Remscheid WTT sucht die männliche Hauptrolle für die Zauberflöte

Remscheid · Aus dem Theaterraum im Westdeutschen Tourneetheater an der Bismarckstraße sind wahrlich opernhafte Töne zu vernehmen. Nach einigen Sekunden ist klar, die berühmte Arie der Königin der Nacht aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" zu erklingt. Die Proben für die Premiere am 6. Oktober laufen auf Hochtouren, bestätigt Stefan Steinröhder, Leiter der Remscheider Musik- und Kunstschule, die einmal mehr eine Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Tourneetheater eingegangen ist.

Steinröhder ist für die musikalische Leitung zuständig, WTT-Kollege Björn Lenz hat die szenische Zusammenführung der Drei-Stunden-Oper übernommen: "Wir haben das Werk auf etwa zwei Stunden zusammengeschrumpft", sagt Lenz. Dabei habe man vor allem an den szenischen Teilen die Schere angesetzt: "Zwei Schauspieler führen die Zuschauer durch die Handlung, an der Musik wurde praktisch nichts gekürzt", bestätigt Steinröhder.

Die Idee, sich ausschließlich mit Laiensängern an ein derartig umfangreiches Werk der Musikgeschichte zu wagen, habe schon länger in ihm gegoren, sagt der Musikschulleiter: "Die Zauberflöte war meine erste Schallplatte, die habe ich mit sechs Jahren bekommen. Ich bin großer Opernfan und habe den Wunsch geäußert, in der Zusammenarbeit mit dem WTT mal in diese Richtung zu gehen." Zudem sei die Oper ein sehr dankbares Werk für die Sänger. "Wer sich mit in die Geschichte begibt, kann sich ganz schnell in der Zauberwelt zurechtfinden", sagt Steinröhder. Insgesamt zwölf Stimmpartien gibt es, die Sänger sind zwischen elf Jahren und "um die 50", wie Steinröhder sagt.

Und die Laiensänger sind mit Feuereifer bei der Sache - das ist auch zu hören, wenn etwa Lucia Fricke, Marcia Müller und Kristin Chuemri ihren Auftritt als die drei Dienerinnen der Königin der Nacht proben: "Ja! Ohne Noten!", jubelt Müller nach dem letzten Akkord, und Fricke und Chuemri gehen richtig in ihren Rollen auf. Nur ein Problem gebe es derzeit noch, meint Steinröhder: "Der Tamino, die männliche Hauptrolle, fehlt uns noch." Daher startet Steinröhder einen Aufruf: "Wer gerne singt, möglichst im Tenor, und wer sich vorstellen kann, in relativ kurzer Zeit eine Rolle einzustudieren, soll sich bitte schnellstens bei mir melden!" Natürlich bekomme der Sänger besonders viel Einzelhilfe, da er ja relativ spät dazugekommen sei, betont Steinröhder: "Offiziell haben wir noch sechs große Proben angesetzt. Dazu kommen aber noch viele Einzelproben, denn das ist schon ein ganz schöner Brocken, den wir uns da vorgenommen haben."

Ines Budic ist mit elf Jahren die jüngste Sängerin. Sie hat die Rolle des "dritten Knaben": "Die Rolle ist ganz schön umfangreich, drei Szenen mit insgesamt 19 Partiturseiten", sagt das Mädchen, das seit einem Jahr Gesangsunterricht hat und von seiner Lehrerin auf das Projekt angesprochen wurde. "Ich kann meinen Text schon auswendig, das Singen macht mir total viel Spaß", sagt die Elfjährige. Gänzliches Neuland hat die Schülerin, die in die sechste Klasse des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums kommt, aber nicht betreten: "Ich bin bei uns an der Schule auch in der Theater-AG."

Unterstützt werden die Sängerinnen und Sänger von der "Remscheider Taschenoper", sagt Steinröhder schmunzelnd: "Wir haben die Musik inhaltlich zwar nicht gekürzt, wohl aber die Besetzung der Musiker." Denn natürlich passe ein ganzes Orchester nicht auf die Bühne im WTT. "Daher haben wir uns ein Streichquintett organisiert, das von einem Klavierspieler begleitet, der quasi die Bläsersektion übernimmt", sagt Lenz. Wenn nun noch Tamino auftaucht, steht einer großartigen Aufführung im Oktober nichts mehr im Weg: "Wenn wir keinen Laien finden sollten, werden wir einen Profi buchen - wir werden also auf jeden Fall auftreten", sagt Steinröhder und ergänzt: "Schöner wäre allerdings ein Laie!"

(RP)
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