Rhein-Kreis Neuss IHK: Agenda soll berufliche Bildung retten

Rhein-Kreis Neuss · Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein will das Image der betrieblichen Berufsausbildung aufpolieren und neue Interessenten für unbesetzte Lehrstellen finden. Eine "Agenda 2025" soll den Weg dafür bereiten.

 Immer mehr Schulabgänger drängen in die Universitäten und Fachhochschulen. Gleichzeitig haben Unternehmen Probleme, qualifizierte Bewerber für ihre betrieblichen Ausbildungsplätze zu finden. Im Frühjahr soll ein Programm starten, um Studienabbrecher in Ausbildung zu bringen.

Immer mehr Schulabgänger drängen in die Universitäten und Fachhochschulen. Gleichzeitig haben Unternehmen Probleme, qualifizierte Bewerber für ihre betrieblichen Ausbildungsplätze zu finden. Im Frühjahr soll ein Programm starten, um Studienabbrecher in Ausbildung zu bringen.

Foto: J. Huhn, W. Kastell

Es ist nicht weniger als das Ende eines Mythos: Wer studiert und Akademiker wird, hat die besten Chancen auf einen guten Job und gutes Geld. Falsch, sagt Professor Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Bildungsexperte. Bereits Mitte September forderte er auch bei der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein einen "Stopp des Akademisierungswahns". Wirtschaftlicher Erfolg des Einzelnen, aber auch des ganzen Landes seien, das zeige auch der internationale Vergleich, nicht von der Akademikerquote abhängig. Deutschland, so die These des Experten, sei wirtschaftlich erfolgreich wegen seines Modells der dualen Berufsausbildung in Unternehmen und Berufsschulen. Die Kammern in NRW ziehen jetzt die Konsequenz: Mit einer "Agenda 2025" wollen sie die betriebliche Ausbildung stärken.

Für viele Unternehmen geht es, so IHK-Präsident Heinz Schmidt, letztlich ums Überleben: Deutschland sei wie kein anderes Land vom demografischen Wandel betroffen. Die Folge: Immer mehr Lehrstellen blieben unbesetzt. Für Schmidt ist das die "Achillesferse" der Wirtschaft. In 14 Thesen haben die Kammern zusammengefasst, was sie für nötig halten, damit die duale Berufsausbildung auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt. Die Forderungen reichen von einer Sensibilisierung der Eltern für eine vernünftige Schulwahl im Sinne ihrer Kinder, um dem Trend zur gymnasialen Bildung entgegenzuwirken, über die Wiedereinführung der Kopfnoten und das Stärken der Fächer Deutsch und Mathematik bis zur Prüfung einer von der IHK monierten "Inflation guter bis sehr guter Noten".

Um mehr Bewerber für die berufliche Ausbildung zu gewinnen, setzt die Industrie- und Handelskammer auch auf durchlässigere Ausbildungs- und Studiensysteme. Leistungsstarke Auszubildende sollen die Möglichkeit erhalten, eine verkürzte Ausbildung zu absolvieren. Das, so die Hoffnung der IHK, könnte potenzielle Bewerber motivieren, sich für eine betriebliche Ausbildung zu entscheiden. Einen ähnlichen Effekt verspricht sich die IHK, sollten Hochschulen und Institutionen der dualen Ausbildung die Bildungsleistungen ihrer Absolventen gegenseitig stärker anrechnen. Zusätzlich will die IHK mehr digital unterstützte Lehr- und Lernformen in den Ausbildungsordnungen verankern. Gleichzeitig sollen Studienabbrecher für eine betriebliche Ausbildung gewonnen werden.

(ki-)
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