Remscheid Vaillant unterstützt Ultraläufer - 102 Kilometer durch den Regenwald

Remscheid · Er ist nicht der Schnellste, aber einer der Ausdauerndsten auf diesem Planeten. 295 Marathons stecken Friedhelm Weidemann in den Knochen. 31 Jahre rund um die Welt auf Schusters Rappen. Auch heute noch hat der Ultraläufer immer die "Laufschuhe im Gepäck", wie er seine Autobiografie betitelt hat.

 Durchhalten im unwegsamen Gelände — Friedhelm Weidemann stieg beim 12. Jungle Marathon ins Wasser.

Durchhalten im unwegsamen Gelände — Friedhelm Weidemann stieg beim 12. Jungle Marathon ins Wasser.

Foto: Vaillant

Der Mann ist ein Phänomen. Beruflich sitzt er im Dienst-Mercedes, fährt in Essen den Chef des Energiekonzerns Eon. Privat gibt er lieber mit seinen Füßen Gas. Seit Oktober und mit Unterstützung von Vaillant darf sich der 57-jährige Niedersachse beim illustren Seven-Continents-Club in Boston registrieren. Denn Friedhelm Weidemann war überall. In Europa, Asien, Afrika, Ozeanien, Nordamerika, Antarktis - und nun in Südamerika.

Beim 12. Jungle Marathon im Norden Brasiliens stellte sich der Langstreckler seiner bislang härtesten Herausforderung. Vier Tage und 102 Kilometer querfeldein durch den Regenwald. Die Firma Vaillant gab ihm dabei Starthilfe. Im Rahmen ihrer Kampagne "Orte, die es zu schützen gilt" lief Weidemann als Botschafter für eine intakte Klimawelt. Seinen Körper triezte er bei der Durchschlageübung auf markierten Pfaden bis über das Limit. Geplagt von Krämpfen, völlig dehydriert, der Schweiß permanent in Strömen fließend, sackte er auf der zweiten Etappe ohnmächtig nieder und bekam von den Tour-Ärzten am nächsten Checkpoint einen Tag Hängematte verordnet. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad, extremer Luftfeuchtigkeit und auf unwegsamem Gelände war sein Kreislauf kollabiert.

15 Stunden Schifffahrt entfernt von der nächsten Stadt Santarem, wollte Weidemann jedoch nicht als Verlierer aussteigen und schnürte die Laufschuhe erneut. Nach der eintägigen Zwangspause schlug er sich wieder durch die Wildnis parallel zu einem Nebenfluss des Amazonas, dem Tapajos. Die vierte Etappe, einen echten Marathon über 42 Kilometer, beendete er in neun Stunden. Eine weitere zum Abschluss hängte er hintendran, kam am Ende auf insgesamt 102 Kilometer. Die Finisher-Medaille war ihm als Lohn gewiss. Fazit des Weitgereisten: "Nie wieder. Dann lieber die Antarktis. Gegen die Kälte kannst du dich besser schützen."

Seither weiß Friedhelm Weidemann, dass Fortbewegung im Dschungel vieles bedeutet, nur oft nicht Laufen. Er kämpfte sich durch Sumpf, Matsch und paddelte mit seinem elf Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken durch trübes Wasser. "Bergauf im Busch kriechst du mehr auf allen Vieren, als dass du aufrecht vorwärtskommst", meint der unverwüstliche Dauerläufer.

Die Veranstalter um die Irin Shirley Thompson stellten 200 Helfer, Wasser und die medizinische Versorgung. Verpflegung mussten die 43 Teilnehmer aus aller Welt selbst mitbringen. Im Nationalpark kreucht und fleucht einiges. Von Schlangen bis zu Jaguaren. Allgegenwärtig waren Ameisen. Sie sorgten für eine 24-Stunden-Massage an seinem geschundenen Körper. "Die sind das Schlimmste und wirklich überall." Der Vaillant-Repräsentant mochte aber nicht klagen: "Wenn dich die wilden Bienen stechen, geht nichts mehr. Davor bin ich Gott sei Dank verschont geblieben."

Zwölf Abenteuerlustige gaben unterwegs auf. Ihren Zweck hatte die Tour de Force Fall erfüllt. "Die Artenvielfalt ist wirklich einmalig. Als Menschen dürfen wir uns nicht anmaßen, die Wälder dort abzuholzen oder zu vergiften", so Weidemann.

(RP)
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