Remscheid Unterricht mit Unterschieden

Remscheid · An der Gemeinschaftshauptschule Wilhelmstraße werden in einigen Klassen Förder- und Hauptschüler zusammen unterrichtet. In diesen Integrativen Gruppen kümmern sich gleich zwei Lehrer um die Bedürfnisse der Schüler.

Südbezirk Auf den ersten Blick läuft der Englisch-Unterricht in der 5b der Gemeinschaftshauptschule Wilhelmstraße ab wie in den meisten anderen Schulen auch. Beim Betreten des Klassenraums von Karin Rautzenberg erheben sich die Schüler von ihren Plätzen, begrüßen ihre Lehrerin im Chor und steigen mit einem kleinen Liedchen in den Unterrichtsstoff ein.

Beim Blick durch die Klasse wird aber schnell deutlich, dass es sich bei der 5b nicht um eine ganz gewöhnliche Klasse handelt. So sitzt im hinteren Drittel des Raums neben einem Schüler auch Sonderschullehrerin Jessica Held. Und das aus gutem Grund, denn in der Eingangsklasse der Gemeinschaftshauptschule werden zehn Förder- und neun Hauptschüler gemeinsam unterrichtet. Ein Angebot, das neben vier Grundschulen zurzeit nur noch die Hauptschule Rosenhügel in Remscheid anbietet.

Angenehme Atmosphäre

Dabei profitieren von diesem Konzept nicht nur die Förder-, sondern auch die Hauptschüler, ist sich Karin Rautzenberg sicher: "Die Hauptschüler lernen sehr schnell, dass nicht alle gleich sind und erweitern so ihre sozialen Kompetenzen." Was die Lehrerin damit meint wird im Lauf des Unterricht sehr schnell deutlich. Nicht nur, dass die Arbeitsatmosphäre ausgesprochen angenehm ist, auch der Umgang untereinander ist herzlich und freundschaftlich. Da wird auch schon mal beherzt zum Lineal und Stift gegriffen, wenn ein Mitschüler nicht rechtzeitig fertig wird.

Zudem hält Jessica Held immer einen besonderen Blick auf ihre Schützlinge, greift unauffällig aber bestimmt ein, wo Hilfe notwendig ist. "Die Förderschüler brauchen deutlich mehr Hilfe als der Rest der Klasse", erklärt die Sonderschullehrerin, "für viele sind schon einfache Arbeitsaufträge unverständlich."

Deshalb werden diese extrem oft wiederholt, hinzu kommen viele Regeln und Rituale, die den Kindern helfen sollen, den Unterricht zu strukturieren. "Viele sind orientierungslos, man muss ständig darauf achten, dass alle wissen, was sie zu tun haben", weiß Held. Darum wäre es auch optimal, wenn "wir vier paar Augen und fünf paar Arme hätten", erklärt Rautzenberg schmunzelnd.

Aber auch schon die Tatsache, dass die beiden Lehrerinnen im Team die Klasse betreuen, ist eine große Hilfe: "Wir können uns die Schüler aufteilen, was auch für die Hauptschüler ein großer Vorteil ist. In welcher Schule gibt es schon Klassen, in denen nur so wenig Schüler sind", verdeutlicht Rautzenberg. "So ist es uns möglich, jeden Schüler viel individueller zu fördern."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort