Remscheid Zahl der Unfallfluchten nimmt stark zu

Remscheid · 860 Fahrer machten sich im vergangenen Jahr davon, nachdem sie Blech- oder sogar Personenschäden verursacht hatten. Tendenz: weiter steigend. Bei der Aufklärung ist die Polizei auf auswertbare Spuren angewiesen.

 Die Polizei kann mit einer Klebefolie kleinste Spuren vom Lack auf dem beschädigten Fahrzeug sichern.

Die Polizei kann mit einer Klebefolie kleinste Spuren vom Lack auf dem beschädigten Fahrzeug sichern.

Foto: Nh

Unfallflucht kommt immer mehr in Mode. Jeden Tag ereignen sich auf Remscheids Straßen im Schnitt mehr als zwei Unfälle. Aufs Jahr hochgerechnet haben sich 2015 insgesamt 860 Mal die Fahrer unerlaubt vom Unfallort entfernt, ein Anstieg um 12,1 Prozent gegenüber 2014. Damit hat sich der Trend in den Vorjahren fortgesetzt. Tendenz: weiter steigend.

"Unfallfluchten sind stark angestiegen", bilanzierten Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher und Stefan Kronenberg, Leiter der Polizeidirektion Verkehr im Städtedreieck, denn auch in diesen Tagen bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr. Mit dem Anstieg der Zahlen bei Unfallfluchten ist Remscheid kein Einzelfall; die Negativentwicklung zeigt sich ebenso im Städtedreieck.

Wer einen Unfall verursacht, egal welchen Umfangs, der geht in Remscheid ein hohes Risiko ein, wenn er sich nicht um den Schaden kümmert und davonfährt. Mehr als 41 Prozent der Fälle werden aufgeklärt. Kommt es bei diesen Unfällen zu Verletzten wie in 40 Fällen im vergangenen Jahr, steigt die Aufklärungsquote auf 65 Prozent.

Problem für die Polizei: Ihre Arbeit ist abhängig von einer auswertbaren Spurenlage. Je später Anzeige erstattet wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, den Verursacher zu ermitteln.

"Wer Fahrerflucht begeht, insbesondere mit Personenschaden, hat mit erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen", betonte Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher und mahnte, sich zu dem Vorfall zu bekennen, nicht zuletzt, um sich die Strafe zu ersparen. Opfern gibt die Polizei folgende Ratschläge: Verkehrsunfallfluchten unverzüglich bei der nächsten Polizeidienststelle (auch über Notruf 110) melden, den beschädigten Wagen, wenn möglich, unverändert am Unfallort belassen, die Beseitigung oder Veränderung von Unfallspuren vermeiden, Angaben zu Hinweisgebern und Zeugen notieren. Wichtig zudem: Konkrete Hinweise auf ein flüchtiges Fahrzeug oder zum flüchtigen Unfallverursacher gleich mit der ersten Meldung an die Polizei weitergeben. Selbst kleinste Lacksplitter, Glasreste und andere Teile können für die Ermittlungen von Bedeutung sein und die Polizei schnell auf die Spur des betreffenden Wagens bringen. Vor allem, wenn ganze Teile wie Lampen oder Spiegel zurückbleiben. Anhand der Seriennummer ist dann rasch feststellbar, wann das Fahrzeug gebaut und verkauft worden ist. "Wir haben qualifizierte Ermittler", erklärte die Polizeipräsidentin.

Die Fachleute achten jedenfalls auf Details, die dem Laien entgehen würden, zum Beispiel wie die Scherben oder Trümmerteile liegen. Zur Auswertung der Spuren hat das Verkehrskommissariat im bergischen Präsidiumsbezirk ein spezielles Stereomikroskop angeschafft. Zudem ist jede Streifenwagenbesatzung mit einem sogenannten Spurfix ausgestattet: Eine transparente Klebefolie, mit der kleinste Spuren vom Lack aufgenommen werden können. "Das Spurenbild erzählt anschließend die Geschichte des Unfalls", heißt es bei der Polizei.

Doch Ermittlungsalltag ist auch, dass gemeldete Unfallfluchten mitunter gar keine sind und der selbst verursachte Schaden einem anonymen Anderen in die Schuhe geschoben wird. "Das passiert immer wieder", schildert Polizeisprecherin Hanna Meyerratken.

(RP)
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