Remscheid Wenn Kinder alles durcheinander bringen

Remscheid · Wenn ein Paar ein Kind bekommt, ist nichts mehr so wie vorher. Der Rhythmus des Lebens nimmt einen neuen Takt auf. Für manche Eltern führt diese Veränderung an den Rand der Überforderung. Es gibt viel zu besprechen und zu regeln. Die Beratungsstelle Pro Familia an der Winkelstraße 2a steht dabei unterstützend zur Seite. 264 Mal auf diesem Feld im vorigen Jahr, wie der Jahresbericht ausweist.

 (v.l.) Kerstin Hohs, Carmen Manstein und Barbara Servos arbeiten im Beraterteam von Pro Familia.

(v.l.) Kerstin Hohs, Carmen Manstein und Barbara Servos arbeiten im Beraterteam von Pro Familia.

Foto: Peiseler

"Die Möglichkeiten der Lebensgestaltung sind vielfältiger geworden als noch vor zehn Jahren", sagt Psychologin Kerstin Hohs. Wer kümmert sich wann um das Kind? Wie geht es beruflich weiter? Sollen wir zusammenziehen oder nicht? Das sind nur ein paar Fragen, mit denen sich die Beraterinnen gemeinsam mit den Klienten beschäftigen. Aus sozialrechtlicher Sicht bietet das Elterngeldgesetz von 2015 eine Fülle an individueller Gestaltungsfreiheit, um Familienleben und Beruf miteinander zu vereinbaren. "Das ist für alle Neuland", sagt Sozialarbeiterin Barbara Servos. Bekannte oder Eltern kann man nicht fragen, welche Anträge für die verschiedenen Phasen gestellt werden müssen. "Da gibt es sehr viel zu beachten, vor allem bei Paaren, die noch von anderen Trägern unterstützt werden", sagt Servos. Ihrer Beobachtung nach bleiben bei allem emanzipatorischen Fortschritt doch meist Frauen während der Baby-Zeit zu Hause. Zwei Monate Elternzeit nehmen Väter gerne. Aber danach ist die Mutter wieder dran. Ein Hauptgrund für diese Entwicklung liegt in dem unterschiedlichen Einkommen. Die Männer verdienen meist mehr Geld.

Sechs Mitarbeiter arbeiten bei der Beratungsstelle. Die Stundenkontingente sind zwischen zehn und 37 Stunden unterschiedlich verteilt. 81 Prozent der Kosten übernimmt das Land. Die Kommune zahlt einen Zuschuss. Durch Kursgebühren muss Pro Familia auch Einnahmen erwirtschaften. Die Kosten in den vergangenen Jahren sind gestiegen, aber das Budget gleich geblieben. Die Finanzierung des Beratungsangebots wird immer schwieriger, beklagt das Team.

Die Schwangerschaftskonfliktberatung gehört zu den Kernaufgaben von Pro Familia. Mit 208 Konfliktberatungen im vorigen Jahr liege man auf dem Niveau der Vorjahre. Die größte Gruppe der Frauen und Männer, die Beratungsbedarf haben, ist zwischen 27 und 34 Jahre alt.

Ein "normales" Bild von Liebe und Sex soll den Jugendlichen vermittelt werden. Das Angebot ist eine Ergänzung zum Schulunterricht. "Bei uns können Jugendliche Fragen stellen, die sie sich bei einem Lehrer nicht zu stellen trauen", sagt Servos. Trotz Internet und sexualisierter Medien - das Wissen um Sexualität sei nicht besser geworden, sagt die Beraterin.

(RP)
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