Remscheid Vom Wunsch, geliebt zu werden

Remscheid · Theaterkurs der EMA beeindruckt mit der Eigenproduktion "Versuch nicht (auf) zu fallen."

 Es ist zum Haare raufen. Über den Wert von Vertrauen und Akzeptanz hat der Theaterkurs des neunten Jahrgangs an der EMA ein Theaterstück entwickelt.

Es ist zum Haare raufen. Über den Wert von Vertrauen und Akzeptanz hat der Theaterkurs des neunten Jahrgangs an der EMA ein Theaterstück entwickelt.

Foto: Jürgen Moll

Mit einer beeindruckenden Eigenproduktion mit dem Titel "Versuch nicht (auf) zu fallen", überraschte am Mittwoch der Theaterkurs der neunten Jahrgangsstufe des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums.

Was macht es mit uns, das Gefühl von Vertrauen oder Misstrauen? Wie verändert es uns und was passiert, wenn wir von lieben, vertrauten Menschen nicht gehalten oder gar fallen gelassen werden. Mit diesen Fragen hatten sich unter der Leitung von Theaterpädagogin Beate Rüter die 22 Neuntklässler des Theaterkurses mehrere Monate beschäftigt, Texte geschrieben, eigene Erfahrungen mit eingebracht und Szenen entwickelt.

Es ist ein Thema, das nicht nur bei der Jugend Dauerpräsenz zeigt, sondern auch ständiger Begleiter für jeden in unserer heutigen schnelllebigen und oftmals sehr oberflächlichen Gesellschaft ist.

Umso beeindruckender war es, die jungen Schüler, barfuß und ganz in schwarz gekleidet, mit einer überraschenden Reife in ihrem selbstentwickelten Stück zu erleben, das den Besuchern den Spiegel vorhielt. Jeder dieser Schüler verkörperte ein austauschbares Individuum, mal beliebt, mal verstoßen. Eine Situation, die jedem wiederfahren kann. Wer lebt schließlich ohne Vorurteile? Diese Erkenntnis reifte schnell, nachdem die Theatertruppe in kurzen, aber prägnanten Szenen die koreanische Parabel "Der Axtdieb" zeigte. Ein Holzfäller hat einen Nachbarsjungen beschuldigt, der Dieb seiner Axt zu sein. Anzeichen dafür sieht der Holzfäller in der Sprache und Gangart des Jugendlichen. Als er schließlich seine Axt wiederfindet, die der Holzfäller lediglich verlegt hatte, sieht er den jungen Mann, der immer noch ging und sprach wie vorher auch, nicht mehr mit denselben Augen. Die Schüler präsentierten außerdem Szenen nach Texten von Bertold Brecht und Franz Kafka, die ebenfalls zu diesem Themenkomplex passten.

Am Ende saßen alle 22 Jungschauspieler auf der Bühne und gaben in einem Gespräch untereinander ihre eigenen Gedanken wieder - und verarbeiteten so das zuvor Gespielte. Und ihr Fazit hätte nicht deutlicher ausfallen können: Sie wünschen sich den Glauben an die Menschheit zurück, Vertrauen in die Gesellschaft. "Aufgefangen werden, das ist was wir wollen. Jemand der uns liebt, egal was passiert. Warum muss man erst fallen um aufgefangen zu werden?"

(sebu)
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