Remscheid Wo kranke Kinder fürs Leben lernen

Remscheid · Sieben Pädagogen kümmern sich am Krankenhaus an der Burger Straße um die Schulbildung erkrankter Kinder.

 Lehrer Christian Geis vor der Schule auf dem Gelände des Sana-Klinikums.

Lehrer Christian Geis vor der Schule auf dem Gelände des Sana-Klinikums.

Foto: Jürgen Moll

Christian Knies steht in einem langen düsteren Gang und lächelt freundlich. Das Tageslicht reicht nicht so weit in den gedrungenen Bau hinein, dass es für Helligkeit sorgen könnte. Rechts und links von Knies gehen Türen in kleinere Zimmer ab, und etwa 20 Meter weiter trennt eine Brandschutztüre den langen Flur in zwei Hälften. Es riecht nach Desinfektionsmitteln und alle Sinne melden "Krankenhaus". Der Schulleiter der Heinrich-Neumann-Schule und sechs seiner Kollegen kommen trotzdem immer gerne hier her. Der Gang in dem etwas versteckt liegendenden Bildungszentrum des Sana Klinikums ist ihr Arbeitsplatz.

Knies und sein Kollegium unterrichten an der sogenannten "Schule für Kranke", einer Einrichtung, die sich um die Ausbildung von Kindern kümmert, die über einen längeren Zeitraum im Klinikum behandelt werden. Hintergrund ist ein Paragraf im Landesschulgesetz. Der sieht vor, dass Schüler zum sogenannten Nachteilsausgleich ab einem Krankenhausaufenthalt von mehr als vier Wochen beschult werden müssen - vorausgesetzt ihr Gesundheitszustand lässt es zu.

Für eine so spezielle Bildungseinrichtung wie die Krankenschule ergeben sich Schwierigkeiten, deren Bewältigung ein hohes Maß an Organisation von den Lehrkräften erfordert. "Zum einen kommen Kinder von der ersten bis zur zwölften Klasse zu uns", erläutert Stephanie Bruder, die die Arbeit der Heinrich-Neumann-Schule am Sana Klinikum koordiniert, die Problematik. "Außerdem müssen wir mit Kindern aller Schulformen und mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern arbeiten." Selbst um Jugendliche, die ihre Station im Krankenhaus nicht verlassen können, kümmern sich die Lehrer. "Wenn so etwas vorkommt, unterrichten wir auch vor Ort am Krankenbett", sagt Bruder.

Die Lehrkräfte, die am Klinikum arbeiten, sind allesamt ausgebildete Sonderpädagogen. Die Arbeit hier sei sehr vielseitig, beschreibt Knies. "Wir stehen im engen Kontakt mit den Heimatschulen der Kinder und können so individuelle Lehrpläne erstellen." Der Unterricht findet in Kleingruppen statt, deren Zusammensetzung sich nach dem Alter der Schüler richtet. Sei seien um Normalität und Struktur bemüht, sagt der Schulleiter. "Wir fangen jeden Morgen um acht Uhr an und dann gibt es vier bis fünf Stunden Unterricht - je nachdem, wie viel wir den Kindern zumuten können." Danach geht es für alle wieder zurück auf ihre Stationen.

Das Unterrichtsrepertoire der Lehrer reicht von den gängigen Hauptfächern über Latein bis hin zu geisteswissenschaftlichen Wissensfeldern wie Geschichte, Pädagogik und Musik. "Manchmal ist auch etwas Exotischeres dabei", sagt Stephanie Bruder. "Da müssen wir dann immer gucken, wer den Unterricht übernehmen kann." Die Zusammenarbeit mit dem Klinikum klappe hervorragend, lobt die Schulkoordinatorin. "Wir wünschen uns nur ein bisschen mehr Platz. Im Moment ist es hier mitunter relativ eng. Wir haben hier aktuell Kapazitäten für die Beschulung von bis zu 20 Kindern." Einen eingezäunten Schulhof gebe es nicht. "Wir weichen auf den Spielplatz und den Hubschrauber-Landeplatz aus. Aber das geht schon."

Christian Knies steht noch immer auf dem Gang. Um ihn herum lärmen die kleinen Patienten. "Ich komme gerne hier her", sagt er. "Wegen den Kindern. Ich mag den Flur. Er ist mein Arbeitsplatz."

(RP)
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