Rhein-Kreis Neuss Eine App soll Leben retten

Rhein-Kreis Neuss · Der 18-jährige Viktor Huhle aus Grevenbroich hatte die Idee zu "EmergencyEye". Die App für das Smartphone wird nun getestet, sie soll helfen, die Kommunikation zu optimieren, um Diagnose und Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verbessern.

 Die Idee für die Notfall-App hat Viktor Huhle während seiner Abschlussarbeit an der Akademie für Juniormanager an der Fachhochschule für Ökonomie und Managament in Neuss entwickelt.

Die Idee für die Notfall-App hat Viktor Huhle während seiner Abschlussarbeit an der Akademie für Juniormanager an der Fachhochschule für Ökonomie und Managament in Neuss entwickelt.

Foto: Corevas GmbH & Co. KG

Mit seiner Idee könnte Viktor Huhle (18) schon bald Leben retten. "EmergencyEye" nennt sich das Projekt zur Digitalisierung der Notfallkommunikation - entwickelt wird eine App, die im Falle eine Notrufs unter der Nummer 112 alle Möglichkeiten der Smartphonetechnologie inklusive Video- und Bildübertragung, Ortung bis hin zur Pulserkennung via Kamera nutzt. Ab 1. Januar wird die Entwicklung von EIT Health, einer der weltweit größten Initiativen im Bereich Gesundheit, gefördert. Das ist ein Meilenstein auf dem Weg, "EmergencyEye" zur Marktreife zu bringen. 2019 soll es soweit sein, ein Konsortium bestehend aus elf Partnern arbeitet daran. Federführend ist das Start-up Corevas GmbH & Co. KG mit Sitz in Grevenbroich.

Die Idee zu "EmergencyEye" kam Viktor Huhle während seiner Abschlussarbeit an der Akademie für Juniormanager an der Fachhochschule für Ökonomie und Managament in Neuss. Der 18-Jährige, der am Erasmus-Gymnasium in Grevenbroich sein Abitur gemacht hat und an der Otto Beisheim School of Management studiert, hatte kurz zuvor Zahlen gehört, die ihn nicht mehr losließen: 30 bis 90 Menschen pro 100.000 Einwohner erleiden in Deutschland jährlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Das belegt die Statistik des Deutschen Reanimationsregisters. Weniger als zehn Prozent überleben dabei, wenn sie auf eine Reanimation angewiesen sind. Von zentraler Bedeutung für die Überlebens- und Genesungschancen sind der sofortige Einsatz sowie die Qualität von Erste-Hilfe-Maßnahmen. Laien rufen in der Regel zwar die 112 und melden den Notfall, dafür werden in mehr als 60 Prozent der Fälle Smartphones eingesetzt. Nur: Die volle Leistungsfähigkeit der Smartphones wird bisher nicht genutzt, dabei könnte genau das helfen, Leben zu retten. An diesem Punkt setzt "EmergencyEye" an. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Notfallzeugen und Leitstellen entscheidend zu optimieren, um Diagnose und Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verbessern.

Neben "EmergencyEye" ist dabei noch ein weiteres Stichwort von zentraler Bedeutung: "Ramses". Es steht für "Remote Access to Medical Information on Smartphones during Emergencies und Health Crises". Erarbeitet wird eine standardisierte Schnittstelle und Plattform zu den Smartphones. "EmergencyEye" ist dann das direkte Produkt, das Leben retten soll.

Im Januar werden in einem großen Hackathon auf dem Nürburgring rund 100 Hacker für die technische Umsetzung versammelt. Bei dieser Kick-off-Veranstaltung will das Konsortium um die Corevas GmbH & Co. KG neben der Politik auch Industriepartner und akademische Partner mit einbinden. Ab April soll "EmergencyEye" dann in die Testphase gehen, dabei ist die Uni Köln mit im Boot.

In der Testphase werden Laien mit Notsituationen konfrontiert - in einer Simulation mit vollcomputerisierten Puppen. Eine Gruppe Laien wird mit "EmergencyEye" versuchen, Leben zu retten. Die andere muss ohne die Notfall-App auskommen. Die Testphase soll valide Zahlen liefern, wie hilfreich "EmergencyEye" ist. Einsetzbar wäre die App immer und überall. Sie soll schließlich helfen, dass die Zahl der bislang rund 75.000 bis 100.000 Todesfälle pro Jahr in Folge von Herz-Kreislauf-Stillständen sinkt - und die Überlebenschancen in einer Notsituation steigen.

(abu)
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