Remscheid Unsicherheiten bei den Chorpassagen

Remscheid · Für sein Antrittskonzert mit den Städtischen Chören aus Remscheid und Solingen hatte sich der neue Generalmusikdirektor Peter Kuhn ein ambitioniertes, bewegendes und chorisch äußerst anspruchsvolles Stück ausgesucht: die Messa da Requiem op. 38 von Giovanni Sgambati. Manch freier, instrumental ungestützter Einsatz und kurze a-cappella-Abschnitte, differenzierte Aufgaben für die verschiedenen Stimmgruppen und die Transparenz der Instrumentation machen dieses fin-de-siècle-Werk des römischen Lieblingsschülers von Franz Liszt zu einer nicht zu unterschätzenden Herausforderung, namentlich für den von Thomas Holland-Moritz einstudierten Chor.

Visionen des Jüngsten Gerichts

Der Chor sang im siebten Philharmonischen Konzert mit verstärkten Kräften, doch stets unforciert und vor allem mit bemerkenswert deutlicher Diktion. Kuhn machte das im Teo Otto Theater nicht zuletzt dadurch möglich, dass er strikt auf eine ausgewogene Balance zwischen Chor und Orchester achtete und die Bergischen Symphoniker während des Chorgesangs entsprechend zurückhielt. Gleichwohl hätten die beiden Formationen noch eine oder zwei gemeinsame Probe gut gebrauchen können, denn manche Passagen gerieten auch nicht immer ganz synchron. Trotz der einen oder anderen Unsicherheit bot besonders das chromatisch klangfarbenreiche "Dies irae" musikalisch eindringliche, mitunter bildhafte Visionen des Jüngsten Gerichts, wobei Kuhn Höhepunkte offensiv ansteuerte. Die einzelnen Stimmgruppen waren namentlich im liturgischen Gesang gefordert, aber auch im kammermusikalisch zarten, hell getönten Partien. Im "Libera me" mit seiner finalen Entscheidungsschlacht ums Seelenheil beflügelte Kuhn den Chor schließlich zu flehentlichen Bitten und sprechenden, gregorianisch anmutenden Kyrie-Rufen. Hier kam auch der Solist des Abends noch einmal zum Zuge, der lyrische Bariton Tobias Scharfenberger, der zur affektreichen Begleitung der Symphoniker mit seinem angenehm weichen Timbre Klageworte aus dem Buch Hiob artikulierte. In der Rolle des Opferpriesters steigerte er sich zu dramatischem Ausdruck.

Solo des Konzertmeisters

Die Symphoniker, deren Konzertmeister Mihalj Kekenj im Agnus Dei mit einem bestechend schönen Solo glänzte, knüpften dabei an den runden Mischklang an, mit dem sie eingangs schon die Tragische Ouvertüre von Johannes Brahms vorgestellt hatten: als symphonisches Vorspiel zum Requiem eines römischen Wagner-Jüngers.

Info Das nächste Philharmonische Konzert im Teo Otto Theater findet am 21. April statt mit Werken von Ernst von Dohnanyi,, Wolfgang Korngold und Alexander Zemlinsky. Die Leitung hat GMD Peter Kuhn.

(RP)
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