Remscheid Zustand der Neyetalsperre ist kritisch - Sauerstoffgehalt sinkt

Remscheid · Der still ruhende See vermittelt die trügerische Idylle eines intakten Gewässers, Denn noch ist unklar, ob das Wasser der Neyetalsperre kippt.

 Der Wupperverband als Betreiber der Neyetalsperre lässt derzeit sauerstoffarmes Tiefenwasser ab - 200 Liter pro Sekunde.

Der Wupperverband als Betreiber der Neyetalsperre lässt derzeit sauerstoffarmes Tiefenwasser ab - 200 Liter pro Sekunde.

Foto: Hertgen (archiv)

"Nein, die Talsperre ist noch nicht über den Berg. Messungen belegen, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers abnimmt", sagt Dr. Rita Henzel, Pressesprecherin der EWR, die Eigentümer der Neyetalsperre ist, zur aktuellen Situation.

Weder zu den ökologischen Folgen noch zum finanziellen Schaden könne die EWR derzeit eine klare Aussage treffen. Nur so viel: "Der Schaden ist erheblich."

Im März waren rund 1700 Kubikmeter Gülle sind von einem Bauernhof durch den Bach Neye in den Stausee geflossen. Nach bisherigen Ermittlungen ist die Leitung vorsätzlich geöffnet worden. Der Täter ist noch nicht gefasst, der Eigentümer des Hofes spricht von einem Sabotageakt. Fakt ist aber, dass die EWR gegen ihn eine Klage wegen eines anderen Vorfalls eingereicht hat. Im Herbst 2014 war Gülle von seinem Hof in den Bach gelaufen, berichtet Henzel. Im Herbst beginne das Verfahren vor dem Landgericht Wuppertal.

Der Bach gilt seit dem Gülleunfall im März als tot. Weil sich in der Talsperre im Bereich der Staumauer eine Gülleblase bildete, wurden 100 000 Kubikmeter Talsperrenwasser ins Klärwerk Hückeswagen geleitet. Die Untersuchungen des Wassers laufen permanent weiter. Alle 14 Tage werde ein Tiefenprofil erstellt, wöchentlich werde der Ablauf unter die Lupe genommen.

Zwei Messwerte liefern Aussagen über den Zustand der Talsperre: der Ammonium- und der Sauerstoffgehalt. Ersterer nimmt nach Aussage des Wupperverbandes, Betreiber der Talsperre, ab. "Der liegt im guten Bereich", sagt Monika Evers, Sprecherin des Verbandes. Aber die unteren Schichten des Talsperrenwassers seien sehr sauerstoffarm.

Um vorzubeugen, dass das Wasser umkippt, werde seit einigen Wochen am Grundablass Tiefenwasser abgelassen - anfangs 50 Liter pro Sekunde, inzwischen sind es 200 Liter, die aus dem sechs Millionen Kubikmeter umfassenden Stausee abfließen. Anders als in der Talsperre reichere es sich im Bach als Fließgewässer wieder mit Sauerstoff an. Die große Hoffnung sei, dass sich auch das Talsperrenwasser allmählich wieder regenerieren kann.

Trotz des aktuell starken Regens sei bisher keine Gülle von den verseuchten Wiesen im Bereichs des Bauernhofes in Halver, auf dem der große Tank steht, in die Neyetalsperre eingetragen worden, sagt Ebers. Auch sie bestätigt, dass der Bach in diesem Bereich ökologisch tot ist. "Fachleute diskutieren, wie er wieder belebt werden kann", so die Sprecherin. Da es aber bisher keine vergleichbare Gülleverseuchung gab, betreten sie Neuland.

(RP)
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