Remscheid Wenn am Lebensende nichts übrig bleibt

Remscheid · Die Leser der Bergischen Morgenpost können armen Heimbewohnern einen Weihnachtswunsch erfüllen.

Wer ein Leben lang gearbeitet hat, sollte den Ruhestand finanziell sorglos verbringen können - sollte man meinen. Das dies bei vielen Menschen nicht so ist, weiß Gabi Radig vom Sozialen Dienst in den Alten- und Pflegeeinrichtungen Haus Lennep und Stockder Stiftung. "Viele unserer Bewohner müssen mit einem Taschengeld von etwas mehr als 100 Euro auskommen. Davon sind dann der Friseur, die Fußpflege, Drogerieartikel und Zuzahlungen für Medikamente zu bezahlen. Da bleibt nichts, um mal zu sagen: Jetzt gönne ich mir mal etwas."

Dabei seien die älteren Menschen Zeit ihres Lebens fleißig und verantwortungsvoll gewesen. In der industriell geprägten bergischen Region hätten viele mit 14 oder 15 Jahren begonnen, in den hiesigen Firmen zu arbeiten. Die Familien wurden häufig alleine vom Lohn des Familienvaters ernährt. Eine auskömmliche Rente sei mit dem Verdienst als Arbeiter nicht aufzubauen gewesen. Manche waren mit kleinen Betrieben selbstständig. Dann kippte das Geschäft durch einen oder mehrere säumige Zahler und man stand plötzlich mit leeren Händen da. Und die Frauen seien häufig ganz und gar für die Kinder da gewesen und müssten heute mit einer kleinen Witwenrente zurechtkommen.

"Wenn man nach einem langen Arbeitsleben sagen muss, jetzt reicht die Rente nicht, dann ist das für die Menschen entwürdigend", weiß Gabi Radig aus vielen Gesprächen. Genauso belastend ist, wenn sich die Kinder am Heimaufenthalt beteiligen müssen. In solchen Fällen sei es häufig nicht mehr möglich, die Eltern auch noch außer der Reihe zu unterstützen. Umso dankbarer sind Heimleitung, Sozialer Dienst und die Senioren selbst, dass die Barmer GEK mit Unterstützung der Bergischen Morgenpost wieder eine Geschenkaktion startet.

"Unsere Bewohner können kaum glauben, dass es Menschen gibt, die bereit sind, ihnen als fremden Mitbürgern eine Freude zu machen.. Das ist ein Riesengeschenk für sie", erzählt Gabi Radig. So sind es oft sehr bescheidene Wünsche, die die alten Damen und Herren äußern. Bei vielen ist es schwer, ihnen einen Wunsch zu entlocken. Deshalb übernehmen diese Gepräche bewusst die Pflegekräfte und Betreuer, die die Senioren und ihre Bedürfnisse gut kennen.

Genauso werden Heimbewohner in die Aktion einbezogen, die sehr einsam sind. "Sind die Menschen hochbetagt, sind manchmal ihre Freunde und sogar ihre Kinder schon vor ihnen gestorben. Gerade sie brauchen Geborgenheit."

Werden dann die von den Remscheidern gespendeten Geschenke kurz vor Weihnachten bei einem Adventskaffeetrinken überreicht, kennt die Freude kaum Grenzen. Je nach den noch vorhandenen geistigen Fähigkeiten, werde noch wochenlang über das Präsent gesprochen und immer wieder hervorgeholt.

Im vorigen Jahr hat ein Bewohner der Stockder Stiftung eine Uhr geschenkt bekommen. "Die wird nun gehütet wie ein Augapfel", erzählt Gabi Radig lächelnd.

(bona)
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