Remscheid Wie ein Bergischer zum Whisky-Kenner wird

Remscheid · Die Saxo-Bar bietet eine große Auswahl des schottischen Nationalgetränks. Mike Müller hat viele Tipps.

 Welcher Jahrgang darf's denn sein? Mike Müller hat mit seinem Geschäftspartner ein eigenes Whisky Label: "Best Dram" .

Welcher Jahrgang darf's denn sein? Mike Müller hat mit seinem Geschäftspartner ein eigenes Whisky Label: "Best Dram" .

Foto: jürgen moll

Für viele ist Whisky weit mehr als ein Getränk. Seit etwa 20 Jahren ist das schottische Exportgut in Deutschland, aber auch weltweit immer mehr im Kommen. Was Liebhaber schätzen, wie man sich als Neuling an die Szene herantastet und was eigentlich das Besondere am Whisky ist, weiß Mike Müller. Der heute 39-jährige Remscheider hat 15 Jahre das Saxo geleitet und es 2008 mit dem richtigen Riecher für gute Tropfen zur besten Whisky-Kneipe Deutschlands gemacht.

"Vor 20 Jahren waren Whiskys, die heute zum Standard gehören, hier noch Exoten", sagt Müller. Der Trend gehe eindeutig dahin, dass die neue Generation der Whisky-Liebhaber es ausgefallen mag. Ausgefallen bedeutet, dass man sich von den traditionellen Reifemethoden im Bourbon- oder Sherry-Fass abhebt. "Whiskys aus Rum-Fässern gehören schon fast zum Standard und es gibt alle möglichen Experimente", meint Müller. Er persönlich möge weiterhin die traditionellen Reifeverfahren, da es in Schottland genug Whiskys zu entdecken gibt.

Gerade die große Auswahl erschlägt den Neuling, der durch eine erste Kostprobe auf den Geschmack gekommen ist. "Am besten besucht man ein Tasting", rät der Experte. Auch Messebesuche seien empfehlenswert. Zuletzt gibt es auch Bücher, die bei der ersten Übersicht helfen. "Natürlich sollte man seinen eigenen Geschmack entwickeln und sich nicht beeinflussen lassen", meint Müller.

Dabei sei es wichtig, den Whisky mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das fängt bereits beim Sehen an. Laut des Experten solle es durchaus Sammler geben, die mehr an einer schönen Flasche samt Etikett interessiert sind als am eigentlichen Inhalt. Kennern, bei denen der Preis meist weniger eine Rolle spielt, und Gelegenheitstrinkern, die ein ausgewogenes Preisleistungsverhältnis wünschen, geht es hingegen um den Inhalt. Vom Whisky selbst erhält man zunächst durch den Geruch einen Eindruck. "Er kann bei jedem ganz tiefe Assoziationen wie bestimmte intensive Erinnerungen wecken", meint Müller.

Um den Geschmack bewusst wahrnehmen und bei alten, sehr komplexen Whiskys auch würdigen zu können, schwören viele Liebhaber auf die richtige Atmosphäre. "Was einem da liegt, muss jeder selbst entscheiden", sagt Müller. Für ihn ist Whisky ein sehr geselliges Getränk, das man mit Freunden und Gleichgesinnten in Ruhe genießt. Ideal, so meint der Experte augenzwinkernd, sei natürlich ein Platz nahe am Kaminfeuer eines schottischen Castles.

Der Whisky-Boom sorgt aber auch dafür, dass es schwerer wird, an lang gereifte Exemplare zu gelangen. Die Brennereien kommen mit der Produktion nicht nach, der Preis - vor allem für alte Single Malts aus Schottland - steigt. In dem Zusammenhang hat sich Müller den besten Tipp für Sammler, Kenner und Gelegenheitstrinker bis zum Schluss aufgehoben. Sein Rat nach 21 Jahren Whisky-Leidenschaft: "Der Wert eines Whiskys eröffnet sich nur, wenn man auch bereit ist, die Flasche zu öffnen."

(hathi)
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