Rhein-Kreis Neuss Erfahrung als Schlüssel für Unternehmenserfolg

Rhein-Kreis Neuss · Bei Unternehmensübergaben geht häufig Erfahrungswissen verloren. Werner Bruns und das Metis-Institut an der RFH möchten das ändern.

 Werner Bruns, Honorarprofessor an der RFH, möchte mit dem Metis-Institut eine Didaktik zum Transfer von Erfahrungswissen entwickeln.

Werner Bruns, Honorarprofessor an der RFH, möchte mit dem Metis-Institut eine Didaktik zum Transfer von Erfahrungswissen entwickeln.

Foto: L. Berns

Die Übergabe eines Unternehmens an einen geeigneten Nachfolger zählt zu den größten Herausforderungen, denen sich ein Unternehmer stellen muss. Für die rechtlichen Formalitäten gibt es Fachleute: Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Juristen, Unternehmensberater und die Hausbank zählen zu den meistgefragten Ansprechpartnern während des Übergabeprozesses. Wenn es nach Werner Bruns, Honorarprofessor an der Rheinischen Fachhochschule (RFH) Köln und federführend beim an der RFH-Dependance in Neuss angesiedelten Metis-Institut, geht, wird jedoch häufig eine wichtige Komponente außer Acht gelassen: die Übergabe von Erfahrungswissen an den Nachfolger. "Dadurch geht jede Menge Potenzial verloren - und das muss nicht so sein", sagt Bruns.

Das kürzlich vorgestellte internationale Institut Metis geht daher ein neues Forschungsprojekt an. Gemeinsam soll eine Didaktik zum Transfer von Erfahrungswissen entwickelt werden - insbesondere mit Blick auf die Unternehmensübergabe. Beteiligt sind neben der RFH die Metis-Partner FH Burgenland (Österreich) und FHS St. Gallen (Schweiz) sowie die Zeppelin Universität Friedrichshafen, an der es bereits ein Institut für Familienunternehmen gibt. Es wurde 2009 gegründet und beschäftigt sich in Forschung, Lehre und Weiterbildung mit zentralen unternehmerischen und familiären Herausforderungen sowie Chancen von Familienunternehmen in Bezug auf Zukunftsfähigkeit. Eine perfekte Schnittstelle zu Metis, das es sich zum Ziel gesetzt hat, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben zu aktuellen und strukturellen gesellschafts- und unternehmensbezogenen Themen mit dem Schwerpunkt auf "Erfahrungen im Management" zu realisieren.

Der Transfer von Erfahrungswissen, davon ist Werner Bruns überzeugt, muss stärker in den Fokus bei der Übergabe von Unternehmen gerückt werden. Zehn bis 15 Firmen aus verschiedenen Branchen sollen dabei während des Forschungsprojekts begleitet werden. Das passt zur Grundausrichtung von Metis: Hochschulwissen in Unternehmen bringen und zugleich die Bedürfnisse aus der Praxis in die Hochschule holen. "Wenn die Forschungsarbeit Früchte trägt, ist ein modellhaftes Instrumentarium für eine erfolgreiche Übergabe da", sagt Bruns.

Wichtig sind für ihn die Grundlagen der vier "T"s: Talente fördern, Technologien aus dem Unternehmen unterstützen, Toleranz und Vertrauen sowie Tradition weitergeben. Wer dies beherzige, habe den richtigen Weg eingeschlagen. Ein bisschen ist es wie in der Fußball-Bundesliga: Da kann der modernste und bestgeschulte Trainer verpflichtet werden - wenn er die Philosophie des Vereins nicht kennt und verinnerlicht, dann ist er beim Prozess, innovative Ideen einzubringen, zum Scheitern verurteilt.

Allerdings muss auch ein Umdenken her. In Deutschland sei der Ruf nach Erfahrung laut Bruns bei Krisen und in Konfliktsituationen in Unternehmen laut. Wenn es um Innovationen gehe, gebe es hingegen häufig eine negative Konnotation. Von diesem Denkmuster muss man sich laut Bruns lösen. Auch das soll in dem neuen Forschungsprojekt gezeigt werden.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort