Remscheid Was wird aus der Moll'schen Villa?

Remscheid · Kein Durchbruch in der Sondersitzung der Bezirksvertretung Lennep. Erben wollen Anbau, Bezirksbürgermeister spricht von "Salamitaktik".

Anfang Oktober hatte die Bezirksvertretung (BV) Lennep die Pläne für eine neue Nutzung der Mollschen Villa an der Heinrich-Hertz-Straße abgelehnt. Das Vorhaben eines Investors, der das stadtbildprägende Objekt von der Erbengemeinschaft kaufen möchte, sieht einen Anbau vor. Die Verbindung zum bestehenden Baukörper würde durch eine Art gläsernen Turm geschaffen. Dort könnten Treppenhaus und Aufzug eingerichtet werden. Die Entwürfe gefielen den Bezirksvertretern mehrheitlich nicht. Sie möchten, dass die Immobilie möglichst in ihrem jetzigen Aussehen einer neuen Nutzung zugeführt wird.

In der Sondersitzung der BV am Mittwochabend machte nun Gabi Wagner, die Mutter der drei minderjährigen Erben, deutlich, dass die Familie darauf angewiesen ist, das Haus kurzfristig verkaufen zu können. "Uns bleibt keine andere Wahl. Ohne einen Anbau werden wir die Villa nicht los", zeigte sie auf. So, wie das Haus einst erbaut worden sei, könne es von niemandem mehr genutzt werden.

Hohe Räume und eine riesige Wohnfläche mit Zimmern für Personal unterm Dach seien heute nicht mehr zu bewirtschaften. Daher verfolge der Investor, der auf die Revitalisierung von historischen Bestandsimmobilien spezialisiert ist, die Idee, das Haus in mehrere Wohneinheiten aufzuteilen und barrierefrei zu erschließen. Dies könne nur mit einem entsprechenden Anbau geschehen, der aber bestehende Gebäudeteile ersetzen werde und nicht auf freier Fläche auf dem rund 3.500 Quadratmeter großen Grundstück geplant sei. In dem angeschlossenen Baukörper sollen ebenso Wohnungen untergebracht werden.

"Ich bitte sie eindringlich zu überlegen, was sie uns damit antun", wandte sich die Vertreterin der Erbengemeinschaft bezüglich ihrer bislang ablehnenden Haltung an die Bezirkspolitiker. Überdies mahnte sie, dass man ja hier ein privates und kein öffentliches Vorhaben torpediere.

Bezirksbürgermeister Markus Kötter sprach von einer "Salamitaktik", mit der Eigentümer und Investor an die Politik herangetreten seien. "In dieser Dimension, wie das Ganze hier vorgestellt wurde, können wir das nicht mittragen", sagte er. Die Rolle, die die Stadtverwaltung bei dem Projekt gespielt hatte, wurde in den Reihen der Fraktionen ebenso hinterfragt. Die Verwaltung habe ausschließlich beratend zur Seite gestanden, aber keine Entwürfe für den möglichen Investor erstellt, betonte Jörg Schubert, Leiter des Bauordnungsamtes. Er gab zu bedenken, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Marktlage eine Veräußerung ohne zusätzliche Investition sehr unwahrscheinlich sei.

Roland Kirchner (W.i.R.) gab ihm Recht. "Über Geschmack lässt sich streiten. Wenn wir uns aber jetzt gegen diese Pläne stemmen, wird die Villa vor die Hunde gehen." Darauf hatte auch Gabi Wagner hingewiesen. Ein solch großes Gebäude müsse geheizt und in Schuss gehalten werden. Ansonsten sei es dem Verfall preisgegeben. Die Erben könnten die hohen Kosten nicht aufbringen. Rund die Hälfte des insgesamt 7000 Quadratmeter großen Grundstücks sind bereits verkauft. Dort sollen drei Stadtvillen gehobenen Standards mit insgesamt 15 Eigentumswohnungen entstehen.

(RP)
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