Kensington - Kalifornien Auf den Spuren der Hippies

Isabel Engels Jahr als Au-pair in Nord-Kalifornien neigt sich dem Ende zu – ein Rückblick.

 Isabel Engels hat ihre Zeit in den USA genossen. Ihre Gastfamilie lebt 30 Minuten von San Francisco entfernt.

Isabel Engels hat ihre Zeit in den USA genossen. Ihre Gastfamilie lebt 30 Minuten von San Francisco entfernt.

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Isabel Engels Jahr als Au-pair in Nord-Kalifornien neigt sich dem Ende zu — ein Rückblick.

Vor beinah einem Jahr bin ich im eisigen New York angekommen, genauer gesagt am 4. Januar 2015, um das Abenteuer Au-pair in den USA anzutreten. Der Abschied von Familien und Freunden ist mir definitiv nicht leicht gefallen, doch die Neugierde auf eine fremde Kultur hat mich in meiner Entscheidung bestärkt.

Nach einer Woche in der "Au-pair School" in New York, die selbst für mich, die Schnee — im Gegensatz zu vielen Südamerikanerinnen — schon oft genug gesehen hat, wirklich kalt war, ging es weiter: auf zu meiner Gastfamilie. Der Flug nach Nord-Kalifornien hat sich vor Aufregung, endlich die Gastfamilie kennenzulernen, wie Kaugummi gezogen. Und dann wurde ich herzlich empfangen. Unfassbar, dass das Ganze jetzt schon fast elf Monate her ist!

Mein Jahr hier hätte besser kaum sein können, denn ich wurde von meiner Gastfamilie genauso herzlich behandelt, wie ich empfangen wurde. Dafür bin ich besonders dankbar, da der Erfolg des Aufenthalts in den USA und das Leben und Arbeiten als Au-pair besonders durch das Verhältnis zur Gastfamilie geprägt werden.

Ich lebe in Kensington, nördlich von der berühmten Studentenstadt Berkeley und 30 Minuten Zugfahrt von San Francisco entfernt, in der wohl liberalsten Gegend, die man in den USA finden kann. Man spürt die Atmosphäre der 1968/69er Bewegung hier immer noch — sei es, wenn man sich den Kleidungsstil vieler Leute ansieht oder die "Bumper Sticker" auf den Stoßstangen der Autofahrer vor einem, die immer noch berühmte Parolen wie "Make love not war" verkünden.

Richtende Blicke für den verrückten Hut oder den pinken Spandexanzug sind hier Fehlanzeige. Und wenn jemand ein Kompliment zu verteilen hat, scheut er auch nicht davor zurück, es zu tun, um dem anderen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Die Accessoires der Hippie Generation schlechthin — gebatikte Shirts und Kleider sowie Blumenkränze im Haar- sieht man hier auch immer noch häufig.

Und wer hier einige Zeit lebt, stellt schnell fest, wie San Francisco sich heimlich in seinen Kleiderschrank stiehlt und den Kleidungsstil beeinflusst. Ein Geheimtipp in San Francisco ist definitiv der im Mission District gelegene "Dolores Park", wo Leute zum quatschen und picknicken zusammenkommen und die Sonne genießen.

Musiker, Künstler und viele andere mischen sich unter die Menge und es gibt jedes Mal etwas zu sehen oder zu hören. Einen Sonntag dort zu verbringen lässt einen vergessen, dass am nächsten Tag Montag ist.

Eine Alternative ist die "Haight Street" ("Love Street", "Hippie Street"), die im Stadtteil Haight and Ashbury liegt — dem Stadtteil, der als Geburtsstätte der Hippie-Kultur gilt. Die Straße ist geprägt von bunten Malereien an Hauswänden, Secondhand-Shops, Musikläden, Boutiquen mit ausgefallen Sachen, Bars und Restaurants und mündet in den Golden Gate Park. In dieser Nachbarschaft findet man die "Painted Ladies", die berühmten mehrfarbigen Stadthäuser San Franciscos.

Auch in Nord-Kalifornien ist es nun Weihnachtszeit. Einen Tag nach dem traditionellen Thanksgiving hatte ich das Gefühl, die Anwohner haben über Nacht heimlich ihre Häuser dekoriert und wenn man nun am Abend rausschaut, leuchten viele Häuser grün, rot, blau und weiß. Selbst hier sind die Temperaturen inzwischen auf "kalte" sechs bis 15 Grad gesunken, und wenn man ein Jahr hier mit kaum Regen und Kälte verbracht hat, fragt man sich, wie sehr man im Januar in Deutschland frieren wird.

Der Weihnachtswahnsinn in amerikanischen Geschäften beginnt im Übrigen gefühlt schon nach Halloween. Ich freue mich, nach all den anderen Feiertagen, nun noch ein amerikanisches Weihnachtsfest zu feiern, und denke, dass es ein schönes Erlebnis zum Ende meines Jahres wird.

Denn im Januar heißt es dann Abschied nehmen von meiner Gastfamilie, von meinen Freunden und von San Francisco, der Stadt über die der berühmte Autor Rudyard Kipling sagte, dass sie nur einen Nachteil habe: Es ist schwer sie zu verlassen. Auch wenn ich weiß, dass dies nicht einfach werden wird, freue ich mich doch auch darauf, da einem nach erfolgreicher Beendigung des Au-pair Programmes noch 30 Tage Zeit bleiben, die man zum reisen durch die USA nutzen kann.

So werde ich dann "Auf Wiedersehen!" sagen, denn ein Wiedersehen wird es bestimmt geben, und mich auf den Weg machen, um Los Angeles, Las Vegas, New Orleans, Chicago, Miami, New York und Boston zu besuchen. Am 27. Januar werde ich nach Deutschland zurückfliegen. Ich freue mich so sehr auf das baldige Wiedersehen und wünsche allen ein besinnliches Weihnachtsfest und Grüße besonders Familie, Freunde und Bekannte!

Besonders möchte ich diesen Rückblick meiner Oma Elisabeth widmen, die sich so darauf gefreut hatte, alles zu lesen, und leider nicht mehr die Chance dazu hat. Du wirst sehr fehlen, wenn ich heimkomme!

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