Rhein-Kreis Neuss Bücher erzählen von Schloss Dyck

Rhein-Kreis Neuss · Auf Schloss Dyck sind erstmals Bestände aus der ehemaligen Schlossbibliothek ausgestellt.

 Die Abbildung stammt aus dem Buch "Hortus Dyckensis" und zeigt die Schlossanlage um 1830. Barockbrücke im Vordergrund und den Schlossteich gibt es heute noch, die die hintere Brücke ist verschwunden.

Die Abbildung stammt aus dem Buch "Hortus Dyckensis" und zeigt die Schlossanlage um 1830. Barockbrücke im Vordergrund und den Schlossteich gibt es heute noch, die die hintere Brücke ist verschwunden.

Foto: Kirschstein, Frank

Ganz unscheinbar sieht es aus, das Buch "Hortus Dyckensis", das ganz oben im Regal der Vitrine steht und dabei doch so etwas wie ein Symbol für ein verlorenes kulturgeschichtliches Juwel ist. Das erste bekannte eigenhändige, 1834 erschienene Verzeichnis der Pflanzen rund um sein Schloss Dyck vom Botaniker und Fürsten Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773-1861) zeigt in Abbildungen auch, wie der Park zu seiner Zeit aussah. Das Buch gehörte zu einer insgesamt 16.000 Bände umfassenden Schlossbibliothek, die 1993 in Einzelteilen versteigert worden ist. Nun ist wenigstens dieses Buch zurückgekehrt, erstanden von des Fürsten Nachkommen Simeon Graf Wolff Metternich bei einer Versteigerung (auch aus Privatbesitz).

"Zurückgekehrt - Bücher, Manuskripte und Karten aus der ehemaligen Schlossbibliothek" heißt auch eine Ausstellung der Stiftung Schloss Dyck, die zum ersten Mal am angestammten Ort versammelt, was 1993 vom Kreisarchiv und dem Gemeindearchiv Jüchen noch ersteigert werden konnte. Zudem hat Graf Metternich, der auch Stiftungsratsvorsitzender ist, das Familienarchiv geöffnet, so dass Kurator Martin Wolthaus aus insgesamt 300 Exemplaren 35 für die Ausstellung herausssuchen konnte. Natürlich gehört das frisch erworbene "Hortus Dyckensis" dazu - aber auch ein Bestandskatalog der Schlossbibliothek von 1750. Gefunden hat ihn Wolthaus im Kapellentürmchen des Schlosses, "mit Spinnweben im Haar", wie er lachend erzählt. Und freudestrahlend ergänzt er: "Ich wusste nicht, dass es ihn gibt!" Vor allem ist dieser Katalog auch noch gut erhalten, ein anderer, ein Katalog von 1850 und ebenfalls ein Fundstück aus dem Türmchen, falle schon auseinander.

Wolthaus hat die Ausstellung in drei Blöcke aufgeteilt. Einer mit den Exponaten aus der Dyck'schen Bibliothek, einer zeigt Originalbände von Mitte des 18. bis Mitte 19. Jahrhundert aus der Sammlung Nolte und der dritte ist der Genealogie - etwa mit Ausgaben des sogenannten Gotha über deutsche Adelsfamilien - gewidmet.

Zwei Jahre hat die Ausgestaltung der Ausstellung gedauert. Angefangen hatte alles mit dem Vorschlag des Fördervereins von Schloss Dyck, die Bibliotheksbestände des Gemeindearchivs Jüchen im Stallhof auszustellen. Die Idee kam beim Stiftungsrat gut an, wurde größer gedacht und so landete die Schau schließlich im Hochschloss, eben in den alten Vitrinen der Bibliothek. Auf den oberen Regalen sind die Originale ausgestellt - das gilt auch für die Exponate aus der Nolte-Sammlung - auf den unteren sind Reproduktionen aus den Büchern zu sehen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung war auch Thema, dass die Versteigerung der Schlossbibliothek 1993 für heftige politische Diskussionen im Kreistag gesorgt hatte. Der Verwaltung unter dem damaligen Oberkreisdirektor Salomon und Landrat Dusend war der Kauf der kompletten Bibliothek von der Schlossfamilie für rund 900.000 Mark angeboten worden. Dazu konnten sich die Kreispolitiker nicht durchringen. Während der heutige Landrat Hans-Jürgen Petrauschke dieses Stück Geschichte nur mit einem süffisanten Lächeln streifte, wollte Heinz Willi Maassen, damals Mitglied im Kreistag, das Thema nicht außen vor lassen. Die Ablehnung sei aus Kostengründen erfolgt, betonte er, aber mochte auch nicht ausschließen, dass der Blick des Lokalpolitikers auf den jeweils eigenen Kirchturm den für die Bedeutung der Entscheidung beeinflusst habe.

(hbm)
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