Elternzeit Väter im Rhein-Kreis Neuss nehmen sich zu wenig Zeit fürs Kind

Rhein-Kreis Neuss · In wenigen Tagen sind die schönen Wochen für Klaus und seine Tochter leider schon vorbei. Der 33-jährige Kaarster war dann zwei Monate zu Hause, um sich ausschließlich um die Kleine zu kümmern. Die Zahl der Väter im Rhein-Kreis, die sich die Elternzeit nehmen, liegt etwa ein Prozent unter dem NRW-Durchschnitt.

Elternzeit: Väter in Neuss nehmen wenig Auszeit
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Er habe sich zu diesem Schritt entschieden, um mit seinem Kind mal richtig viel und ungestört Zeit verbringen zu können, betont Klaus. Ob Frühstück im Garten oder der Besuch auf dem Spielplatz - Vater und Tochter haben gemeinsam viel Spaß. "Ich bin, wie vorher schon ihre Mutter, zu einer richtigen Bezugsperson für sie geworden", sagt der stolze Papa zufrieden. Mit seinem Arbeitgeber hatte der Angestellte im öffentlichen Dienst wegen der Auszeit nach eigener Aussage keinerlei Probleme. Und finanziell stand das Paar sogar etwas besser da, als wenn er normal arbeiten gegangen wäre. Die Mutter ist inzwischen wieder halbtags tätig.

Mit seiner Elternzeit gehört der Vater aus Kaarst einer Minderheit an. Im Rhein-Kreis Neuss haben nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts nicht ganz 1000 Väter Elterngeld bezogen. Diese Zahl, die sich auf im Jahr 2014 geborene Kinder bezieht, nennt die IKK classic (die Krankenkassen sind unter anderem deshalb involviert, weil die Mitgliedschaft während des Elterngelds fortbesteht). "Damit haben 25,7 Prozent der Väter im Kreis eine Elternzeit genommen, während es im NRW-Durchschnitt 26,8 Prozent waren", so Michael Lobscheid vom Versicherer. Heißt: Nur jeder vierte Vater im Rhein-Kreis Neuss nutzt diese Möglichkeit.

Woher kommt diese männliche Zurückhaltung? Liegt es am finanziellen Aspekt? "Nach unserer Einschätzung wird es daran liegen, dass es noch immer das Rollenbild des Vaters als finanzieller Versorger der Familie gibt", erklärt Ralf Sibben, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein. Zudem nennt er die Sorge vor Nachteilen im Beruf, wenn Väter "temporär aussteigen".

Nach Meinung des Arbeitgeberverbands hat die Wirtschaft die Zeichen der Zeit allerdings erkannt. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in vielen Unternehmen ein wichtiges Thema, und es gibt diverse Möglichkeiten und Spielräume", sagt Sibben. Personalverantwortliche berücksichtigten bei der Suche nach Fachkräften auch die "Work-Life-Balance", zu der auch Flexibilität bei der Kinderversorgung gehöre. "Dass Väter, die sich um ihr Kind kümmern, an Sozialkompetenz gewinnen, liegt zudem auf der Hand. Das kann Arbeitgebern nur recht sein."

Entsprechend optimistisch blickt er in die Zukunft. Immer mehr Väter würden Elternzeit in Anspruch nehmen, und das auch für längere Zeit. "Viele junge Männer wollen ihre Kinder nicht nur nach einem langen Arbeitstag sehen. Sie wollen an Versorgung und Erziehung teilhaben und stellen ihr berufliches Engagement zurück."

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So sieht es auch Tommy (38). Der Neusser gehört zu den Vätern aus der aktuellen Statistik des Bundesamts: Seine Tochter kam 2014 zur Welt. "Ich habe meine Elternzeit gesplittet: den ersten Monat im Sommer, den zweiten dann im Frühjahr", erzählt er. Zwar habe die Familie in dieser Zeit weniger Geld zur Verfügung gehabt, aber das sei nicht ausschlaggebend gewesen. "Beim zweiten Kind würde ich es wieder so machen", sagt Tommy.

(NGZ)
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