Remscheid Zeitlos heiter - "Pfeiffer mit drei f"

Remscheid · Altonaer Theater überzeugt mit klassischer Inszenierung der "Feuerzangenbowle".

 Drunter und drüber ging es auf der Bühne des Teo Otto Theaters, nachdem Lehrer Schnauz den Heidelbeerwein geöffnet hatte.

Drunter und drüber ging es auf der Bühne des Teo Otto Theaters, nachdem Lehrer Schnauz den Heidelbeerwein geöffnet hatte.

Foto: Teo Otto Theater

Es gibt Dinge, die schaffen es, über die Zeit zu allgemeinem Kulturgut zu werden. "Dinner For One" an Silvester etwa. Oder eben auch Heinrich Spoerls Roman "Die Feuerzangenbowle", der allerdings vor allem durch die grandiose Verfilmung mit Heinz Rühmann als falschem Penäler Hans "mit drei f, eins vor dem ei, zwei danach" Pfeiffer aus dem Jahr 1944 in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingegangen ist. Das Altonaer Theater hat sich in einer Bühnenfassung von Wilfried Schröder und unter der großartigen Regie von Axel Schneider, der auch das Bühnenbild gestaltet hatte, an den kultbewehrten Stoff gewagt und am Freitagabend für jede Menge Heiterkeit im gut gefüllten Teo-Otto-Theater gesorgt.

Es sind Sätze, die jeder vor 1980 geborene wohl im Schlaf mitsprechen kann: "Das ist eine elefantöse Schnapsidee!", als in der Eingangsszene bei der titelgebenden Feuerzangenbowle klar wird, dass der Schriftsteller Johannes Pfeiffer, der nie ein Gymnasium von innen gesehen hat, weil er früher Privatlehrer hatte, noch einmal die Schulbank drücken soll. Oder das herrlich entsetzt dargebotene: "Wenn Sie nie auf der Penne waren, dann sind Sie ja gar kein Mensch!" Oder Lehrer Schnauzens: "Sätzen Sä säch, Sä sänd albern!", das als Running Gag ganz oft gesagt wurde. Und auch der zerstreute Professor, der im Unterricht immer seine Schuhe auszog, woraufhin die Schüler sie versteckten, während er versuchte, ihnen das Prinzip der Dampfmaschine näher zu bringen. Das machte unglaublich viel Spaß, selbst wenn vor dem inneren Auge stets Heinz Rühmann und seine Kollegen aus dem leicht rissigen Schwarzweiß-Film herumalberten.

Es waren wahrhaft ikonische Szenen, die da auf die Bretter gebracht wurden. Und ikonische Figuren: Schuldirektor "Zeus" Knauer, der lange Rosen, der Streber Luck, die herrlich kauzigen anderen Lehrer-Figuren und natürlich des Direktors Tochter Eva, in die sich Pfeiffer unsterblich verliebt. Und dann war da noch jener Heidelbeerwein, den der Schnauz seinen Schülern zum Verkosten gab, um ihnen die alkoholische Gärung zu verdeutlichen. In dieser Szene war die offensichtliche Hochachtung der Schauspieler vor dem Rühmann-Film am deutlichsten zu spüren. Denn Pfeiffer klang beim betrunkenen Krakeelen wie das Berliner Original. Und das war absolut in Ordnung, denn schließlich wäre es grundverkehrt, diesem ikonischen Stoff eine eigene Note verpassen zu wollen. Schließlich ist gut, was gut ist und bleibt gut, was gut war. Gerade auch dieses "Loblied auf die Schule, von dem es nur sein kann, das diese es nicht bemerkt", wie es Heinrich Spoerl einst sinngemäß ausgedrückt hat.

(RP)
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