Grevenbroich Flüchtlinge lernen Karneval kennen

Grevenbroich · Junge Asylbewerber erleben jecken Umzug und feiern bei kölscher Musik.

Was ist "Bütze"? Und warum wird im ganzen Rheinland auf einmal fröhlich geschunkelt? Diese und andere Fragen erörterten Susanne Clas und ihr Team vom Jugendhilfeträger "Kompass" jetzt mit jungen Flüchtlingen in Grevenbroich. In einem "Crash-Kurs" wurden die 14- bis 18-Jährigen, die alleine nach Deutschland gekommen sind, mit dem Winterbrauchtum vertraut gemacht. Und wie es bei einem Karnevalsumzug zugeht, werden die 26 jungen Afghanen, Syrer und Iraker am kommenden Wochenende erleben. Selbstverständlich verkleidet; an den Kostümen wird zurzeit gebastelt.

"Karneval kennen die jungen Leute aus ihren Herkunftsländern natürlich nicht - für manche ist das ein Kulturschock", sagt Susanne Clas. Um den "Fastelovend" besser verstehen zu können, haben die Jugendhelfer sie daher über die Hintergründe der rheinischen Tradition aufgeklärt. "Wir haben erläutert, warum, wo und wann Karneval gefeiert wird und wieso die Jecken in Kostümen herumlaufen und mit Kamelle werfen", sagt Clas. Zudem seien die jungen Flüchtlinge darauf hingewiesen worden, dass manche Frauen in der "Fünften Jahreszeit" auch mal etwas leichter bekleidet unterwegs seien - dass dies aber keinesfalls als Einladung verstanden werden dürfe.

Nach dem Besuch eines Umzuges ist der Karneval für die Jugendlichen noch nicht zu Ende. Am Rosenmontag wird ihre Unterkunft in der Realschule an der Bergheimer Straße bunt geschmückt, es werden CDs von kölschen Bands aufgelegt, es gibt Berliner und "Muuzemändelcher". "Die jungen Leute sind stark an den deutschen Traditionen interessiert - und sie freuen sich bereits auf den Karneval", fasst Susanne Clas zusammen.

Die Stadtverwaltung hat bereits in allen Flüchtlingsunterkünften ein Flugblatt verteilt, in dem die verschiedenen Facetten des rheinischen Brauchtums vorgestellt werden. Darin wird - sowohl in arabischer als auch in deutscher Sprache - erklärt, dass es beim Karneval vor allem darum geht, den Alltag für ein paar Stunden zu vergessen. Und zwar beim gemeinsamen Feiern nicht nur mit Freunden, sondern insbesondere auch mit Fremden.

(NGZ)
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