Remscheid Wie aus einem Teppich eine Handtasche wird

Remscheid · Das Ende der Wegwerfgesellschaft ist eingeläutet. Aus Altem etwas Neues kreieren, liegt voll im Trend. Bei der Awo gibt es dazu Kurse.

 Aus dem Schrank auf den Sessel: Schulte Design bezieht den Klappstuhl Butterfly mit alten Pelzen, der so zum Sessel wird.

Aus dem Schrank auf den Sessel: Schulte Design bezieht den Klappstuhl Butterfly mit alten Pelzen, der so zum Sessel wird.

Foto: dpa (archiv)

Wegschmeißen war gestern. Upcycling liegt im Trend. Statt alte Stoffe, Kleidung, Tüten oder andere Dinge in der Tonne zu entsorgen, werden sie für neue Dinge wiederverwendet. Erlaubt ist alles, was Spaß macht. Der Vorteil dabei: Man kann der Kreativität freien Lauf lassen, und am Ende steht ein selbst gemachtes Einzelstück - ein Unikat.

 In Rosa ganz stylisch: Blumenregal aus Obstkiste.

In Rosa ganz stylisch: Blumenregal aus Obstkiste.

Foto: Blumenbüro Holland

"Es ist eine Generation herangewachsen, die wieder Spaß daran hat, Dinge selbst zu machen. Das ist ein bisschen diese Großmuttermentalität", erklärt Kunstpädagogin Gabi Schulze. Seit gut einem Jahr leitete sie im Neuen Lindenhof den Kurs des Awo Familienbildungswerks "Aus alt mach neu - aus oll mach doll". Zwar steht dort das Moderecycling im Fokus, aber auch Plastikeinkaufstüten haben bei den Teilnehmern schon eine neue Verwendung gefunden.

Als weiteren Grund für den Hype nennt Schulze zudem auch das große Unglück letztes Jahr in einer Textilfabrik in Bangladesch. "Das hat die Wegwerf-Gesellschaft wachgerüttelt und eine andere Wertschätzung für die Sachen wieder ins Bewusstsein geholt". Ältere Kleidung hat zudem den Pluspunkt, durch das Waschen wesentlich schadstoffärmer zu sein als neue - abgesehen von reiner Ökokleidung.

Was die Kursteilnehmer aus ihren alten Sachen machen, ist jedem selbst überlassen. Von Knöpfen über Konservendosen hin bis zu Reißverschlüssen, alten Halstüchern oder Gardinenstoffen wird einfach alles mitgebracht. Nähvorkenntnisse sind dafür nicht zwingend erforderlich. Neben Alltagsdingen wie einem Nähkissen oder Aufbewahrungsbeuteln aus zusammengeschmolzenen Plastiktüten reicht die Bandbreite auch bis zu Kunstwerken.

"Man gewinnt eine neue Sensibilität dafür, was man mit den Sachen noch machen kann, statt dass man sie einfach wegwirft", erklärt Teilnehmerin Mechthild Heming (60). Sie hat sich bereits aus einem alten Teppich eine Tasche angefertigt. Aus alten Hemden und einem Reststoff Wollfilz ist eine neue, stylische Jacke entstanden. Entweder wird nach fertigen Schnittmustern gearbeitet, oder individuelle, anhand eigens entworfenen Schnittmustern genäht. "Beherzt zuschneiden ist dabei ganz wichtig", betont Heming mit einem Lachen.

Ihre Tochter Elisabeth Halip (25) ist ebenfalls vom Upcycling-Fieber gepackt. Aus einem schwarzen Oberteil hat sie ein Kleid in A-Linie für den Urlaub genäht. Das war Maßarbeit. Ihre neues Projekt: eine feine Bauchtasche. "So kann etwas auch zum neuen Lieblingsstück werden, weil man es selbst gemacht hat", ist Schulze überzeugt.

(lupi)
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