Rhein-Kreis Neuss Immer mehr minderjährige Flüchtlinge kommen an

Rhein-Kreis Neuss · Viele 16- bis 18-Jährige müssen von den Jugendämtern in Obhut genommen werden. Derzeit sind es schon 110.

 Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (r.), Kreisdirektor Dirk Brügge (M.), Ines Manolias, Leiterin Gebäudewirtschaft, und Benjamin Josephs in der Notunterkunft in Grevenbroich.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (r.), Kreisdirektor Dirk Brügge (M.), Ines Manolias, Leiterin Gebäudewirtschaft, und Benjamin Josephs in der Notunterkunft in Grevenbroich.

Foto: RKN

Notaufnahme, Betreuung, Finanzen, Wohnen, Bildung, soziale Begleitung, Integration - Stichworte, die sich aus dem Flüchtlingszustrom nach Deutschland ableiten. Das ist auch im Rhein-Kreis Neuss so. Kreisweit sind - ohne das Stadtgebiet Neuss - aktuell 1250 Asylbewerber in der Erstaufnahme. Diese Zahl nannte gestern Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) im Kreisausschuss. Technisch und organisatorisch seien die Verwaltungen gut aufgestellt; Kreishaus und Rathäuser würden von Hilfsorganisatoren und von der Bevölkerung großartig unterstützt. Auch die Belegschaft der Kreisverwaltung ziehe beispielhaft mit. Derzeit stünden, so der Landrat, immer hundert Mitarbeiter auf Abruf bereit, um im Falle eines Falles spontan einzugreifen.

Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation und der sich daraus ableitenden Fragestellungen schlug Dieter Welsink vor, das Thema zur "Chefsache" zu erklären und fortan einen festen Tagesordnungspunkt "Flüchtlinge, Asylbewerber, Integration" in jeder Sitzung des Kreisausschusses zu machen. Die CDU-Initiative wurde von allen Fraktionen in ihrer Zielrichtung mitgetragen. "Lassen wir innehalten", riet aber Erhard Demmer von den Bündnisgrünen, "denn wir sollten gemeinsam überlegen, welche Organisationsform jetzt die richtige ist." Flüchtlingsbetreuung sei eine Querschnittsaufgabe, zu diesem Fazit kam auch Gert Ammermann (CDU), darum sei es aber richtig, dass sich der Kreisausschuss als "Steuerungsebene" definiere.

Gestern im Kreisausschuss wurde auch bewusst, dass unter den vielen Flüchtlingen sich eine Gruppe herausbildet, die besondere Aufmerksamkeit verlang: alleinreisende Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren. Sie müssen, so bald sie sich registrieren lassen oder von der Polizei aufgegriffen werden, sofort von einem Jugendamt "in Obhut genommen" werden. Bereits 110 Jugendliche - die meisten davon leben in Neuss - werden kreisweit derzeit von den sechs Jugendämtern im Kreisgebiet betreut. Bis zum Jahresende werden es nach Einschätzung von Tillmann Lonnes, Dezernent in der Kreisverwaltung, sogar 180 sein. Lonnes skizzierte die damit verbundenen Probleme: "Es müssen ausreichend geeignete Menschen gefunden werden, die bereit sind, eine Vormundschaft zu übernehmen." Die Pädagogische Ambulanz in Kaarst sei schon ausgelastet.

(-lue)
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