vielfältige Herausforderungen. "Die Unternehmen spüren den Fachkräftemangel, die steigenden Arbeitskosten und die zunehmende Regulierung durch die Bundesregierung", fasst Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, das Ergebnis einer neuen Studie zusammen, die jetzt veröffentlicht wurde. Basis der IHK-Analyse ist eine Befragung von 500 Betrieben in der Region.

Grundsätzlich sind die Kennzahlen des regionalen Arbeitsmarkts vielversprechend. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit ist die Beschäftigung in den vergangenen 15 Jahren am Mittleren Niederrhein um 4,6 Prozent gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen ist seit 2005 deutlich gesunken. "Alleine von 2005 bis 2014 betrug der Rückgang 20 Prozent", erklärt Steinmetz. "Das ist aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen - denn der Arbeitsmarkt in NRW hat sich insgesamt noch besser entwickelt", teilt Steinmetz mit. Aus Sicht der IHK sei eine vorausschauende Flächenpolitik das beste Rezept für mehr Beschäftigung. "Schließlich sind für das Wachstum oder die Neuansiedlung von Unternehmen, die letztlich neue Arbeitsplätze schaffen, passgenaue Gewerbeflächen notwendig", erklärt Steinmetz.

Eine große Herausforderung sei der Fachkräftemangel. Jeder dritte Betrieb könne derzeit mehr als drei Monate lang offene Stellen nicht besetzen, weil keine passenden Fachkräfte gefunden werden. "Hochgerechnet fehlen bei uns in der Region etwa 5000 Fachkräfte", erklärt Steinmetz. Der IHK-Hauptgeschäftsführer fordert, dass die duale Ausbildung gestärkt wird. Schließlich suchen die Betriebe insbesondere nach Bewerbern mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Dieser Trend wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. 44 Prozent der Betriebe prognostizieren, dass sie in diesem Zeitraum Absolventen der dualen Berufsausbildung benötigen, nur 30 Prozent der Betriebe Mitarbeiter mit einem akademischen Abschluss.

Sorge bereitet den Unternehmen zudem die zunehmende Regulierung des Arbeitsmarktes. Die Große Koalition hatte 2014 und 2015 die abschlagsfreie Rente mit 63 und das Mindestlohngesetz verabschiedet. Derzeit in Planung ist zudem ein Gesetz zur weiteren Regulierung der Zeitarbeit. Insbesondere die Rente nach 45 Beitragsjahren ist laut IHK-Analyse ein Risiko. 15 Prozent der Betriebe meldeten, dass sie für Arbeitnehmer, die aufgrund dieser Neuregelung ausgeschieden sind, keinen geeigneten Nachwuchs finden konnten.

Steinmetz warnt außerdem vor den Auswirkungen einer weiteren Regulierung der Zeitarbeit. Auch das Mindestlohngesetz sei problematisch, allerdings räumt er ein: "Es ist richtig, dass der Mindestlohn bislang kaum zu Entlassungen geführt hat." Nur fünf Prozent der Betriebe gaben bei der IHK-Umfrage an, aufgrund des Mindestlohns Mitarbeitern gekündigt zu haben. Dass über eine Anhebung des Mindestlohns diskutiert wird, hält der IHK-Hauptgeschäftsführer für unverantwortlich: "Unsere Analyse zeigt, dass die Entwicklung der Arbeitskosten in den vergangenen Jahren dazu geführt hat, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe im Vergleich zu Mitbewerbern aus anderen Industrieländern gelitten hat."

(NGZ)
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