Rhein-Kreis Neuss Der "Lesarzt" geht auf Tour

Rhein-Kreis Neuss · Rhein-Kreis Neuss Als Amtsarzt leitet Dr. Michael Dörr das Kreisgesundheitsamt in Grevenbroich. Beruf und Hobby führt er nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren über die Lektüre interessanter und spannender belletristischer Werke mit größtenteils medizinischem Hintergrund zusammen. Michael Dörr, der in Reuschenberg wohnt, geht ab Mittwoch wieder auf Lesetour. Sein Thema ist "Die Psyche des Menschen im Spiegel der Weltliteratur – Interessantes, Spannendes und Humorvolles zu Befunden und Befinden".

 Dr. Michael Dörr wieder auf Lesetour.

Dr. Michael Dörr wieder auf Lesetour.

Foto: NGZ

Rhein-Kreis Neuss Als Amtsarzt leitet Dr. Michael Dörr das Kreisgesundheitsamt in Grevenbroich. Beruf und Hobby führt er nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren über die Lektüre interessanter und spannender belletristischer Werke mit größtenteils medizinischem Hintergrund zusammen. Michael Dörr, der in Reuschenberg wohnt, geht ab Mittwoch wieder auf Lesetour. Sein Thema ist "Die Psyche des Menschen im Spiegel der Weltliteratur — Interessantes, Spannendes und Humorvolles zu Befunden und Befinden".

Herr Dr. Dörr, wenn von der Psyche des Menschen im Spiegel der Weltliteratur die Rede ist, was darf sich der interessierte Zuhörer darunter vorstellen?

Dr. Michael Dörr Den Besucher erwarten jeweils zwei Auszüge aus Werken internationaler Autoren. Aktuell umfasst die Auswahl einen Kreis von Schriftstellern aus Kanada, England, der Schweiz und den Niederlanden. Die vorgelesenen Textstellen behandeln Erkrankungen wie Demenz, Depression oder Schizophrenie, spiegeln aber auch menschliche Grenzsituationen wider.

Ist es nicht so, dass in bald jedem Buch etwas über die Psyche des Menschen zu finden ist? Worauf haben Sie den Schwerpunkt gelegt bei der Auswahl Ihrer Texte?

Dörr Sicherlich wird in vielen belletristischen Werken der menschlichen Psyche durch Beschreibung von Mentalitäten und Charakteren Rechnung getragen. Mein Schwerpunkt ist als Arzt natürlich die Psychopathologie, das heißt psychische Veränderungen mit krankhaften Zügen.

Was interessiert Sie persönlich an der menschlichen Psyche? Gibt es aus Ihrer Sicht einen Autor, der die menschlichen Seelenzustände in besonders eindrücklicher Weise literarisch verarbeitet hat?

Dörr Als Arzt ist man immer wieder fasziniert von den Spielarten der Seele. Zurzeit verweise ich hier sehr gerne auf den Kölner Kollegen und Bestsellerautor Manfred Lütz, der freilich vordergründig fachliche Aspekte behandelt. Ansonsten gibt es hier natürlich eine große Auswahl hervorragender Schriftsteller, die sich seelischen Zuständen ihrer Protagonisten widmen. Exemplarisch sei hier Maarten 't Hart erwähnt, der mich persönlich so begeistert, dass ich regelmäßig aus seiner bewegenden Geschichte "Concerto Russe" vorlese.

Wann und wo finden Sie die Zeit, sich für Ihre Lesetouren vorzubereiten — und wie sind Sie auf die Idee gekommen, als Literaturliebhaber die Welt der Bücher nach bestimmten Aspekten zu durchforsten?

Dörr Meine Literaturvorliebe habe ich wohl bereits in meiner Kindheit erworben. Nachdem nun auch unsere Kinder mehr und mehr ihre eigenen Wege gehen, bleibt etwas Zeit, sich wieder mit der Lektüre von Büchern zu beschäftigen, wobei man naturgemäß den beruflichen Bezug nicht ausblendet. In den letzten Jahren hatten wir bereits im Gesundheitsamt mit Professor Uhlenbruck und Peter Härtling interessante Autoren zu Gast, so kam mir die Idee, Themen des Gesundheitsamtes im Rahmen einer Lesereise einmal auf eine etwas andere Art und Weise zu vermitteln.

Welche Reaktionen ernten Sie von Ihren Zuhörern? Sie hatten Ihre letzte Tour ja dem Thema "Aids" gewidmet, alles andere als leichte Kost zur seichten Abendunterhaltung.

Dörr Bei meiner "Litera-tour 2008" war jeweils zusätzlich ein kompetenter Gast zugegen, der half die Thematik aufzulockern. Ansonsten habe ich immer versucht, vor allem informative und spannende Passagen vorzustellen, freilich ohne die Ernsthaftigkeit des Themas aus den Augen zu verlieren.

Sie haben als "Lesarzt" eine eigene Homepage ins Leben gerufen. Den Begriff könnte man fast als Marke betrachten. Ist das Absicht oder Zufall?

Dörr Es freut mich, dass Ihnen dies aufgefallen ist. Der Gedanke, mit dem Begriff "Lesar(z)t" — unter www.lesarzt.de — zu operieren, ist mir bei der Suche nach einer griffigen Internetadresse gekommen.

Wie geht es weiter? Haben Sie schon das nächste Thema im Blick?

Dörr Im nächsten Jahr werde ich überwiegend bei Sportvereinen zu Gast sein und unter dem Motto "Medizinball" Anekdoten, Kurzgeschichten und Auszüge aus der Sportliteratur vortragen. Im Jahr der Fußballweltmeisterschaft wird somit wieder eine literarische Brücke zwischen einem aktuellen Thema und der Medizin beziehungsweise der auch dem Gesundheitsamt obliegenden Gesundheitsförderung geschlagen.

(RP)
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