Remscheid Zum Fest wurden alle Wünsche erfüllt

Remscheid · Leser der Morgenpost beschenken Menschen in Altenheimen, die allein sind oder sich nicht so viel leisten können.

 Schöne Bescherung im Speisesaal von Haus Lennep - Heike Bub von der Barmer GEK übergibt Edelgard C. ein Geschenk, das Leser der Morgenpost für sie gepackt haben.

Schöne Bescherung im Speisesaal von Haus Lennep - Heike Bub von der Barmer GEK übergibt Edelgard C. ein Geschenk, das Leser der Morgenpost für sie gepackt haben.

Foto: Jürgen Moll

Im Speisesaal von Haus Lennep herrscht andächtige Stille. Die Bewohner sitzen an adventlich gedeckten Tischen, ein Berg von Geschenken entfaltet frohe Erwartung. Flötistin Susanne Katterwe und Klaus Wolka stimmen "Alle Jahre wieder" an. Flugs zieht Eduard S. die Mundharmonika hervor und stimmt in die bekannte Weise ein.

Wie in den vergangenen Jahren haben die Senioren- und Pflegeheime Haus Lennep und Stockder Stiftung mit der Barmer GEK und der Bergischen Morgenpost eine Geschenkaktion gestartet. Heimbewohner, die keine Angehörigen mehr haben oder die sich von ihrem kleinen Taschengeld kaum persönliche Wünsche erfüllen können, haben mit den Mitarbeitern überlegt, was ihnen zum Weihnachtsfest wohl eine Freude bereiten könnte. Die Wunschlisten wurden in der BM veröffentlicht, und die Leser waren wieder enorm großzügig. "Alle Wünsche sind erfüllt worden", berichtete Heike Bub von der Barmer GEK erfreut. Sie war gestern zur Feier gekommen und half beim Verteilen der Päckchen und Geschenktüten. "Und es ist nett, dass wir auch ein paar junge Leute unter uns haben", begrüßt Gabi Radig, Leiterin des Sozialen Dienstes, Kimberley Rösseler und Elena Keuchel vom Jugendteam der Katholischen Pfarrgemeinde St. Bonaventura. Denn schließlich soll an diesem Tag Bescherung sein. So schreiten die beiden jungen Damen zur Tat und bringen die mit Schleifen, Bändern und Aufklebern versehenen Geschenke an die Tische. "Morgen Kinder wird's was geben", singt Klaus Wolka - und aus der erwartungsfrohen Stille entwickelt sich freudiges Geplauder.

Besonders berührend: Bevor ausgepackt wird, studieren die alten Menschen konzentriert, manchmal aufgrund der nachlassenden Sehleistung auch mühevoll und sehr ernsthaft die Weihnachtsgrüße, die die Schenkenden auf Karten und Anhängern hinterlassen haben. "Schöne Weihnachten wünscht Ihnen Familie B. aus Lennep", heißt es zum Beispiel in dem Gruß an Renate Sch. Neben ihr sitzt Marianne H., die ihre Geschenke in einer Weihnachtstüte mit den Händen fest umschlungen hält. "Ich könnte heulen vor Freude", sagt die alte Dame leise. Allerorten ist Knistern und Rascheln zu hören, wenn Strickjacken, Pullover, ein neues Portemonnaie oder Pralinen aus Papier oder Folie geschält werden. Eine alte Dame kann nicht mehr so aufmerksam sein, wird aber zum Kaffeetrinken im Rollstuhl an einen Tisch gefahren. Vorsichtig wird ihr ein Geschenk auf den Schoß gelegt. "Auch wenn die Menschen sich nicht mehr wie früher beteiligen können, nehmen sie die Atmosphäre doch wahr", ist Gabi Radig überzeugt.

Wilfried W. hat mit Unterstützung Rasierwasser und Duschgel ausgepackt und alles um seinen Teller drapiert, während seine Tischnachbarin Edelgard C. ein zur Rolle geformtes Geschenk immer wieder in ihren Händen wendet. Und während im Saal frohe Stimmung wie unterm Weihnachtsbaum herrscht, schaut von der angrenzenden Weide Haus-Esel Kasimir neugierig durch die Scheibe. Ein schönes und passendes Bild vor den nahenden Feiertagen, wo sich im Stall von Bethlehem Esel, Kuh und Schafe zur Heiligen Familie gesellen.

(RP)
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