Remscheid Viel Geschick für schöne Töne

Remscheid · Peter Räupke stimmt und repariert Klaviere in seiner hauseigenen Werkstatt am Rosenhügel.

 Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung helfen bei der Reparatur eines Flügels. Peter Räupke ist ein versierter Fachmann, der manches Instrument durch eine Generalüberholung wieder zu einem wundervollen Klang verholfen hat.

Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung helfen bei der Reparatur eines Flügels. Peter Räupke ist ein versierter Fachmann, der manches Instrument durch eine Generalüberholung wieder zu einem wundervollen Klang verholfen hat.

Foto: jürgen moll

Wer die Klavierwerkstatt von Peter Räupke betritt, sieht selten ein komplettes Klavier, sondern eher Einzelteile. Meistens baut er das Instrument auseinander wie zum Beispiel einen Flügel von 1911. Momentan nimmt er sich die Tastatur und die 88 Hammerköpfe vor.

Bei diesen Punkt lässt er die Kunden selbst mitentscheiden, da sich der Klang durch eine unterschiedliche Filzhärte der Hammerköpfe sehr stark variieren ließe. Diese Hammerköpfe, die beim Spielen gegen die Saiten klopfen, und auch andere Mechanikteile kauft er von Firmen.

"Solch eine Reparatur ist mit sehr viel Aufwand verbunden, da man den ganzen Flügel erst auseinander und nachher wieder zusammen bauen muss", erklärt der Klavierbauer. Normalerweise braucht er für eine Generalüberholung sechs bis sieben Monate. Deshalb rät er Klavierspielern dazu, sich lieber ein neues Instrument zu kaufen. Denn der Preis einer umfassenden Reparatur, für die er einen Kostenvoranschlag macht, liege oft genauso hoch. "Kunden lassen den Flügel oder das Klavier nur reparieren, wenn sie einen Bezug dazu haben, weil ihnen sonst auch der finanzielle Aufwand zu groß ist", erzählt Räupke, der sich langsam aus dem Beruf in den Ruhestand zurückzieht.

Wenn er feststellt, dass der Klavierbesitzer wirklich sein altes Instrument behalten möchte, dann arbeitet er mit sehr viel Freude daran. Er wisse dann, dass das Klavier noch lange geliebt und gespielt wird - das fasse er als eine Bestätigung für den Wert seiner Arbeit auf.

An seinem Beruf schätzt der 65-Jährige besonders, dass ein Klavierbauer immer kreativ sein müsse und die Arbeit sowohl fein als auch grob ist. "Jeder Tag ist anders. Die Kunden sind immer unterschiedlich. Auch die Instrumente, an denen ich arbeite, sind nie gleich, so dass ich sehr viel Abwechslung bei der Arbeit habe", beschreibt Räupke seinen Beruf.

Die einzelnen Werkschritte hält er immer fotografisch fest, damit die Auftraggeber diese nachvollziehen können und einen Vergleich zu vorher haben. Außerdem können sie jederzeit bei ihm vorbei kommen und zuschauen, wie er an dem Instrument arbeitet.

Wer Klavierbauer werden möchte, muss nicht unbedingt selbst Klavier spielen, sagt Räupke. Allerdings sei es hilfreich, musikalisch zu sein, handwerkliches Geschick ist für den Beruf aber unverzichtbar.

Räupke hat zwar ein bisschen Akkordeon und Klavier gespielt, aber eigentlich wollte er wie sein Vater Schreiner werden. Dieser habe ihm das allerdings aufgrund eigener Erfahrungen in diesem Beruf nicht erlaubt. Deshalb ging er zur Berufsberatung und entschied sich zur Ausbildung bei der Klavierbauerfirma Ibach.

Heute erinnert er sich immer noch sehr gerne an seine Zeit bei Ibach. "Die Firma ist für mich wie eine Familie geworden. Ich konnte dort zum Glück noch sehen, wie ein Klavier von Anfang bis zum Ende gebaut wird. Wer heute die Ausbildung macht, sieht das nicht mehr, weil die meisten Firmen an unterschiedlichen Standorten die Klaviere fertigstellen", erklärt der Remscheider.

Noch vor 40 Jahren war ein neues Klavier von Ibach umgerechnet 10 000 Euro wert. Danach kamen allerdings asiatische Tasteninstrumente auf den europäischen Markt, die nur 3500 Euro kosteten. "Für diesen Preis konnten deutsche Klavierbauer gerade einmal das Material bezahlen", sagt Räupke zur Konkurrenzsituation. "Leider kaufen viele Kunden heute lieber billige Instrumente, anstatt auf eine hohe Qualität zu achten".

(RP)
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