Remscheid Wenn Gegensätze kollidieren

Remscheid · Das Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensemble verschaffte der Klosterkirche mit "Irgendwas mit Menschen" viele Lacher.

 Heiko Seidel und Naike Kuhl verstanden es wie die anderen Schauspieler, Tagesaktuelles mit viel Komik zu verbinden.

Heiko Seidel und Naike Kuhl verstanden es wie die anderen Schauspieler, Tagesaktuelles mit viel Komik zu verbinden.

Foto: Weitzdörfer

Volles Haus in der Klosterkirche - Grund dafür war am Freitagabend ein komödiantischer Besuch aus Düsseldorf. Das Ensemble des Kom(m)ödchens präsentierte sein neues Stück "Irgendwas mit Menschen". Das Quartett um Maike Kühl, Heiko Seidel, Martin Maier-Bode und Daniel Graf sorgte im Publikum mit seinem furiosen Auftritt immer wieder für große Heiterkeitsausbrüche.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Vier Elternteile, drei Väter und eine Mutter, stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Sie wollen eine Rede für die Abiturfeier des Nachwuchses schreiben. "Eine Rede, die alles enthalten soll, was wir der kommenden Generation mit auf den Weg in die Welt geben wollen", wie Kühl es auf den Punkt brachte. Ein hoher Anspruch, der vor allem auch daran zu scheitern droht, dass da vier Charaktere aufeinandertreffen, die sehr gegensätzlich sind.

Da ist der "Öko" (süffisant und ironisch: Maier-Bode), der "Kapitalist" (abgebrüht und immer in Eile: Seidel), das "Spielkind" (betrat zunächst als Darth Vader die Bühne: Graf) und die "Helikopter-Mama" (bezeichnet ihre Kinder auch mit 18 noch als "Mäuse": Kühl).

Dass da Welten kollidieren müssen, machte den Reiz des Stücks aus, das sich als eine äußerst gelungene Mischung aus Kabarett und Spieltheater präsentierte. Inszeniert hatte das Buch von Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Maier-Bode sehr gekonnt Hans Holzbecher.

Die Ideen sprudelten nur so aus dem Ensemble. Da wurde etwa eine an die Bundesliga-ARD-Halbzeitkonferenz angelehnte Bildungsministerkonferenz gespielt. Thema: Welches Bundesland hat die schlechteste Bildungspolitik? Ein dankbares Thema. Das aber mit einer gehörigen Dosis Humor durch den Kakao gezogen wurde: "Neuigkeit aus NRW: Eine Schülerin hat sich gemeldet, die an ihrer Schule beim Pisa-Vergleich ganz dicht an Finnland war", hieß es da etwa. Nur um süffisant zu ergänzen: "Halt, ein Missverständnis: Die Schülerin war nur mit drei dichten Finnen in Pisa."

Das Kom(m)ödchen zeigte sich politisch, das war der kabarettistische Anteil des Abends: "Die SPD hatte die Wahl zwischen Selbstmord und Selbstmord - und hat sich für Selbstmord entschieden", hieß es, und: "Horst Seehofer sagt direkt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Aber das tut Bayern ja auch nicht." Auch die Sozialkritik wurde bedient: "Leistungsgesellschaft - den Begriff kannst du ja in den Osterferien mal googlen", sagte der Öko zum Kapitalisten. Das sei, wenn eine Krankenschwester 1400 Euro verdiene und ein VW-Manager über eine Million.

Das Kom(m)ödchen-Ensemble war sich die Bälle so gekonnt zu, dass man im Publikum kaum zum Durchatmen kam. Das Theaterstück war die Klammer, die das Ganze zusammenhielt. Das Quartett auf der Bühne schaffte es, sowohl die aktuellen Themen als auch die Komik zu verbinden. "Irgendwas mit Menschen" - das war die gelungene Kombination aus Kabarett und Komödie.

(RP)
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