Remscheid Warum Familienforschung süchtig macht

Remscheid · Detektivischer Spürsinn und die Neugier auf die Ahnen treibt viele an. Helfer des Stadtarchivs geben wertvolle Tipps.

 Kompetenzteam im Stadtarchiv (von links): Hans Spitzer, Dr. Andreas Wallbrecht. Leiter des Historischen Zentrums, Stadtarchivarin Viola Schwanicke, Cornelia Ruppel und Christine Alexander.

Kompetenzteam im Stadtarchiv (von links): Hans Spitzer, Dr. Andreas Wallbrecht. Leiter des Historischen Zentrums, Stadtarchivarin Viola Schwanicke, Cornelia Ruppel und Christine Alexander.

Foto: Bernd Bussang

"Familienforschung macht süchtig", sagt Cornelia Ruppel. Die Linie ihres Mannes hat sie bis 1860 in Remscheid verfolgen können, dann führt die Spur nach Hessen. Den Vorfahren ihrer mütterlichen Linie, der Familie Jäntsch, folgte sie nach Sachen und konnte Nachweise bis ins Jahr 1550 führen. Kurios: Bei ihren Recherchen stellte sie bald fest, dass sie mit der Leiterin des Stadtarchivs, Viola Schwanicke, verwandt ist. "Über die Schawächter- Linie", wie beide bedeutungsvoll hinzufügen. Rund 6000 Personen hat Cornelia Ruppel inzwischen in ihrem Stammbaum verzeichnet.

Die Hückeswagenerin ist eine von drei ehrenamtlichen Helfern des Stadtarchivs, die ein neues Angebot für Familienforscher und solche, die es werden wollen, tragen. Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat, von 9 bis 13 Uhr, bietet das Archiv eine besondere Sprechstunde an. Während dieser können sich Nutzer des Archivs bei ihren Bemühungen zur Ahnenforschung beraten und helfen lassen.

"Familienforschung wird immer beliebter", sagt die Leiterin des Stadtarchivs, Viola Schwanicke. Doch das Hobby bindet Zeit, beim Forscher selbst, aber auch beim Archivpersonal. Das ehrenamtliche Trio springt in diese Lücke. Zum Beispiel als Lesehelfer. Denn viele Dokumente sind noch in alter deutscher Schrift verfasst, und es braucht Übung, sie sicher zu entziffern. Das Quellenmaterial, das den Weg zurück zu den eigenen Wurzeln weist, ist vielfältig: Alte Kirchenbücher, Familien- und Adresslisten, Orts-Chroniken, Polizeiakten und alte Zeitungsbände können ebenso Hinweise geben wie moderne Medien, etwa das Internet.

Wer sucht, muss wissen wie und wo - und das benötigt Erfahrung. Hans Spitzer spürt schon seit den 80er Jahren seinen Ahnen nach - mit großem Erfolg. Viele seiner Vorfahren waren Zinngießer. Bis ins Jahr 1590 führt seine Linie zurück zu einem "Johann Spitze". Allzu viel sagen die Quellen über ihn nicht. "Er war Bauer, seine Frau hieß Anna, sie hatten vier Kinder, und ein Sohn war Kirchmeister." 1649 starb Johann, soviel ist dokumentiert. Unter welchen Umständen ist nicht bekannt.

Doch das ist nicht immer so: "Ein Spitzer ertrank in der Wupper, weil er zu viel getrunken hatte", hat Hans Spitzer recherchiert. Ein Mitglied der Familie Ruppel soll erschlagen worden sein. Es sind die kleinen Geschichten, die oft in Randvermerken zu Tage treten. Christine Alexander hatte erste Geschichten dieser Art - zwei ihrer Großtanten starben bei einem Luftangriff 1943 - von ihrem 90-Jährigen Vater erfahren, bevor sie tiefer in die Materie einstieg. Ein altes Fotoalbum der Familie hatte sie neugierig gemacht. Seit 2010 arbeitet sie ehrenamtlich im Stadtarchiv.

Genealogie-Sprechstunde jeden 2. und 4. Donnerstag, ab 12. Mai, 9 bis 13 Uhr, Stadtarchiv, Hastener Str. 100. Anmeldung erforderlich unter Telefon 02191/162975 oder E-Mail: viola.schwanicke@remscheid.de

(bu)
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